Banken-ETFs: gutes Beta, schlechtes Beta

Wer auf eine Entspannung der Schuldenkrise und positive Wirtschaftsdaten 2013 hofft, kann mit ETFs auf den europäischen Bankensektor eine taktische Wette eingehen. Doch was ist mit den Kosten? Der Morningstar Bericht über Spreads und andere ETF-Gebühren. 

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Seit der Pleite von Lehman Brothers im September 2008 stehen Banken im Fokus der Gesellschaft, genauer gesagt: im Hagel der Kritik. Die risikoreichen Geschäfte, die staatlichen Rettungsaktionen und auch inadäquate Managergehälter haben das Image der Kreditinstitute ruiniert. Das hat sich auch in einer Achterbahnfahrt bei den Bankaktien niedergeschlagen. Ungeachtet des derzeitigen Höhenflugs am Aktienmarkt sind die Aktienkurse europäischer Banken noch meilenweit von ihren Höchstständen entfernt. 

Viele Banken handeln deutlich unter ihrem fairen Wert

Doch Anleger können auch von der Schwankungsintensität der Bankaktien profitieren. Sie sind so genannte High-Beta-Titel und zeigen heftige Kursausschläge - im Guten wie im Schlechten. Nachdem es so viel Schlechtes über Banken zu berichten gab, könnte die Zeit für eine antizyklische Wette gekommen sein. Wenn viele Banken mit hohen Abschlägen zum inneren Wert gehandelt werden, dann überwiegen vermutlich die Chancen. Die Deutsche Bank zum Beispiel notiert ca. 20% unter dem von unseren Analysten taxierten fairen Wert. Da Einzelwerte aber sehr risikoreich sind, bieten Sektor-ETFs solchen Anlegern einen diversifizierten Zugang zum Bankensektor, die an eine nachhaltige Kurserholung der Banken glauben, das Risiko eines Einzelinvestment jedoch meiden möchten.

Neben dem eigentlichen Kurswert, sollten Anleger aber auch die Kosten eines ETF im Blick behalten - unser wöchentlicher Bericht über die Kosten ausgewählter ETF-Segmente soll Ihnen dabei helfen.

Die Management-Gebühren sind bei den ETF-Kosten das Eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Gerade bei illiquiden Märkten fallen häufig relativ hohe Kosten an. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese häufig übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).

Zwar bieten die meisten ETF-Anbieter in Europa Produkte auf den Bankensektor an, die Auswahl der Indizes ist jedoch eher bescheiden. Insgesamt machen die Anbieter grosso modo von zwei Indizes Gebrauch, wobei es den einen, den STOXX Europe 600 Banks, in leicht unterschiedlichen Ausprägungen gibt.

Der STOXX Europe 600 Banks Index leitet sich aus dem STOXX Europe 600 Index ab und umfasst alle Banken dieses Indexes. Derzeit besteht der Branchenindex aus ca. 45 Banken, wobei 36% auf Finanzwerte in Großbritannien entfallen. Für Investoren, die bevorzugt auf Banken aus der Währungsunion setzen möchten, sollten sich den EURO STOXX Banks Index anschauen. Dieser Teilindex leitet sich vom EURO STOXX Index ab und umfasst derzeit knapp 30 Banken. Jedoch machen spanische Banken fast 40% des Indexes aus.

Der STOXX Europe 600 Optimised Banks Index ist hingegen so konzipiert, dass er die oben angedeuteten Konzentrationsrisiken etwas reduziert. Der Index besteht derzeit aus 36 Banken, wobei Großbritannien mit nur 27% gewichtet ist.
Eine „Außenseiterseiterrolle“ hat der MSCI Europe Banks Index, der wesentlich seltener von ETFs als Underlying verwendet wird. Dieser leitet sich vom MSCI Europe Index ab, besteht aus 50 Banken und gewichtet Großbritannien mit 45% am stärksten. Aber nicht nur bei der Ländergewichtung gibt es erhebliche Unterschiede, auch bei den Spreads sollten Investoren genauer hinschauen.

Tabelle: Spreads, Jahresgebühren, etc: Die Kosten von Banken-ETFs 

In den 30 Handelstagen vom 24. Januar bis 6. März weist der Lyxor ETF STOXX Europe 600 Banks mit 7 Basispunkten den engsten Spread auf, wie aus der oberen Tabelle hervorgehtt. Auf den Plätzen folgen die Produkte von db X-trackers sowie von iShares mit einem Spread von jeweils 8 Basispunkten. Berücksichtigt man jedoch zusätzlich die Management-Gebühren, ist der voll replizierende ETF von iShares um einiges teurer als die Swap-basierten Produkte der Deutschen Bank und Société Générale. Beim iShares Produkt handelt es sich übrigens um einen ETF, der nur Banken aus der Währungsunion enthält.

Optimierte Banken-ETFs haben hohe Handelskosten

Auf den weiteren Plätzen folgt der ComStage ETF STOXX Europe 600 Banks und der iShares STOXX Europe 600 Banks (DE) mit einem Spread von jeweils 10 Basispunkten. Abgeschlagen auf dem letzten Platz liegt der französische Anbeiter EasyETF mit einem Spread von 18 Basispunkten. Bei den Management-Gebühren ist der Anbieter jedoch etwas konkurrenzfähiger.

Die optimierten Produkte scheinen lediglich die Indexkonstruktion zu optimieren, nicht jedoch die Kosten für den Anleger. Mit Blick auf die Handelskosten landen diese ETFs auf den unteren Rängen.

Interessant ist zudem, dass sowohl bei iShares als auch bei Source der ETF auf Banken der Währungsunion engere Spreads aufweisen. Liegt das den britischen Aktien? Source verlangt jedoch bei beiden Produkten identische Management-Gebühren. iShares verlangt hingegen für das Produkt der Euro-Banken 2 Basispunkte mehr.

Auch bei der Kostenanalyse sind die Unterschiede erkennbar. Das günstigste Produkt kommt einmal mehr von ComStage – bei einer angenommenen Haltedauer von einem Jahr und konstanten Spreads. Auch bei diesem ETF-Segment stellt iShares zum wiederholten Mal die Produkte mit den höchsten Kosten. Investoren scheint das jedoch nicht zu stören: Der Marktführer hat in den vergangenen Jahren die höchsten Mittelzuflüsse von allen Anbietern am Markt verzeichnet.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.