Die größten globalen Aktienfonds im Vergleich

Seit Ende Mai zeigen sich die Aktienmärkte von ihrer hässlichen Seite. Wir haben nachgeschaut, wie die größten zehn global investierenden Aktienfonds ausgerichtet sind – und welchen Erfolg sie dabei haben.

Ali Masarwah 09.07.2013
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Pünktlich zum Beginn der Turbulenzen an den Aktienmärkten haben wir Mitte Juni global investierende Aktienfonds unter die Lupe genommen. In unserem Beitrag „Bratwurst schlägt Kobe-Rind“ haben wir ermittelt, dass die in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Fonds eher träge auf die Ereignisse der vergangenen Monate reagiert haben. Abenomics? „Nur ohne meinen Fonds“, scheint das Motto der Fondslenker zu lauten, die offenbar der expansiven monetären und fiskalpolitischen Linie der neuen japanischen Regierung misstrauen. Japan-Aktien untergewichten und stattdessen lieber auf deutsche Aktien setzen, ist die bisher gängige Praxis. Untergewichtet waren auch USA-Aktien, während Schwellenländer und Rohstoff-Aktien (inklusive Gold) in den globalen Portfolios im Schnitt übergewichtet blieben (lesen Sie hier die vollständige Analyse).

So weit, so gut. Doch wie sieht es mit den größten global investierenden Aktienfonds aus? Wir haben uns die großen Fonds vorgenommen, die in mindestens einem deutschsprachigen Land zum Vertrieb zugelassen sind und haben die Strategien der Portfoliomanager unter die Lupe genommen. Dabei haben wir keine Indexfonds berücksichtigt und auch solche Produkte außen vor gelassen, die uns nicht regelmäßig ihre Portfolios zur Verfügung stellen. Aufmerksame Beobachter, die sich mehr Informationen etwa zum Multi-Manager-Fonds Russell World Equity erhofft haben, müssen wir deshalb enttäuschen; Russell liefert uns für diesen Fonds nicht diese zur Einschätzung der Investmentstrategie wichtigen Informationen. Eingeschränkt zufriedenstellend ist auch die Tatsache, dass wir für Fonds wie den UniGlobal, Carmignac Investissement und Templeton Growth quartalsregelmäßig und nicht monatlich die Zusammensetzung der Portfolios bekommen. Mehr wäre an dieser Stelle definitiv mehr!

Tabelle: Wo die größten global investierenden Aktienfonds investieren

 

Aber kommen wir nun zu unserer Fragestellung: Wie sind die großen Fonds aufgestellt? Referenzpunkt dieser Fragestellung, die wir im Folgenden aufrollen werden, ist die obere Tabelle. Im ersten Schritt schauen wir uns die regionale Aufstellung der großen Fonds an. Wie die Übersicht zeigt, halten sich die zehn größten aktive verwalteten Aktienfonds mit Vertriebszulassung in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Sachen Japan-Aktien zurück. Während im globalen Aktienindex MSCI World Japan-Aktien per Ende Mai mit knapp 9% vertreten waren und der Durchschnitt der globalen Aktienfonds immerhin 6,8% seiner Mittel in Japan-Aktien per Ende Mai investierte, waren die Manager der großen globalen Fonds deutlich zurückhaltender.

Kaum ein großer Fonds setzt auf Japan

Allenfalls der Carmignac Investissement und der Aberdeen Global World Equity hielten per Ende Mai substanzielle Japan-Quoten; inklusive Futures dürfte der Carmignac Investissement der einzige Fonds sein, der zeitweilig einen Tick mehr Nikkei im Portfolio hatte als der Index.

Allenfalls der Carmignac Investissement und der Aberdeen Global World Equity hielten per Ende Mai substanzielle Japan-Quoten.

Stichwort Japan: Dass der DWS Vermögensbildungsfonds I und der DWS Akkumula mit die niedrigsten Japan-Quoten der großen Fonds aufweisen, ist fast schon tragisch zu bezeichnen. Wir erinnern uns, dass der ehemalige Manager Klaus Kaldemorgen wiederholt auf eine Erholung japanischer Aktien gesetzt hatte.  Kurz vor der Atom-Katastrophe von Fukushima fand die Japan-Story in den seinerzeitigen Kaldemorgen-Fonds ihren Höhepunkt: Per Ende Februar 2011 waren Japan-Aktien im DWS Vermögensbildungsfonds I mit 13,5% gewichtet, im DWS Akkumula sogar mit knapp 15%. Nach Fukushima schien Kaldemorgen allerdings sukzessive die Freude an seiner Japan-Position zu verlieren; sie sank in beiden Fonds nach und nach, bis sie per Ende Dezember 2012 nur noch 2,5% im DWS Vermögensbildungsfonds I und 1,6% im DWS Akkumula erreicht hatte – nahe dem absoluten Nikkei-Tiefpunkt waren beide Fonds also nicht da, wo kurz darauf die Musik an den Märkten spielte.

