Planlos und gegen die Wand?

Investoren können bei der Absicherung von Portfolios systematische Risikoansätze verfolgen, die einfach oder hochkomplex sind. Wie auch immer Sie sich entscheiden, muss der Plan stehen, bevor die Krise zuschlägt. Der letzte Teil unserer Serie zu Aktienanlagen mit Risikoschutz.

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Wer nicht plant, der nicht gewinnt

Im vierten Teil unserer Serie zu Risiko-Management-Strategien haben wir uns Low-Beta-Strategien angeschaut, die defensive Aktien bevorzugen. Heute schauen wir uns zum Abschluss weitere Strategien an, um ein Portfolio vor unerwarteten Kurseinbrüchen zu schützen.

Risikomanagement kann auch sehr einfach sein. Man setzt sich eine Stopp-Loss-Marke, bei der die Aktien im Portfolio komplett verkauft werden. In der Regel werden Stopp-Loss-Marken so gesetzt, dass sie greifen, sobald eine Aktie innerhalb eines bestimmten Zeitraums um X% fällt. Diese Strategie ist jedoch auch mit Kosten verbunden. Zum einen kann der Aktienmarkt Fehlsignale generieren, d.h. der Markt bricht im ersten Zeitintervall um, sagen wir, 10% ein und erholt sich im nächsten Zeitintervall wieder um 11%. Außerdem stellt sich die Frage des Wiedereinstiegs, nachdem der Stopp-Loss gezogen wurde. Ein Ansatz wäre, bei dem Level vor dem Kurseinbruch, der zum Verkaufssignal geführt hat, wieder einzusteigen.

Ein weiterer Ansatz, um die Drawdowns besser zu managen, ist der sogenannte CPPI-Ansatz (Constant-proportion portfolio insurance). Aber auch dieser Ansatz kommt mit Kosten einher, insbesondere ist der Wiedereinstieg in den Markt problematisch. Generell gilt: Nach der CPPI- Strategie werden Aktien verkauft, wenn diese fallen und gekauft, wenn die Kurse steigen. Dieser Ansatz ist vor allem in fallenden Märkten interessant, da die Strategie hier die Aktienquote kontinuierlich reduziert, bis das Portfolio nur noch im Geldmarkt investiert ist. Diese Strategie haben wir bereits in unserem Artikel „Sind Sie ein Dynamiker?“ im Detail analysiert.

Alternative Anlageklassen – auch eine Alternative

Neben den bisher diskutierten Ansätzen können Investoren zudem in alternative Anlageklassen investieren, um das so genannte Tail-Risiko zu reduzieren. Es ist jedoch nicht einfach, Strategien zu finden, die unkorreliert zu den traditionellen Anlageklassen Aktien und Anleihen verlaufen. Viele sogenannte alternative Anlageklassen, wie Private Equity und Hedge Fonds, können sogar eine hohe Korrelation zu Aktienmärkten aufweisen.

Diversifizierte Manager und Strategien, wie z.B. Global Macro, Equity Market Neutral, Statistical Arbitrage, usw. haben in der Vergangenheit zwar wenig mit traditionellen Anlageklassen korreliert. Das Problem ist hier jedoch, dass diese Ansätze für viele Investoren, insbesondere für Privatanleger, schwer zugänglich sind. Selbst ETFs bieten keinen adäquaten Zugang, und daher ist bei diesen Instrumenten Vorsicht geboten.

Zudem handelt es sich bei alternativen Strategien nicht um homogene Gruppen. So ist Hedgefonds nicht gleich Hedgefonds – und das gilt auch für die gängigen Indizes. Jeder Hedgefonds-Index vereint entsprechend heterogene Strategien mit unterschiedlichen Gewichtungen. Gleiches gilt für die Sub-Indizes. Zum Beispiel halten „Equity Hedge“ Strategien sowohl Long- als auch Shortpositionen, üblicherweise in Aktien und aktienähnlichen Derivaten, und sie können entweder den gesamten Markt abdecken oder auf einzelne Sektoren konzentriert sein. Bei der „Event Driven“-Strategie investiert der Fondsmanager in Firmen, die derzeit oder zukünftig in Unternehmenstransaktionen, wie z.B. Fusionen, Umstrukturierungen, Aktienrückkäufe oder Übernahmeangebote, involviert sind. Manager für „Relative Value“-Strategien nutzen wiederum die relative Preisdiskrepanz zwischen Aktien, Anleihen, Optionen oder Futures aus, in der Hoffnung, Mehrwert zu schaffen, sobald sich die Preisdiskrepanz wieder nivelliert.

Hegefonds können sinnvoll sein, aber ...

Generell können Hedgefonds eine sinnvolle Portfolioallokation darstellen. Investoren müssen jedoch die zugrundeliegende Strategie genau verstehen, da jeder Typus unter verschiedenen Marktbedingungen anders reagiert. Zudem sollte im Hinterkopf behalten werden, dass Hedgefonds-Indizes mit einer Reihe von Problemen behaftet sind; Hedgefonds-Manager können selbst entscheiden, ob ihr Produkt in einem Index gelistet wird. Außerdem können Hedgefonds ihre historische Performance vor dem eigentlichen Listing hinzufügen, beziehungsweise die gesamte Performance-Historie nach dem Verlassen aus dem Index streichen lassen. Dennoch spiegeln sich einige der bekannten Probleme eher in der Datenbank und nicht in den Indizes wider und betreffen Investoren in den ETFs auf die investierbaren Hedgefondsstrategien damit nur teilweise.

In letzter Zeit werden jedoch Managed Futures als Portfolioabsicherung immer mehr diskutiert und beliebter. Sogenannte Commodity Trading Advisors (CTAs) weisen eine historisch geringe Korrelation zu Aktien und Anleihen auf. Auch der Zugang für Privatinvestoren via ETFs ist mittlerweile gewährleistet. Mehr zum Thema CTAs können Sie in dem (englischsprachigen) Artikel „Commodity Trading Advisors (CTA) Explained“ nachlesen.

Am Ende vom Tag muss jeder Investor die für sich am besten passende Strategie finden. Keines der hier diskutierten Ansätze ist die beste Variante, vielmehr hat jeder seine eigenen Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass Investoren diese systematischen Strategien genau verstehen, um sie möglichst erfolgreich im eigenen Portfolio zu implementieren. Zudem können einzelne Ansätze miteinander kombiniert werden, um das Portfolio möglichst gut gegen zukünftige Krise zu schützen.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.