ETFs für lau – iShares macht es möglich

iShares hat sich mit Euroclear zusammengeschlossen, um Vermögensverwaltern und Privatbanken den ETF-Handel zu erleichtern –vorerst jedoch nur in den Niederlanden.

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neu gelisteten Indexprodukte.

iShares ETFs zum Nulltarif

Die BlackRock-Tochter iShares zielt immer mehr auf Privatinvestoren ab. Diese Strategie macht durchaus Sinn, denn es wird immer schwieriger alleine durch Produktinnovationen  neue Marktanteile zu generieren. Da jedoch der ETF-Markt in Europa noch zu über 90% von institutionellen Investoren dominiert wird, ergibt sich bei den Privatinvestoren immer noch enormes Wachstumspotenzial.

Wie diese Woche bekannt wurde, hat sich iShares mit Euroclear zusammengeschlossen, um den Vertrieb von derzeit 50 iShares ETFs über die FundSettle-Plattform für Vermögensverwalter und Privatbanken zu erleichtern bzw. verbessern. Die neue Plattform wird zunächst nur in den Niederlanden eingeführt, sie soll perspektivisch aber auch in anderen europäischen Ländern angeboten werden.

Mit der neuen Plattform können Investoren künftig ETFs genauso wie Fonds handeln, d.h. es fallen keine Börsen- oder Maklergebühren an. Hintergrund dürften unter anderem die neuen Regulierungen zu Kick-back-Zahlungen sein, die nächstes Jahr in den Niederlanden eingeführt werden. In Deutschland gibt es hingegen noch keine vergleichbaren Regelungen.

Letztendlich dürfte dies die ohnehin schon günstigen ETFs bei der Kostenanalyse noch attraktiver machen. Dazu sei jedoch angemerkt, dass ETFs in Deutschland über Sparpläne schon seit geraumer Zeit kostenlos gekauft werden können. Bleibt nur noch die Frage, ob die Liquidität der Produkte darunter leiden würde, wenn weniger über die Börse und mehr über die neue Plattform abgewickelt wird; sprich, könnten dann ETFs, genauso wie Fonds, nur noch einmal am Tag gehandelt werden?

STOXX jetzt auch in 3D

Der Schweizer Indexanbieter STOXX hat in dieser Woche einen weiteren Index auf den Markt gebracht. Im Gegensatz zur Libor-Alternative aus der letzten Woche, bildet dieser Index nun einen extrem kleinen Nischenmarkt ab. Der ETF soll es Investoren ermöglichen, an der Wertenentwicklung des boomenden Marktes für 3D-Drucker teilzunehmen. Interessant sind hierbei die Auswahlkriterien: Neben den üblichen Liquiditätsvoraussetzungen, muss ein Unternehmen mindestens 1% seines Einkommens durch 3D-Drucker generieren. Diese Bedingung ist so windelweich, dass der schwedische Möbelhersteller IKEA nach derartiger Definition auch als Restaurantkette durchgehen könnte. Wenn ein Unternehmen nur €1 je €100 in diesem Segment generieren muss, wo ist da bitte der Mehrwert für den Investor, der an diesem boomenden Markt teilnehmen möchte?

Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass Investoren die Marketing-Brille absetzen müssen und genau verstehen sollten, wie ein Index konzipiert ist. Immer seltener ist drinnen was drauf steht.

Interesse an der brasilianischen Inflation?

Um beim Thema „innovative“ ETFs zu bleiben. SPDR hat diese Woche einen inflationsindexierten ETF auf Schwellenländer auf den Markt gebracht (siehe auch im nächsten Abschnitt). Für mich stellt sich die Frage nach dem Mehrwert für Investoren. Zum einen funktionieren inflationsindexierte ETFs aus mehreren Gründen generell nur bedingt. Aber aus welchen Gründen sollte sich ein Investor gegen die Inflation in Brasilien absichern? Solange er nicht plant, dort zu leben, tangiert ihn die Teuerungsrate nicht wirklich. Vielmehr ist dieser ETF ein neuer Marketing-Trick. Eine höhere Inflation führt unter anderem zu einer schwächeren Währung – zumindest in der Theorie. Heißt im Klartext: Die Inflation steigt, die Währung fällt und der inflationsindexierte ETF sollte im Einklang mit der Inflation auch steigen. Es handelt sich also um eine andere Art der Währungsabsicherung, die jedoch nicht wirklich effektiv zu sein scheint. Ein währungsbesicherter Anleihen-ETF auf Schwellenländer wäre hier wahrscheinlich die bessere Wahl.