Fairerweise muss man jedoch auch den meisten anderen Managern unserer Auswahl attestieren, Ende Dezember 2012 nicht auf der Höhe der Zeit gewesen zu sein. Lediglich die Carmignac- und Aberdeen-Fonds waren bereits Ende des vergangenen Jahres in Japan vertreten, als die neue Linie des neuen Premiers Shinzo Abe bereits erkennbar war und der japanische Aktienmarkt zum Höhenflug ansetzte.  

Seid umschlungen, Euro-Zonen-Aktien

Deutlich forscher dagegen das Vorgehen der Manager mit Blick auf die Gewichtung von Eurozonen-Aktien. Die Fonds unserer Auswahl reagierten nur eingeschränkt auf die Verschärfung der Eurozone mit Blick auf ihre regionale Geld-Allokation. Eurozonen-Aktien blieben in den meisten Fonds auch nach der Eskalation der Verschuldungskrise in Griechenland im Sommer/Herbst 2011 überdurchschnittlich hoch gewichtet. Es gibt jedoch einige -  wenige - prominente Ausnahmen: Der Carmignac Investissement hatte 2010 Euroland-Aktien bereits sehr stark untergewichtet, und zur Eskalation der Griechenland-Krise, die im August 2011 hohe Verluste bei Euroland-Aktien auslöste, war der von Edouard Carmignac gemanagte Fonds nur noch mit etwa 7% in der Eurozone unterwegs gegenüber gut 14% im MSCI World.  

Eurozonen-Aktien blieben in den meisten Fonds auch nach der Eskalation der  Griechenland-Krise überdurchschnittlich hoch gewichtet.

Stephen Docherty, Fondsmanager des Aberdeen Global World Equity, reagierte etwas später, dann aber umso konsequenter; von einer neutralen Euroland-Quote per Ende 2010 (14,2%) ging der Anteil der Eurozonen-Aktien bis September 2011 auf 6,2% zurück. Auf dem Höhepunkt der Eurokrise im September 2011 hatten der DWS Akkumula mit 25,3% den höchsten Eurolandaktien-Anteil, gefolgt vom Templeton Growth (23,3%), DWS Vermögensbildungsfonds I (22,4%) und MFS Meridian Global Equity (21,6%). Im MSCI World lag der Anteil weiland bei 12,3%.

Heute hat sich das Bild verschoben. Der Carmignac Investissement hat sich mit Blick auf die Eurozone völlig neu aufgestellt. Euroland-Aktien sind heute deutlich übergewichtet. Dies begründen die Franzosen vor allem mit dem hohen Anteil an erfolgreichen globalen Konzernen, die in der Eurozone beheimatet sind. Man versucht also das globale Wachstum mit den Konsumwerten der Eurozone (und der Schweiz) einzufangen. Auch Norman Boersma, Manager des Templeton Growth, hat das – ohnehin bestehende – Übergewicht an Eurozonen-Aktien seit Herbst 2011 erhöht. Im Gegensatz zu Carmignac macht er – wie man es von einem Templeton-Manager ohnehin nicht anders erwartet – die relativ attraktive Bewertung von Eurozonen-Aktien im Vergleich zu US-Unternehmen als Grund geltend.

Profil der beiden großen DWS-Flaggschiffe hat sich verändert

Dagegen hat sich der Fondsmangerwechsel beim DWS Vermögensbildungsfonds I und DWS Akkumula in anderer Hinsicht bemerkbar gemacht. Im Februar 2013 übernahm der ehemalige UniGlobal-Manager, Andre Köttner, das Ruder bei den beiden DWS-Flaggschiffen, und bereits im selben Monat erfolgte eine substanzielle Reduzierung der Euroland-Aktien auf neutrales Niveau. Heute sind Eurozonen-Aktien in beiden DWS-Fonds in etwa so hoch gewichtet wie im Index MSCI World. Das sollte nicht überraschen, da Köttner viel weniger Wert auf die Asset Allocation, also die Verteilung der Fonds-Gelder auf unterschiedliche Regionen, legt als Kaldemorgen, der eher eine globale Makro-Strategie anwendet, bei der die großen Top-down-Wetten eher die Regel als die Ausnahme sind. Köttner indes folgt im Großen und Ganzen eher der MSCI-Gewichtung und versucht durch die Einzeltitelauswahl Mehrwert zu schaffen.

