Bonds, Bonds, Bonds -und bitte mit reichlich Risiko

Haben Bond-Fonds, die in den vergangenen Jahren aufgelegt wurden, Anlegern Freude gemacht? Wir setzen unsere Analyse zur Performance von Trend-Themen fort.

Ali Masarwah 03.09.2013
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Nachdem wir Bilanz gezogen haben, welche Fondskategorien bei den Fondsanbietern per Ende Juni besonders weit oben auf der Agenda gestanden haben (lesen Sie hier weiter), wollten wir wissen, ob die Kategorien, in denen am häufigsten Fonds aufgelegt werden, Anlegern Freude gemacht haben. Zunächst haben wir Aktienfonds unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die beliebteste Kategorie, globale Emerging Markets, in den vergangenen drei Jahren äußerst bescheidene Renditen abgeworfen hat (lesen Sie hier mehr). Nun kommen wir zu den europaweit am häufigsten aufgelegten Bond-Kategorien.

Spiegelbildlich zur Aktienseite dominieren bei Anleihefonds ebenfalls Emerging Markets. Vor allem Schwellenländer-Bonds, die auf lokale Währungen lauten, standen hoch im Kurs – nicht nur, was die Auflageintensität der Fondsanbieter anbelangt. Auch das Investitionsvolumen in diese Fonds ging durch die Decke. Mit Nettozuflüssen von 34,63 Milliarden Euro in den vergangenen drei Jahren zählten diese Produkte zu den beliebtesten Rentenfonds schlechthin. Sie liefen nicht nur Schwellenländer-Bondfonds, die auf Hartwährungen lauten, mit großem Abstand den Rang ab. Fonds für Euro-Staatsanleihen mussten im selben Zeitraum sogar hohe Mittelabflüsse von knapp 20 Milliarden Euro hinnehmen.

Auf der Renditeseite war die Bilanz der Schwellenländer-Bondfonds indes ähnlich enttäuschend wie bei Aktien. Vor allem wegen der hohen Verluste in diesem Jahr sprangen in den vergangenen drei Jahren bei diesen Fonds pro Jahr nur magere 1,41 Prozent ab, wie aus der Tabelle hervorgeht. Die so ungeliebte Morningstar-Kategorie Euro Staatsanleihen konnte indes per Ende Juli in den vergangenen drei Jahren mit einem Plus von 3,33 Prozent pro Jahr ordentliche Renditen erzielen, vor allem wenn man bedenkt, dass Euro-Peripherie-Bonds seit 2011 turbulente Zeiten erlebten.  

Tabelle: Schwellenländer und flexible Fonds sind gefragt

Aufgeschreckt wurden Investoren vor allem vom eingetrübten Wachstumsausblick in Ländern wie Indien oder Indonesien oder  politisch-sozialen Unruhen (Brasilien, Türkei). Am meisten hatten Investoren in lokale Schwellenländerbonds allerdings mit dem Verfall vieler Währungen zu kämpfen: Seit Anfang Mai wertete die indische Rupie gegenüber dem US-Dollar um gut 20% ab, die türkische Lira brach um 15% und die indonesische Rupie verlor im selben Zeitraum um 16% an Wert.

Auch die steigenden Renditen von sicheren Anleihen, vor allem bei US-Treasuries, lassen Schwellenländer-Anleihen weniger attraktiv für viele Investoren erscheinen. Darunter hatten Schwellenländerfonds, die auf Hartwährungen lauten, ebenfalls zu leiden. Es bleibt abzuwarten, wie die Produktschmieden auf diese Eintrübung in den nächsten Monaten reagieren werden. Kommen jetzt verstärkt Emerging-Markets Long-Short-Fonds auf den Markt? Zu befürchten ist jedenfalls, dass viele Anleger eher dem Alarmismus von Untergangspropheten glauben werden, als dass sie Chancen in den heute ausgebombten Märkten sehen.  

