Rosige Zeiten am Fuji-san

Trotz der fulminanten Kursrally sehen einige Experten das Ende der Fahnenstange bei japanischen Aktien noch nicht erreicht. Bei aller Euphorie sollten dennoch die Kosten nicht aus dem Blick geraten. Der Morningstar ETF-Spread-Bericht.

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Die letzten zwei Jahrzehnte waren für Investoren in japanische Aktien verlorene Jahre. Der MSCI Japan Index stieg in dieser Zeit insgesamt um lediglich 7,2%, während der MSCI World Index um satte 280% nach oben schoss. Für japanische Investoren war dies auf Grund anhaltender Deflation weniger problematisch als für den Rest der Welt. Zudem hat in den letzten Jahren eine starke Währung und das Unglück in Fukushima japanische Unternehmen zusätzlich belastet.

Seit Mitte November 2012 zeigt sich das Land jedoch von einer anderen Seite, ganz zur Freude der Investoren. Seit der neue Premier Minister Shinzo Abe im Amt ist und sich das Ziel gesetzt hat, die Währung massiv zu schwächen, um der exportabhängigen Wirtschaft unter die Arme zu greifen und der Deflation entgegenzuwirken, hat die japanische Börse ein Kursfeuerwerk abgebrannt. Seit Mitte November ist der japanische Aktienmarkt – gemessen in Yen – um über 50% gestiegen, während die Währung um 20% gegenüber dem Euro gefallen ist. Doch vielen Experten muss das nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Ab nächster Woche steht die Berichtssaison an

Diese Woche fängt die Berichtssaison der japanischen Unternehmen zum ersten Quartal an. Aktienanalysten erwarten sowohl die besten Ergebnisse seit 6 Jahren als auch höhere Investitionen der Firmen und schüren damit Hoffnungen, dass die Erholung der Wirtschaft diesmal von Dauer ist. Wenn Sie der Meinung sind, dass der Zug noch nicht abgefahren ist und wir uns erst am Anfang der Reise befinden, hilft unser wöchentlicher Spread-Bericht, die Kosten zu minimieren.

Zum Hintergrund: Die Management-Gebühren sind bei den ETF-Kosten das Eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Gerade in illiquiden Märkten fallen häufig relativ hohe Kosten an. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese häufig übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).

Investoren bietet sich eine Hülle an Möglichkeiten, um in Japan zu investieren. Insgesamt gibt es 30 ETFs, die den japanischen Aktienmarkt abdecken. Dabei wird hauptsächlich der MSCI Japan als Referenzwert herangezogen. Aber auch der Topix und der Nikkei 225 stehen Investoren zur Verfügung.

Die großen Japan-Indizes auf einen Blick

Der MSCI Japan besteht aus den 320 größten japanischen Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden. Der Topix ist wesentlich breiter aufgestellt und bildet mit ca. 1,700 Unternehmen den gesamten japanischen Aktienmarkt ab. Beide Indizes werden anhand der Marktkapitalisierung gewichtet. Der Nikkei 225 Index bildet 225 japanische Unternehme ab, die aus den 450 liquidesten Unternehmen gewählt werden.

Beim Nikkei sind die Aktien, anders als sonst üblich, preisgewichtet. Diese Methode ist relativ einfach, da die Gewichtung der einzelnen Wertpapiere bestimmt wird, indem der jeweilige Preis durch die Summe der Preise aller Indexbestandteile dividiert wird. Lassen Sie uns dies anhand eines Beispiels verdeutlichen: Angenommen, wir haben wieder vier Wertpapiere A, B, C und D mit einem Preis von €10, €20, €30 bzw. €40. Sprich Wertpapier A wird mit 10% (€10/(€10+€20+€30+€40)) gewichtet, Wertpapier B mit 20% usw. Wertpapiere mit dem höchsten Preis werden also am stärksten gewichtet und haben daher den größten Einfluss auf den Indexwert.

In den 30 Handelstagen vom 12. März bis 24. April weist der ComStage ETF Nikkei 225 mit 10 Basispunkten den geringsten Spread auf. Bis zum viertplatzierten db x-trackers MSCI Japan UCITS ETF mit einen Spread von 12 Basispunkten liegen die ETFs in Punkto Geld-Brief-Spanne nahe beieinander.

Tabelle: Japan-ETFs: Von Spreads und anderen Kosten

 

 

Zu ETF von iShares klafft eine kleine Lücke von 3 Basispunkten auf. Von dort geht es dann in Trippelschritten bis zum Lyxor ETF Japan (Topix) und einem Spread von 49 Basispunkten. Lediglich das physisch replizierende Produkt von db X-trackers liegt mit einem Spreda von 82 Basispunkten weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Man könnte zwar argumentieren, dass physische Replikation bei einem preisgewichteten Index eventuell schwieriger ist als bei einem Swap-Produkt, der iShares Nikkei 225 ETF mit einem Spread von 15 Basispunkten lässt dieses Argument jedoch verblassen. Eventuell befindet sich db X-trackers noch auf einer Lernkurve, da diese Replikation noch nicht lange im Angebot der Deutsche-Bank-Tochter ist.

Zudem ist bei den Produkten von iShares zu sehen, dass die währungsbesicherte Version einen engeren Spread aufweist als der ETF mit Währungsrisiko. In der Vergangenheit haben wir auf Grund der zusätzlichen Hedgingkosten eher das Gegenteil beobachtet. Jedoch sind die Management-Gebühren bei der besicherten Version höher. Vielleicht werden ja hierdurch die Zusatzkosten des Hedgings subventioniert? Außerdem unterscheiden sich die Spreads bei dem währungsbesicherten ETF je nach Domizil; so hat der in Deutschland aufgelegte ETF von iShares auf den Nikkei mit 12 Basispunkten einen engeren Spread als der irische iShares-ETF auf den Nikkei. Das Gleiche trifft auf den iShares MSCI Japan (Acc) zu, dessen deutsche Version günstiger zu haben ist.

Die jüngste Vergangenheit zeigt, dass Investoren bei einer Anlage in japanische Aktien das Währungsrisiko nicht vernachlässigen sollten. Insbesondere die aggressive Politik, um die Währung zu schwächen, sollte bei der Anlageentscheidung mit einfließen. Ein schwacher Yen hilft zwar den Export-Unternehmen, jedoch nicht dem Euro-Investor.

Wie immer gehört bei der Kostenanalyse auch ein Blick auf die Management-Gebühren dazu, die je nach Anlagezeitraum stärker oder schwächer gewichtet werden sollten. Auch bei ETFs auf den japanischen Aktienmarkt lohnt sich ein Vergleich, da die Spreads zwischen 33 und 64 Basispunkten schwanken können und dadurch die eventuell höheren Spreads schnell kompensieren.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.