Wenig überraschend ist zudem, dass der Nachfolger Köttners beim UniGlobal, Gunther Kramert, der die bewährte Stock-Picking-Strategie beim UniGlobal anwendet und sich auf die Auswahl relativ günstig bewerteter Aktien stützt, ebenfalls eine eher neutrale Gewichtung von Eurozonen-Aktien anwendet.

Wenig verändert ist indes die Strategie bei den Fonds SKAGEN Global, Robeco, Aberdeen Global World Equity und MFS Meridian Global Equity; sie haben seit Herbst 2011 wenig mit Blick auf ihre Gewichtung von Euroland-Aktien verändert. Der Veritas Global  Focus dagegen hat von einer einigermaßen deutlichen Untergewichtung im Herbst 2011 hin zu einer zaghaften Übergewichtung von Euro-Aktien per Ende Mai 2013 bewegt.

USA-Aktien werden konsequent untergewichtet

Weniger stark sind die Nuancierungen bei den großen globalen Fonds mit Blick auf die Gewichtung von USA-Aktien. Hier ist in den vergangenen drei Jahren eher Kontinuität angesagt. Ausnahmslos sind die Fonds unserer Auswahl in den USA untergewichtet. Das sollte nicht überraschen, da der MSCI World ein sehr hohes Gewicht an US-Unternehmen aufweist, was nicht unbedingt konform geht mit den Bedürfnissen europäischer Anleger (und auch aus Diversifikationsgründen nicht nachahmenswert erscheint).

Die bemerkenswertesten Veränderungen haben sich diesbezüglich bei den bereits erwähnten DWS-Fonds ergeben. Waren per Ende September US-Aktien mit je rund 30% beim DWS Vermögensbildungsfonds I und DWS Akkumula gewichtet, hat Andre Köttner beide Fonds nunmehr „auf MSCI-Linie“ gebracht. Von allen Fonds unserer Auswahl kommen die DWS-Fonds nunmehr auf gut 50% USA-Quote. Am anderen Ende der Skala finden sich der Aberdeen Global World , SKAGEN Global und Carmignac Investissement mit den niedrigsten USA-Quoten.

Schwellenländer vereinzelt hoch im Kurs

Kommen wir zum Schluss der Betrachtung zu Regionen auf das derzeit eher heikle Thema Emerging Markets zu sprechen. Zum Hintergrund: Schwellenländer gelten seit Jahren als Renditequelle für Fondsmanager, sei es auf der Aktien- oder der Bond-Seite. Jahrelang war es gängige Praxis, bei globalen Aktienfonds Schwellenländer beizumischen. Was auf den ersten Blick selbstverständlich erscheint, kann man auf den zweiten Blick durchaus kritisch sehen – zumindest dann, wenn ein Fonds den MSCI World als Benchmark hat, der nur Aktien aus den Industrieländern enthält.

Fondsmanager, die mit einem am MSCI World gemessenen Fonds in substanziellem Umfang Schwellenländer beimischen, machen streng genommen etwas anderes, als sie dem Anleger im Fonds-Prospekt suggerieren. Eine „sauberere“ Lösung wäre es in dem Fall, statt dem MSCI World den MSCI All Country World Index als Benchmark zu verwenden, da dieser Index zu rund 10% aus Schwellenländer-Aktien besteht. Dies ist beim Carmignac Patrimoine und dem SKAGEN Global der Fall; die anderen großen globalen Aktienfonds verwenden den MSCI World.

Fondsmanager, die mit einem am MSCI World gemessenen Fonds substanziell auf Schwellenländer setzen, machen etwas anderes, als sie dem Anleger im Fonds-Prospekt suggerieren.