Globale Fonds im Sog der Schwellenländer-Korrektur

Die strauchelnden Emerging Markets haben übrigens auch globale Rentenfonds mit in die Tiefe gerissen. Diese Produkte zeichnen sich durch flexible Strategien bzw. eine breite Diversifikation aus und halten sich oft nicht an die globalen Rentenindizes. Oft werden Schwellenländer-Anleihen und Unternehmens-Bonds beigemischt. Diese Fondskategorie, die es mit Blick auf die Zahl der Neuemissionen zwar nicht ganz nach oben geschafft hat, konnte die mit Abstand höchsten Mittelzuflüsse in den vergangenen drei Jahren auf sich ziehen.

Stellvertretend für diesen „modernen“ Rentenfondstypus stehen die beiden Flaggschiffe von Franklin Templeton, Templeton Global Total Return und Templeton Global Bond, die in den vergangenen Jahren wenige bis keine Staatsanleihen aus den Industrieländern hielten, sondern ihr Heil auch in wenig verschuldeten Schwellenländern suchten. Beide Fonds sammelten in den vergangenen drei Jahren insgesamt 27,6 Milliarden Euro netto ein, was mehr als der Hälfte der Nettozuflüsse der gesamten Morningstar Kategorie globale Bonds ausmacht.

Kein Wunder also, dass viele Fondsanbieter in jüngster Zeit nachgezogen haben und ebenfalls globale Bond-Fonds auf den Markt gebracht haben. Die Verluste in diesem Jahr von durchschnittlich 4,3 Prozent (per Ende Juli) dürften indes eine Warnung sein, dass diese Produkte ein anderes Risikoprofil aufweisen als klassische Rentenfonds.

Apropos: Gerade die hohen Zu- und Abflüsse in den beiden oben erwähnten Templeton-Fonds zeigen, dass auch solide Produkte Anleger nicht vor den negativen Folgen prozyklischen Handelns schützen können: Beim Templeton Global Bond griffen Anleger zu, nachdem der Fonds 2009 und 2010 eine phantastische Performance erzielt hatte. In der nachfolgenden Schwächephase wurde der Fonds dann wiederum überwiegend verkauft, so dass viele Anleger die hervorragende Performance ab 2012 nicht mehr mitbekamen. 

Hochzinsfonds schlagen sich - bisher - in diesem Jahr wacker

Deutlich positiver indes fällt die Performance-Bilanz bei globalen Hochzinsfonds aus, die ebenfalls in großer Zahl in diesem Jahr neu auf den Markt gekommen sind. Sie konnten sich per Ende Juli mit einem kleinen Plus von 0,78 Prozent in diesen Jahr im Durchschnitt behaupten. Hochzinspapiere sind weniger zinssensitiv als Unternehmensanleihen mit hoher Bonität. Zudem machen die bei Hochzinspapiere üblichen relativ kurzen Laufzeiten diese Produkte weniger anfällig für die Folgen steigender Zinsen. In den vergangenen drei Jahren schlugen sich Hochzinsfonds angesichts der sich beständig einengenden Spreads ebenfalls beachtlich.

Es steht zu erwarten, dass die Fondsindustrie angesichts des großen Renditehungers vieler Investoren im aktuellen Niedrigzinsumfeld weiterhin einen Schwerpunkt bei diesen Produkten setzen wird. Allerdings sollten Anleger beachten, dass der Erfolg derartiger Produkte pfadabhängig ist: In einem freundlichen Konjunkturumfeld profitiert dieses Marktsegment von niedrigen Ausfallraten. Trübt sich das konjunkturelle Umfeld indes deutlich ein, sieht das Bild anders aus. Und je mehr sich die Spreads dieser Risikopapiere einengen, desto dünner wird erfahrungsgemäß die Luft mit Blick auf weitere Kurschancen.

Im letzten Teil unserer Analyse nehmen wir uns Mischfonds und alternative Produkte vor. Lesen Sie hier weiter.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich