Alpha muss nicht immer teuer sein

Es begann alles mit Plain-Vanilla ETFs. Danach kamen sogenannte Smart-Beta-Produkte. Heute verfolgen einige ETFs Alpha-Strategien. Ein Blick auf die verschiedenen Ansätze - und was der Handel von ihnen kostet. 

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An Smart-Beta- und aktiv-ETFs scheiden sich die Geister. Es gibt nicht nur unterschiedliche Meinungen bzgl. des Nutzens solcher Produkte, sondern auch Meinungsdifferenzen bei der Definition, wann „Smart“ aufhört und „Alpha“ anfängt. Das Problem fängt schon bei der Deutschen Börse an, die aktive ETFs wie folgt definiert:

„Active ETFs beschränken sich nicht auf die einfache Abbildung der Wertentwicklung ihres Referenzindex. Sie verfolgen eine aktive Anlagestrategie. Eine solche Anlagestrategie kann darauf ausgerichtet sein, die Wertentwicklung eines Referenzindex zu übertreffen oder diese mit einer variablen Partizipationsrate nachzubilden.“

Auf Grund dieser Definition listet die Börse folgende 6 Produkte:

Unserer Ansicht gibt es jedoch weitere ETFs, die eigentlich als aktive ETFs bezeichnet werden sollten. So fehlen auf dieser Liste z.B. der Man GLG Europe Plus Source ETF oder der C-QUADRAT iQ European Equity ETF. Gleichzeitig sind Volatilitätsprodukte, trotz des quantitativen Optimierungsmodels, nicht unbedingt als aktiv zu betrachten.

Anfang der Woche war ich auf einer Veranstaltung von Swiss & Global Asset Management, Manager der Julius Bär ETFs. Swiss & Global hat hierbei einen interessanten Ansatz, um Smart-Beta von aktiven ETFs abzugrenzen. Jeder ETF, der nur eine Alpha-Quelle hat, ist ein Smart-Beta-Produkt; und jeder ETF mit mehreren Alpha-Quellen wird als aktiver ETF bezeichnet. Stellt sich nun die Frage, wie man das Alpha zählt. Nehmen wir den C-Quadrat iQ European Equity ETF als Beispiel.

Der ETF verfolgt drei komplementäre Ziele: Er soll eine absolute Rendite erreichen, eine relative Outperformance gegenüber dem EURO STOXX 50 erzielen und Kapitalschutz in fallenden Märkten bieten. Dafür werden in einem positiven Marktumfeld EURO STOXX 50 INDEX-Futures gekauft (long). In einem negativen Marktumfeld wird der Index leerverkauft (short), bei Unklarheiten über den Marktverlauf nimmt das Modell eine neutrale Position ein. Unter bestimmten Bedingungen kann der ETF das 1,5 oder 2-fache vom EURO STOXX 50 Index Future haben, also den Index in die eine oder andere Richtung hebeln. Mehr zu dieser Strategie können Sie hier nachlesen.

Ein Alpha kommt von der Asset-Allokation; sprich man ist investiert oder nicht. Ist jedoch der Hebel in positiven Märkten eine neue Alpha-Quelle oder doch eher Teil der Asset-Allokation? Unabhängig von der Anzahl der Alpha-Quellen würde man das Produkt aber nicht als Smart-Beta bezeichnen, oder?

Das Beispiel soll zeigen, dass eine klare Abgrenzung im heutigen ETF-Markt fast unmöglich ist. Vielleicht sollte man aber auch einfach Abstand von der Terminologie des „Smart-Beta“ nehmen und alle Produkte, die nicht einen Markt auf Basis der Marktkapitalisierung abbildet, als aktive ETFs bezeichnen. Am Ende vom Tag kann auch ein Smart-Beta-Produkt Alpha liefern.

Aus unserer Sicht sollte die Liste aktiver ETFs an der Deutschen Börse daher eher wie folgt ausschauen:

Aber auch bei aktiven Produkten sollte man die Handelskosten im Auge behalten,da es auch hier signifikante Unterschiede geben kann.

Zum Hintergrund: Die Management-Gebühren sind bei den ETF-Kosten das Eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Gerade in illiquiden Märkten fallen häufig relativ hohe Kosten an. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese häufig übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).

Wir haben uns also diese Woche die Spread von aktiv gemanagten ETFs angeschaut, die an der Deutschen Börse gelistet sind. Zum Vergleich haben wir die Spreads vom größten ETF auf den Referenzmarkt herangezogen. Die fünf verschiedenen Ansätze sind in der unteren Tabelle durch horizontale rote Linien voneinander abgegrenzt.

Die Spreads für aktiv gemanagte Produkte sind ausnahmslos wesentlich weiter als die Spreads des größten ETFs auf den Referenzmarkt. Wohl gemerkt, für den Referenzmarkt wurde nicht das Produkt mit dem engsten Spread genommen, sondern eher ein repräsentatives Produkt für Investoren gewählt.

Die Gründe für die teilweise extrem weiteren Spreads sind schnell gefunden. Zum einen sind diese Produkte nicht sehr liquide, was meist zu hören Spreads führt. Des Weiteren ist es auf Grund der aktiven Komponenten für Market Maker schwieriger zu hedgen, was wiederum erfahrungsgemäß zu weiten Spreads führt.

Bei den Management-Gebühren ergibt sich ein anderes Bild. Während die Produkte von Source und C-Quadrat erwartungsgemäß höhere Management-Gebühren verlangen, sind die ETFs von Julius Bär in den meisten Fällen erstaunlicherweise günstiger. Jedoch sollte erwähnt werden, dass iShares ETFs regelmäßig zu den teuersten Produkten der ETF-Zunft gehören.

Bei den Schwellenländern ist der Unterschied sogar so groß, dass die höheren Spreads bei einer Haltedauer von einem Jahr wieder durch die niedrigen Management-Gebühren reingeholt werden.

Die Kosten für aktiv gemanagte Produkte sind also nicht so hoch, wie man vermuten möchte, jedoch lohnt sich das nachrechnen. Insbesondere in den effizienteren Märkten, wie z.B. in Europa, können die aktiv gemanagten Produkte bei den Handelskosten nicht mithalten.

 

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.