Minimales Risiko = Maximale Kosten?

Verschiedene ETF-Anbieter bieten Produkte an mit der Zielsetzung, das Risiko zu minimieren. Auf geringe Kosten wird dabei jedoch nicht unbedingt Wert gelegt. Der Morningstar ETF-Spread-Bericht.

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Risikominimierung ist seit der Finanzkrise das Gebot der Stunde für immer mehr Anleger, die seit 2009 viel Geld in risikokontrollierte Fonds investieren. Da wollen  ETF-Anbieter nicht außen vor bleiben. Sie springen auf den fahrenden Zug auf und bringen immer mehr Strategieprodukte auf den Markt, die weniger Risiko als herkömmliche Aktien-Indizes versprechen. Dabei kommt bei diesen neuen Produkten der Kostenfaktor etwas kurz. Unser wöchentlicher Spread-Bericht hilft jedoch, kostenbewussten Anbietern bei der Auswahl.

Die Management-Gebühren sind bei den ETF-Kosten das Eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Gerade bei illiquiden Märkten fallen häufig relativ hohe Kosten an. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese häufig übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).

Ähnliche Produktnamen verdecken große Unterschiede bei der Konstruktion

Bis jetzt bieten drei ETF-Anbieter Produkte auf europäische, amerikanische, und globale Aktien sowie auf Schwellenländer-Indizes an. Der Ansatz der einzelnen Anbieter unterscheidet sich jedoch grundsätzlich voneinander. Investoren sollten also nicht nur die Kosten im Auge behalten, sondern zudem die unterschiedlichen Indexkonstruktionen genau verstehen.

iShares und Ossiam verfolgen beide einen Minimum-Varianz-Optimierungsprozess. Dabei wird eine Kovarianz-Matrix der einzelnen Aktien geschätzt, um ein Portfolio mit der geringsten Volatilität zu konstruieren. Bei einer sogenannten Kovarianz-Matrix werden die Korrelationen und die Volatilitäten von Aktien- oder Sektorenpaare geschätzt. Zusätzlich wird die Sektor- und Aktiengewichtung beschränkt, um Konzentrationsrisiken zu reduzieren. iShares orientiert sich in Bezug auf die Sektorengewichtung stark am Referenzindex, um nicht allzu sehr davon abzuweichen. Ossiam ist im Vergleich zum iShares ETF weniger restriktiv und orientiert sich nicht am Referenzwert, sondern limitiert die Gewichtung der Aktien und Sektoren unabhängig des zugrundeliegenden Index.

Der Ansatz von SPDR ist eine relativ einfache und nachvollziehbare Indexkonstruktion, die auf historisch realisierter Volatilität basiert. Da es jedoch keine Beschränkungen auf der Sektorenebene gibt, kann es zu starken Konzentrationen kommen. Eine detaillierte Analyse der verschiedenen Ansätze am Beispiel des S&P 500 Index können Sie hier nachlesen.

Tabelle: Im Handel nicht unbedingt günstig: Minimum-Volatility-ETFs

Aber nun zu den Handelskosten. In den 30 Handelstagen vom 26. Februar bis 10. April weist der iShares-ETF die engsten Spreads für europäische Aktien aus. In den USA kann hingegen Ossiam mit seinem Ossiam ETF US Minimum Variance EUR mit 20 Basispunkten den engesten Spread bieten. Die US-Dollar Version von Ossiam ist mit einem Spread von 48 Basispunkten hingegen wesentlich teurer. Investoren sollten also bei der Kostenanalyse auch auf die Währung achten.

Bei den globalen Aktien ist der iShares MSCI World Minimum Volatility mit einem Spread von 20 Basispunkten das einzige Produkt auf dem Markt und damit „konkurrenzlos günstig“. Auch bei den Schwellenländern bietet iShares mit einem Spread von 39 Basispunkten ein wesentlich günstigeres Produkt an, als Ossiam mit einem Spread von 58 Basispunkten.

Neben den Spreads sollten Investoren bei der Kostenanalyse - wie immer - auch die Management-Gebühren in Betracht ziehen, da es auch hier große Unterschiede gibt. Insgesamt bietet iShares bei den Management-Gebühren in jeder Region die günstigsten Produkte an. Bei einer reinen Kostenanalyse ist daher iShares der bevorzugte Anbieter. (Das ist eher eine Seltenheit: Zumeist gehört die BlackRock-Tochter mit Blick auf die Management-Gebühr eher zu den teureren Anbietern.) Diesem Vorteil steht jedoch die starke Orientierung am Referenzwert gegenüber. Das konterkariert jedoch in gewisser Weise der Zielsetzung der Strategie dieser Produkte. Investoren sollten daher die Indexkonstruktion genau verstehen und wissen welche Strategie sie verfolgen möchten, um für sie das beste Produkt auszuwählen.

 

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.