Die höchste Quote an Schwellenländer-Aktien weisen – hier ist die Produktwahrheit zu loben – der Carmignac Investissement und der SKAGEN Global auf. Sie haben Schwellenländer-Aktien mit 16,5% bzw. 15,4% gegenüber ihrer Benchmark MSCI ACWI, der sich zu gut 8% aus Emerging Markets zusammensetzt, sogar deutlich übergewichtet. Recht hoch sind Emerging Markets auch im Aberdeen Global World mit knapp 9% und Veritas Global Fokus (5,3%) gewichtet.  Angesichts der Underperformance von Schwellenländer-Aktien und den mittlerweile gedämpften Wachstumsaussichten der Entwicklungsländer ist eine derartige Vorgehensweise heute eher erklärungsbedürftig. Entsprechend ist die Schwellenländer-Quote in den Top-Fonds in den vergangenen 2 Jahren sukzessive zurückgegangen. Per Ende Juni 2011 lag die Schwellenländer-Quote beim Carmignac Investissement noch bei gut 28%, beim SKAGEN Global lag sie bei 20,4% - das ist deutlich mehr als heute.

Und was ist mit Rohstoff-Aktien? 

Kommen wir zum Schluss zu einem weiteren heißen Eisen bei globalen Fonds: Wie halten es die großen Tanker mit dem Thema Gold und Rohstoffe? Zählen Rohstoff-Investments allgemein als zyklische Investments – sie sind die Wette schlechthin auf ein fortdauerndes Wachstum der Weltwirtschaft – so wird Gold eher als klassischer Krisen-Hedge eingesetzt. Beide Investments haben in den vergangenen 1,5 Jahren die hohen Erwartungen der Anleger nicht erfüllt. Seit dem Hoch im Sommer 2011 ist der Goldpreis rapide gesunken – vor allem in diesem Jahr ist der Kurs stark und um zeitweilig 25% eingebrochen. Die Stagnation der Weltwirtschaft und vor allem die gedämpften Wachstumsaussichten in China haben wiederum zyklische Rohstoffe einbrechen lassen.

Wie spiegeln sich diese Entwicklungen in den großen globalen Aktienfonds wider?  Die Goldminenstory war jahrelang untrennbar mit dem Carmignac Investissement verbunden. Während in den vergangenen drei Jahren Goldminen zu keinem Zeitpunkt mit mehr als einem Prozent im MSCI World und MSCI ACWI gewichtet waren (derzeit sind es rund 0,3%), wies der Carmignac Investissement in diesem Zeitraum eine Goldminen-Quote von maximal 14,5% auf.  Noch zu Jahresanfang 2013 lag die Goldquote bei knapp 10%.

Als die Kurse immer weiter abrutschten zogen die Franzosen im ersten Quartal dieses Jahres die Notbremse. Da in Paris weder ein Inflations- noch ein Deflationsszenario realistisch erschien, wurden alle Gold-Aktien verkauft. Alle anderen Fonds unserer Übersicht haben sich in den vergangenen Jahren dagegen vom Gold-Thema ferngehalten – allenfalls im UniGlobal und den beiden DWS-Fonds finden sich noch kaum nachweisbare Goldaktien-Spuren.

Allenfalls im UniGlobal und den beiden DWS-Fonds finden sich noch kaum nachweisbare Goldaktien-Spuren.

Auch die Rohstoff-Story ist heute auf dem Rückzug. Vor allem zyklische Rohstoffe haben angesichts der gedämpften Wachstumsaussichten in diesem Jahr deutlich Federn lassen müssen. Das spiegelt sich nur bedingt in den Portfolio-Strategien der Fondsmanager unserer Liste wider. Der Veritas Global Focus hält sich konsequent von Rohstoff-Aktien fern, und auch im Templeton Growth spielen Rohstofftitel seit Jahren keine nennenswerte Rolle; bei den meisten anderen Fonds waren Rohstoff-Titel konstant neutral oder untergewichtet. Nur zwei Ausnahmen stechen hervor: Analog zu seiner neuen Haltung zu Edelmetallen hat Edouard Carmignac Rohstoff-Aktien in diesem Jahr stark reduziert. Spiegelbildlich dazu hat der Aberdeen Global World Equity in den vergangenen Monaten sukzessive den  Rohstoffsektor ausgebaut. Waren im Herbst 2012 Rohstofftitel noch deutlich untergewichtet, sind diese Aktien derzeit mit knapp 11% deutlich gegenüber dem MSCI World übergewichtet.

Auch wenn es streng genommen nicht zum Thema passt, wäre jede detaillierte Fondsbetrachtung ohne Performance-Vergleich unvollständig. Für eine Einschätzung der Erfolge und Misserfolge der großen Tanker klicken Sie hier.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich