Französische Anbieter nehmen iShares in die Zange

Amundi-ETF bietet den günstigsten Spread für britische Aktien, ist aber eines der kleinsten Produkte. Der Morningstar ETF-Spread-Bericht.

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Der britische Premier David Cameron hat diese Woche für reichlich Gesprächsstoff gesorgt mit der Ankündigung, bis spätestens 2017 das Volk in Großbritannien über einen Verbleib in der Europäischen Union abstimmen zu lassen. Voraussetzung ist aber, dass er 2015 wiedergewählt wird. Es zeichnet sich also ein langer Wahlkampf ab, vielleicht der längste der Geschichte. Vielleicht will er aber von den eignen Problemen ablenken, denn die Insel leidet unter einer schwächelnden Wirtschaft, hoher Arbeitslosigkeit und steigenden Schulden. Einerseits.

Andererseits: Der Aktienmarkt Großbritanniens macht etwa ein Drittel des europäischen Marktes aus, und die Fraktion der Euroskeptiker ist nach wie vor groß.  Sollten Sie dazu gehören oder eine antizyklische Investmentstrategie verfolgen, kann Ihnen unser wöchentlicher Spread-Bericht dabei helfen, die Kosten einer UK-Wette gering zu halten.

Die Management-Gebühren sind bei den ETF-Kosten das Eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Gerade bei illiquiden Märkten fallen häufig relativ hohe Kosten an. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese häufig übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).

Insgesamt gibt es 21 Produkte auf britische Standardwerte. Die Anbieter greifen hierbei hauptsächlich auf den FTSE 100 Index und den MSCI UK Index zurück.

Der wohl bekannteste Index für Standardwerte in Großbritannien ist der FTSE 100 Index, der aus den 100 größten Unternehmen besteht und 85% der Marktkapitalisierung der London Stock Exchange abdeckt. Der MSCI UK Index besteht hingegen aus den 106 größten Unternehmen und unterscheidet sich bei der Sektoraufteilung zum FTSE 100 Index daher kaum. Für Investoren ist es aufgrund der vergleichbaren Marktabdeckung irrelevant, welcher Index ins Portfolio gelegt wird. Bei den Produkten schaut es hingegen anders aus.

In den 30 Handelstagen vom 6. Dezember bis 23. Januar weist der Amundi ETF FTSE 100-EUR mit 5 Basispunkten den engsten Spread auf. Interessant dabei ist, dass der ETF mit €17,6 Millionen an verwaltetem Vermögen mit Abstand zu den kleinsten Produkten gehört. Der größte ETF kommt, wen wundert es, von iShares. Der irische ETF ist mit einem Spread von 7 Basispunkten auf dem zweiten Platz. Auf Platz drei folgt der zweite französische Anbieter, Lyxor, mit einem Spread von 10 Basispunkten. Er ist damit bereits doppelt so teuer wie der der Konkurrenz aus Frankreich. Aber auch bei den Management-Gebühren gehört Amundi zu den günstigsten Anbietern.

Auf den weiteren Plätzen geht es dann Schlag auf Schlag, vom db x-trackers FSTE 100 mit einem Spread von 10 Basispunkten bis zum Lyxor ETF FTSE All Share auf dem letzten Platz mit einem Spread von 76 Basispunkten. Hierzu sollte erwähnt werden, dass der FTSE All Share aus über 600 Aktien besteht und dadurch einiges größer ist als der FTSE 100 Index. Dennoch kann der Riesen-Spread nur teilweise dadurch begründet werden, da z.B. der db x-trackers FTSE All-Share mit einem Spread von 13 Basispunkten oder der ComStage ETF FTSE All-Share TR mit einem Spread von 19 Basispunkten, wesentlich günstiger sind.

Interessant ist auch, dass sich die Kosten des iShares FTSE 100 je nach Domizil nicht nur bei den Spreads unterscheiden. Der in Deutschland domizilierte ETF kostet  11 Basispunkte pro Jahr mehr als sein irisches Pendant. Deutsche Anleger sollten sich also nicht davon blenden lassen, und nur einen ETF kaufen, weil dieser in Deutschland ansässig ist. Die „falsche“ Wahl kann sich langfristig deutlich in der Performance bemerkbar machen.

Zudem ist interessant zu sehen, dass es trotz des liquiden Marktes mehr Swap-basierte Produkte als physisch replizierende gibt.

Außerdem sollten Investoren bei der Kostenanalyse genau hinschauen und vor allem ihr Anlagezeitrum berücksichtigen, da es große Unterschiede bei den Kosten gibt. Vanguard bietet zwar einmal mehr die günstigsten Management-Gebühren an, berücksichtigt man jedoch die Spreads, bleibt das Produkt von Amundi günstigster. Das irische iShares Produkt bietet wiederum zwar mit den engsten Spread, ist aber bei den Management-Gebühren viermal so teuer wie das günstigste Produkt von Vanguard. Der Vergleich lohnt sich also.

 

 

 

 

 

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.