Die Tücken bei Währungs-ETCs beleuchtet

Es erscheint auf den ersten Blick so einfach: Mit ETCs lässt sich auf Währungen spekulieren. Aber leider ist die Realität nicht immer so schön, wie die griffigen Marketing-Stories klingen.

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Währungen können die Performance einer Anlage sowohl positiv als auch negativ stark beeinflussen. So lag die annualisierte Rendite des MSCI World NR USD Index der letzten drei Jahre bei 6,7 %. Gemessen in Euro, erzielte der MSCI World NR Index eine jährliche Rendite von 10% und damit kumuliert 11,7 % mehr als der in US-Dollar gemessene Index. Exchange Traded Commodities (ETCs) haben laut Anbietern den Anspruch, Portfolios gegen Währungsschwankungen abzusichern. Unter welchen Umständen für wen diese Produkte sinnvoll sind, wollen wir uns näher anschauen.

Produktkonstruktion

Bevor wir uns dem eigentlichen Thema widmen, betrachten wir zunächst die Konstruktion eines Währungs-ETCs anhand eines konkreten Beispeils, um die Funktionsweise besser zu verstehen.

Für unseren Zweck nehmen wir den Swap-basierten ETFS Long EUR Daily Short USD von ETF Securities, Marktführer bei ETCs, unter die Lupe. Der ETC bildet den MSFX Long Euro Total Return Index ab, mit der Zielsetzung, den Euro/US-Dollar-Wechselkurs inklusive lokaler Zinsen abzubilden. Der MSFX Long Euro Index (TR) spiegelt dabei die Rendite eines vollbesicherten Investments in täglich rollierenden Forward-Kontrakten auf das Währungspaar wider. Zusätzlich wird das Zinssatzgefälle berücksichtigt, sofern es im Forward-Kontrakt integriert wurde.

In der Theorie repliziert der ETC also das, was er soll – nämlich die Wechselkursentwicklung vom Euro zum US-Dollar.

Ist immer drin, was draufsteht?

Wie so oft im Leben kommt es in der Praxis anders, als die Theorie erwarten lässt. Der Euro hat in den letzten drei Jahren 7,7 % gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren. Theoretisch sollte der Beispiel-ETC ungefähr8,9 % verloren haben (7,7% plus eine jährliche Management-Gebühr von 0,39% über drei Jahre). In der Praxis hat er jedoch 10,6% eingebüßt. Da die Performance nicht nur vom Spot-Preis abhängt, sondern auch vom Zinsgefälle und der Rendite der hinterlegten Sicherheiten des Forward-Kontraktes, kann es zu Abweichungen kommen, wie das untere Schaubild zeigt.

Berücksichtigt man jedoch zusätzlich die Kosten, die nicht in den Management-Gebühren enthalten sind, wie z.B. die Swap-Kosten, liefert der ETC über den Anlagezeitraum eine akzeptable Rendite relativ zur Benchmark. Schaut man sich einzelne Handelstage an, dann kann die Rendite verhältnismäßig weit von der Benchmark abweichen. Am 4. Januar 2011 verlor zum Beispiel der Euro gegenüber dem US-Dollar 0,3% an Wert. Der ETFS Long EUR Daily Short USD ist hingegen um 1,2 % gestiegen. Es kann also nicht immer eine 1:1-Abbildung (abzüglich Gebühren) des Wechselkurses garantiert werden. Vorsicht ist geboten!

Sind Währungs-ETCs sinnvoll?

Generell können Währungs-ETCs zwei Rollen in einem Portfolio einnehmen. Zum einen können sie zu Spekulationszwecken eingesetzt werden. Der ETFS Long EUR Daily Short USD lässt sich zum Beispiel nutzen, um auf einen schwächeren US-Dollar im Vergleich zum Euro zu wetten. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass Wechselkurse oft irrationale, schwer nachvollziehbare, kurzfristige Bewegungen aufweisen.

Im Gegensatz zur geläufigen Marktmeinung repräsentieren Spekulanten nur 10 bis 25% der Aktivitäten am Devisenmarkt. Die restlichen Investoren sind große multinationale Unternehmen, die sich gegen Kursschwankungen absichern möchten, Zentralbanken oder Touristen. Diese Investorengruppe ist also weniger daran interessiert, einen Gewinn zu erwirtschaften und agiert aus verschiedenen, meist schwer vorhersehbaren Gründen. Heißt im Klartext: Beim Spekulieren mit Währungen haben sich schon viele Anleger wegen der erratischen Verläufe die Finger verbrannt. Daher sollten insbesondere Privatinvestoren lieber zweimal überlegen, ob sie das Risiko eingehen. Außerdem ist die Spekulation erst mit einem Hebel richtig profitabel, was wiederum eine ganz andere Problematik birgt – später dazu mehr.

Währungs-ETCs können auch eingesetzt werden, um ein Portfolio gegen Kursschwankungen abzusichern. Zumindest in der Theorie. In der Praxis ist das jedoch nur bedingt sinnvoll, da für jeden Euro, der abgesichert werden soll, einer investiert werden muss. Sollen also 10.000 Euro mit einem ETC besichert werden, müssen hierzu weitere 10.000 Euro investieren werden, und das ist aus Sicht der Opportunitätskosten sicher nicht der effizienteste Weg, Geld anzulegen.

Es gibt zwar auch Hebelprodukte, aber auch diese sind wiederum mit anderen Problemen verbunden. Zum einen ist bei UCITS-konformen Produkten maximal ein zweifacher Hebel zulässig; sprich, es wären immer noch 5.000 Euro, nötig, um die 10.000-Euro-Position abzusichern. Aufgrund der täglichen Glattstellung des Hebels kann die Rendite zudem wegen des sogenannten Zinseszinseffektes stark von der erwarteten Rendite, z.B. zweimal die Rendite des Referenzwertes, abweichen. Dies trifft insbesondere in Zeiten hoher Volatilität zu.

Der Zinseszinseffekt ist dabei auf die Indexkonstruktion zurückzuführen: Während bei Long-only-Indizes Investoren vom Zinseszinseffekt profitieren, wird bei Hebelprodukten die Basis der Renditeberechnung täglich zurückgesetzt, so dass der Zinseszinseffekt aufgehoben wird. Ein ganz simples Zahlenbeispiel soll dies verdeutlichen. Bei einer angenommenen annualisierten Volatilität von 16% steht der Long-only-Index nach 30 Handelstagen bei 102,55. Der zweifach gehebelte Index schließt jedoch bei nur 100,54, sollte aber aufgrund des Hebels der Idee nach bei exakt 105,1 stehen.

Fazit

Sollten Investoren eine Fremdwährungsposition im Depot kurzfristig absichern wollen und über freie Mittel verfügen, kann das via ETCs sinnvoll sein. Eine Haltedauer von mehr als 3 Monaten wäre für einen Währungshedge indes zu kapitalintensiv. Wegen der Zinseszins-Problematik sollte von Hebelprodukten jedoch Abstand genommen werden. Bei einer langfristigen Währungsabsicherung empfiehlt es sich, wenn ein solches Produkte vorhanden ist, einen ETF mit integriertem Währungsschutz zu bevorzugen. Ansonsten können unbesicherte Fremdwährungen auch als Diversifikation des Portfolios gesehen werden; sprich, Anleger können getrost auf die Währungsabsicherung gänzlich verzichten.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.