Lyxor schließt sich Amundi an

Wir hatten bereits berichtet, dass sich Amundi auf Grund anhaltender Kritik aus dem Geschäft mit Agrarprodukten zurückzieht und entsprechende Produkte vom Markt genommen hat.

Nun wurde bekannt, dass auch Lyxor dem Ruf folgt und eine Reihe seiner Produkte auf Rohstoffe, genauer gesagt Agrarprodukte, vom Markt nimmt. Diesen Produkten wird vorgeworfen, Lebensmittelpreise in die Höhe zu treiben und dadurch teilweise für die Hungersnot in den ärmeren Regionen der Welt verantwortlich zu sein.

Zwar streiten sich die Akademiker dieser Welt, ob dies wirklich der Fall ist, solange es aber einige Stimmen gibt, die dies so sehen, ist es für den Ruf der Firma sicherlich von Vorteil, sich von diesen Produkten zu trennen.

ETF Markt – die Neuemissionen

Der ETF-Arm von State Street, SPDR, hat den SPDR Barclays EM Inflation Linked Local Bond UCITS ETF and der Deutschen Börse auf den Markt gebracht. Damit haben Investoren erstmals die Möglichkeit, an der Wertentwicklung von Staatsanleihen einzelner Schwellenländer in lokaler Währung unter Absicherung von Inflationsrisiken teilzunehmen. Im Referenzindex, Barclays Emerging Markets Inflation Linked 20% Capped Index, sind inflationsgeschützte Anleihen aus Brasilien, Chile, Israel, Korea, Mexiko, Polen, Südafrika, Thailand und Türkei enthalten. Die Gewichtung eines einzelnen Landes ist auf 20% beschränkt.

Auch Lyxor ist diese Woche mit einem ETF auf Schwellenländeranleihen auf den Markt gekommen. Der Lyxor EM Local Currency Bond (DR) – UCITS ETF D-EUR gibt Investoren, die Möglichkeit an der Wertentwicklung von Anleihen aus den Schwellenländern teilzunehmen, jedoch wird hierbei die Inflation nicht berücksichtigt.

Amundi hat diese Woche in der Schweiz den Amundi ETF Topix EUR Hedged Daily auf den Markt gebracht. Dadurch haben Investoren die Möglichkeit, währungsgesichert an der Wertentwicklung japanischer Aktien teilzunehmen.

ETF Markt – Gewinner und Verlierer

Diese Woche konnte der Aktienmarkt von positiven Nachrichten und Wirtschaftsdaten profitieren. Zwar enttäuschten sowohl der Einkaufsmanager- und der Ifo-Index in Deutschland, jedoch konnte sowohl Italien als auch Spanien erfolgreich Anleihen platzieren. Zudem wählte Italien Giorgio Napolitano als Präsidenten wieder, was Hoffnungen schürte, dass der seit Februar andauernde politische Stillstand bald vorbei sein könnte. Außerdem konnte Großbritannien im ersten Quartal 2013 eine Rezession verhindern und es verhärten sich die Erwartungen, dass die EZB den Leitzins senkt.

Nach dem Einbruch des Goldpreises letzte Woche, hat sich dieser wieder etwas erholt und dadurch die Kurse der Goldminenaktien unterstützt. Gute Unternehmenszahlen und Ankündigungen, die finanzielle Situation verbessern zu wollen, haben Autowerte getrieben; alleine Peugeot stieg am Mittwoch um 10%.

Und wie immer, gute Nachrichten auf dem Aktienmarkt sind gleichbedeutend zu schlechten Nachrichten für Volatilitätsprodukte – unsere Verlierer der Woche.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.