Lyxor umarmt physische ETFs

Der französische ETF-Anbieter Lyxor bietet immer mehr physische ETFs an. Schleicht sich hier eine komplette Umstellung ein?

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neu gelisteten Indexprodukte.

Mutiert Lyxor zum Anbieter physischer Produkte?

In den letzten Jahren hatten Anbieter von Swap-basierten ETFs stark zu kämpfen. Als Folge haben db X-trackers und Lyxor nun beide Replikationsmethoden im Angebot – bis jetzt. Bei Lyxor könnte man geneigt sein davon auszugehen, dass sich der französische Anbieter sukzessive zum Anbieter von physischen ETFs mausert. In jüngster Vergangenheit hat Lyxor bei sieben seiner ETFs die Replikationsmethode von synthetische auf physische Abbildung umgestellt. Diesmal handelt es sich um Anleihen-ETFs der EuroMTS-Indexreihe mit verschiedenen Laufzeiten und einem globalen Investment-Grade Anleihen-ETF.

Je nach Anlageklasse ist meist eine Replikationsmethode besser als die andere, aber keine ist immer die beste. Auf Grund der schwierigen Preisfindung bei Anleihen und dem damit verbundenen Problemen des Hedgings macht eine physische Abbildung bei Anleihen-Indizes durchaus Sinn.

Vanguard setzt den nächsten Schlag gegen MSCI

Nachdem Vanguard letztes Jahr mit 21 seiner ETFs Marktführer MSCI als Benchmark den Rücken gekehrt hat und unter anderem zu FTSE gewechselt ist, ist man bei einigen Neuemissionen gleich zur Konkurrenz gegangen. Das US-Unternehmen hat für vier seiner neuen Produkte (siehe unten) Indizes der FTSE Group lizensiert. Damit bilden nun weltweit 200 ETFs FTSE-Indizes ab, darunter 11 von Vanguard.

Dies hat sicherlich keine so großen direkten Folgen wie beim Indexwechsel im letzten Jahr, langfristig dürfte sich aber der Preisdruck auf den Marktführer MSCI erhöhen. Lizenzgebühren sind die größten Einzelkosten eines ETFs. Jede Kostenreduzierung wirkt sich positiv auf die Kosten von ETFs aus – hoffentlich zur Freude der Investoren.

STOXX wird „smart“ in China

Der Indexanbieter STOXX hat diese Woche einen Index auf chinesische A-Aktien auf den Markt gebracht. Dabei werden die Unternehmen nicht wie üblich anhand der Marktkapitalisierung gewichtet, sondern gleich gewichtet. Dies hat zur Folge, dass große Unternehmen unter- und kleine Unternehmen übergewichtet werden. Investoren hoffen bei dieser Strategie auf eine Risikoprämie, die wegen der Nebenwerte winkt. Dieser Ansatz kann durchaus eine höhere Rendite erzielen, gleichzeitig weisen diese Indizes in der Regel eine etwas höhere Volatilität auf. Investoren sollten diesen Index daher samt Risiken und Chancen genau verstehen, bevor sie in diesen womöglich über einen ETF investieren.

Geduld bei BlackRock gefragt

Anfang des Monats hat die irische Wettbewerbsbehörde grünes Licht für die Übernahme von Credit Suisse ETF durch BlackRock gegeben. Mit der Übernahme würde der Marktanteil von iShares bei physischen ETFs bei ca. 75% liegen, im europäischen Gesamtmarkt würde iShares einen Marktanteil von fast 50% erreichen.

Obwohl Credit Suisse diese Woche bereits eine Pressemitteilung rausgeschickt hat, mit der Ankündigung, dass der Deal voraussichtlich bis zum 30. Juni unter Dach und Fach ist, könnte sich die britische Wettbewerbsbehörde noch zum Spielverderber mausern. Wie diese Woche bekannt wurde, benötigt die Aufsichtsbehörde 10 Tage Aufschub, um die Übernahme weiter zu prüfen. Ursprünglich war das Urteil für diese Woche Mittwoch angekündigt.

Da die irische Behörde bereits grünes Licht gegeben hat, dürfte die Übernahme auch in Großbritannien abgenickt werden. Wir sind dennoch gespannt, ob der Deal tatsächlich so glatt durchgehen wird.

Markt – die Neuemissionen

Diese Woche gab es eine Reihe an Neuemissionen. Allen voran Lyxor, der den Lyxor ETF Unleveraged S&P 500 VIX Futures Enhanced Roll gleich an drei Börsen auf den Markt gebracht hat. Der Referenzwert bildet ein Portfolio aus impliziter Volatilität der im S&P 500 enthaltenen Aktien über VIX Futures mit unterschiedlichen Laufzeiten und einer Einlage zur Federal Funds Effective Rate ab. Abhängig von der erwarteten Volatilität schwankt der Anteil des VIX Portfolios zwischen 50 und 100%.

UBS hat seinen UBS-ETF CMCI Composite in Mailand in beiden Anteilsklassen auf den Markt gebracht. Der Referenzwert bildet einen breiten Rohstoffkorb ab und diversifiziert dabei über die gesamte Laufzeitenkurve und reduziert dadurch die üblichen Probleme beim Rollen der Futures.

Der US-Anbieter Vanguard hat sein Produktangebot in Europa um vier Produkte an der Londoner Stock Exchange erweitert. Es handelt sich dabei ausschließlich um Aktien-ETFs, wobei einer sich auf globale Dividenden spezialisiert.

ETF Markt – Gewinner und Verlierer

Auf der Gewinnerseite finden wir diese Woche hauptsächlich Erdgas. Der Rohstoff konnte diese Woche von einem geringeren als erwarteten Anstieg des Inventars profitieren. Zudem erwarten Meteorologen in Teilen der USA eine Hitzewelle, was einen erhöhten Bedarf an Klimaanlagen und damit erhöhte Nachfrage nach Gas zur Folge hat.

Auf der Verliererseite finden wir fast ausschließlich japanische Aktien. Der Leitindex Nikkei 225 brach alleine am Donnerstag um 7,3% ein, nachdem der Aktienmarkt seit Oktober letzten Jahres eine beeindruckende Kursrally hinlegte. Schlechte Wirtschaftsdaten aus China und Spekulationen um einen erneuten Anleihenkauf der US-Zentralbank haben vor allem den japanischen Aktienmarkt belastet.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.