Fünf Schritte für den perfekten Start ins neue Jahr

Auch wer den vielen Kapitalmarkitausblicken zum Jahresanfang skeptisch gegenübersteht, sollte sein Portfolio fit für 2013 machen. Es winken höhere Erträge, zumindest jedoch eine sinnvolle Risikostreuung. 

Ali Masarwah 07.01.2013
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Auf den ersten Blick scheinen viele Grundsätze in der Welt des Investierens unlogisch. Etwa, dass ein untätiger Investor in der Regel bessere Erfolgsaussichten hat als ein „fleißiger“, der sein Portfolio ständig im Blick hat. Doch auf den zweiten Blick sind solche scheinbaren Widersprüche höchst logisch. Wenn Sie jeden Tag Ihr Portfolio überprüfen (oder, was noch schlimmer wäre, mehrmals täglich!) laufen Sie Gefahr, häufiger zu kaufen oder verkaufen, als es nötig ist. Dann fallen höhere Transaktionskosten und Steuern an. Zudem neigen aktionistische Investoren dazu,  der Performance der Top-Aktien und -Fonds der Vergangenheit hinterherzujagen. Wer aber überteuerte Aktien kauft, wird allzuoft von den Märkten bestraft!

Deswegen vertreten wir die Auffassung, dass Privatinvestoren ihre strategisch langfristig aufgesetzten Portfolios allenfalls ein- oder zweimal im Jahr auf den Prüfstand stellen sollten. Sinn und Zweck eines solchen Check-ups sollte es sein, das Depot auf Performance-Konsistenz zu überprüfen. Gibt es erklärungsbedüftige Ausreißer nach unten (oder oben)? Natürlich sollten Sie sich auch zeitnah vergewissern, ob Ihr Portfolio adäquat aufgestellt ist, wenn sich Ihre persönlichen Verhältnisse oder Ihre Risikotoleranz verändern. Ansonsten ist Ruhe die erste Anlegerpflicht!

Dabei gibt es eine kleine aber wichtige Ausnahme: Sie sollten Ihr Portfolio regelmäßig anpassen und Geld von gut gelaufenen Anlagen abziehen und in weniger gut gelaufene Aktien oder Fonds stecken. Warum? Mit dem so genannten Rebalancing stellen Sie die Ursprungs-Allokation Ihres Portfolios wieder her. Das ist ein sinnvolles antizyklisches Vorgehen, mit dem Sie tendenziell teure Anlagen abschmelzen und dafür bei tendenziell günstigeren Investments nachkaufen. 

Die folgenden fünf Schritte sollen Ihnen beim Check-up Ihres Portfolios helfen. 

1. Stellen Sie sicher, dass Ihr Portfolio die für Sie richtige Gewichtung der einzelnen Anlageklassen hat.

Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist die richtige Mischung aus den einzelnen Anlageklassen - also wie viel Geld Sie jeweils in Aktien, Anleihen und Cash investieren. Bei der genauen Analyse Ihres Portfolios hilft Ihnen das Morningstar Tool Instant X-Ray. Geben Sie in der Eingabemaske einfach die ISIN oder die WKN von Ihren Fonds ein und den Gegenwert dieser Position in Euro. Klicken Sie dann auf den Button „X-Ray anzeigen“. Sofort bekommen in der Ansicht „Überblick“ eine Aufstellung, die Ihnen zeigt, welchen Anteil Ihres Geldes Sie in die verschiedenen Anlageklassen investiert haben. Diese Auswertung sollten Sie dann mit Ihren Investitionszielen abgleichen. Haben Sie Ihr Portfolio zu lange laufen lassen und haben sich die Ursprungsgewichtungen aufgrund der Marktentwicklung verschoben? Dann könnte Handlungsbedarf bestehen.

2. Durchleuchten Sie Ihr Portfolio. 

Wenn Sie die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen überprüft haben, sollten Sie im nächsten Schritt Ihre Aktien- und Anleiheinvestitionen genauer anschauen. Mit Hilfe von Instant X-Ray bekommen Sie rechts oben auf der Seite die Morningstar Style Boxes angezeigt, zwei Quadrate mit neun Feldern. Diese Boxen repräsentieren Ihren Investitionsstil. Erwarten Sie nicht, dass Ihre Fonds gleichmäßig auf alle neun Felder verteilt sind, aber Sie sollten doch genauer hinschauen, wenn sich Ihre gesamten Investitionen in einer oder zwei Ecken ballen. Instant X-Ray zeigt Ihnen auch, wie stark Ihre Fonds in einzelne Branchen und Ländern unterwegs sind.

Wichtig ist auch zu überprüfen, ob Ihr Portfolio Klumpenrisiken aufweist. Auch das können Sie in Instant X-Ray nachvollziehen, indem Sie die Menü-Ansicht „Aktienüberschneidung“ anklicken. Sie bekommen dann angezeigt, ob und in welchem Ausmaß identische Wertpapiere mehrfach in den verschiedenen Fonds Ihres Portfolios vertreten sind. Aktienfonds mit Schwerpunkt europäische Versorger dürften viele Überschneidungen mit britischen Standardwertefonds und Dividendenfonds aufweisen, ebenso, wie globale Technologiefonds eine hohe Übereinstimmung mit US-Aktienfonds (Stichwort: Apple!) zeigen. Als grobe Faustregel gilt, dass eine Einzelaktie weniger als 5% eines breit diversifizierten Portfolios ausmachen sollte.

3. Kontrollieren Sie die Einzeltitel.

Nachdem Sie nun die Positionierung Ihres Portfolios insgesamt überprüft haben, sollten Sie die einzelnen Bestandteile einem Check-up unterziehen. Nutzen Sie die Suchfunktion oben auf der Morningstar-Webseite, um eine Übersicht der Berichte zu Aktien oder Fonds zu bekommen. Unsere qualitativen Fonds-Ratings geben Aufschluss über die Konsistenz von Investmentprozessen und die Qualitäten von Fondsmanagern (lesen Sie hier mehr). In unserem Online-Archiv können Sie schlussendlich auch über eine Stichwortsuche detailliertere Kommentare zu Firmen, Fonds und Anlagethemen recherchieren.

4. Der Blick auf die Kursentwicklung.

Es wäre ein großer Fehler, dem kurzfristigen Hin und Her der Kurse zu viel Bedeutung beizumessen, aber bei Ihrem Quartals- oder Halbjahres-Check sollten Sie auch einen Blick auf die Performance werfen: Welches Papier hat sich als der größte Gewinnbringer erwiesen, welches als die größte Belastung? Dabei sollte man nicht nur auf die Entwicklung seit Jahresbeginn achten, sondern vor allem auch auf die langfristige Performance in den vergangenen drei oder fünf Jahren im Vergleich zu anderen Titel aus diesem Bereich. Wenn eine Aktie oder ein Fonds immer seinem Index hinterher hinkt, kann das ein Zeichen dafür sein, dass etwas im Argen liegt. Wenn dagegen der Grund, weswegen Sie dieses Wertpapier ursprünglich gekauft hatten, immer noch zutrifft, könnte eine schwache Entwicklung ein guter Zeitpunkt sein, günstig aufzustocken.

5. Planen Sie den nächsten Schritt.

Nun ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu planen. Wahrscheinlich werden Sie nicht auf ein Problem in Ihrem Portfolio stoßen, das Sie sofort angehen müssen. Sie sollten sich aber einen festen Termin für die Umschichtung einplanen. Viele nehmen sich Ihr Portfolio zum Jahresende vor, wenn man auch noch Verluste realisieren kann, um Kapitalgewinne an anderer Stelle auszugleichen. Sollten Sie aber zu einer anderen Zeit des Jahres mehr Zeit für eine Umschichtung haben oder aber eine zeitnahe Adjustierung anbieten, sollten Sie sich von üblichen Gepflogenheiten nicht beirren lassen. Steuerliche Fragen sollten auf keinen Fall der einzige Grund sein, wichtige Änderungen auf Portfolioebene vorzunehmen.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich