Frühling im Spätsommer für Aktien?

Kehrtwende bei der US-Notenbank: Die Fed dreht noch nicht den Hahn zu. Aktieninvestoren sind nach der FED-(Nicht-)Entscheidung in Scharen an den Markt zurückgekehrt. Wir werfen einen Blick auf MSCI World und CO. Unser wöchentlicher Bericht über Indizes, ETFs - und ihre Kosten.

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Globale Aktien haben in den letzten Jahren unter anderem von der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken profitiert, insbesondere von der US-Notenbank. In den letzten Monaten gab es jedoch zunehmend Anzeichen  für eine Erholung der US-Wirtschaft, mit der Folge, dass viele Experten mit einer Drosselung der Anleihenkäufe durch die US-Notenbank gerechnet haben. Jedoch wurde die Rechnung ohne Fed-Chef Ben Bernanke gemacht. Dieser hat nämlich bekannt gegeben, das Anleihenprogramm zunächst unverändert fortzuführen. In ihrem Statement hat die US-Notenbank diese Woche angekündigt, vor einem Abschied von der extrem lockeren Geldpolitik müssten mehr Beweise für eine Erholung der US-Konjunktur vorliegen. Der Leitzins verharrt entsprechend im bisherigen Korridor zwischen null und 0,25 Prozent. Die Fed senkte zugleich ihrem Ausblick für das Wachstum in den USA für 2013 auf 2,3 Prozent statt der bisher taxierten 2,6 Prozent.

In Erwartung des Rückzuges der US-Zentralbank hatten insbesondere Aktien in  Schwellenländern in den letzten Monaten gelitten und mussten mit enormen Mittelabflüssen kämpfen. Jetzt kommt aber die Kehrtwende aus den USA, und die globalen Aktienmärkte erleben ihren zweiten Frühling im Spätsommer.

Die geldpolitischen Zügel bereits 2013 anzuziehen, erscheint unwahrscheinlich, da in diesem Jahr nur noch zwei weitere Offenmarkt-Ausschusssitzungen stattfinden. Die Oktober- und Dezembersitzungen finden freilich so kurz vor dem Ende der Amtszeit Bernankes statt, dass es unwahrscheinlich ist, eine derart schwere Hypothek dem Nachfolger oder der Nachfolgerin kurz vor dem Amtsantritt vor die Füße zu werfen.

Es erscheint somit wahrscheinlich, dass der Einstieg in das „Tapering“ frühestens im Frühjahr 2014 stattfinden wird. Sofern die Fed nicht wieder Angst vor der eigenen Courage bekommt!

Steigt an den Märkten jetzt die Party?

Wer also bei der „Risk-On“-Party dabei sein will, aber nicht weiß, ob er in Japan, Europa oder den USA investieren soll, kann einfach in einen ETF auf globale Aktien anlegen und so sein Risiko streuen.

Insgesamt gibt es weit über 20 Plain-Vanilla-Produkte die globale Aktien abdecken. Wir haben uns in der heutigen Analyse auf die zehn größten Produkte beschränkt.

Kommen wir nun aber erst zur Indexbeschreibung: 9 von 10 ETFs bilden den MSCI World Index ab, der aus ca. 1,600 Unternehmen aus 23 Industriestaaten besteht. Etwas breiter aufgestellt ist der MSCI ACWI, der auch Schwellenländer abbildet und aus ca. 2,400 Unternehmen besteht. Darüber hinaus gibt es den FTSE All-World Index, der ähnlich wie der MSCI ACWI, aus ca. 2,900 Unternehmen aus 47 Industriestaaten und Schwellenländern besteht. Auf Grund des geringeren verwalteten Vermögens in ETFs auf den FTSE All-World Index, taucht dieser jedoch nicht in der Untersuchung auf.

Anleger sollten bei solchen Produkten auch die Kosten im Blick haben. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).  Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.

Tabelle: Die zehn größten ETFs auf globale Aktienindizes in Europa

In den 30 Handelstagen vom 8. August bis 18. September weist der db x-trackers MSCI World TRN Index mit 5 Basispunkten den engsten Spread auf. Auf den weiteren Plätzen folgen der UBS-ETF MSCI World A und der ComStage ETF MSCI World mit jeweils 7 Basispunkten. Der teuerste ETF (ex Schwellenländer) ist der Amundi ETF MSCI World A/I mit einem Spread von 18 Basispunkten. Lediglich der SPDR MSCI ACWI ETF weist mit 24 Basispunkten einen noch weiteren Spread auf. Dies kann aber dadurch erklärt werden, dass der Referenzwert auch Schwellenländer berücksichtigt, die bekanntlich illiquider sind und damit zu höheren Hedging-Kosten bei den Market Maker führen.

Die weiten Spreads von Amundi ETF sind insoweit interessant, dass der ETF gleichzeitig mit die beste Performance aufweist. Dennoch, die Spreads können auf die Rendite durch Kauf und Verkauf einen Einfluss haben. Ein Vergleich zwischen TER, historische Performance und dem Spread ist daher für einen Investor, insbesondere Privatinvestor, eher schwierig.

Um dieses Problem zu lösen, haben wir letzte Woche bereits die Kennziffer „Estimated Holding Costs“ vorgestellt, die eben genau einen solchen Vergleich für Investoren ermöglichen soll. Generell sollte diese Kennzahl positiv sein, da sie Kosten impliziert. Eine negative Kennzahl deutet hingegen auf einen positiven Renditeeffekt. Anhand der Kennziffer wird deutlich, dass der ETF von Amundi den „besten“ Job macht - nämlich den Index möglichst nahe abzubilden.  Am schlechtesten ist hingegen der SPDR MSCI ACWI ETF. Aber auch hier schlagen sich die illiquiden Schwellenländer wieder auf die Kosten bzw. Kennzahl nieder. Source dürfte hingegen die beste Rendite versprechen, da die „Estimated Holding Costs“ negativ ist und damit eine Outperformance des ETFs suggeriert.

Bei der Kostenanalyse sollten Investoren dennoch alle Faktoren berücksichtigen. Die „Estimated Holding Costs“ ist zwar ein sehr guter Ansatz, da eine einzige Zahl alle beeinflussende Faktoren berücksichtigt, jedoch hat jeder Investor einen anderen Anlagezeitraum. Je kürzer dieser ist, desto wichtiger werden die Spreads, je länger dieser ist, desto wichtiger wird der TER. Zudem sind die „Estimated Holding Costs“ nur Schätzungen für die Kosten über die nächsten 12 Monate. Investoren sollten also immer einen gesunden Menschenverstand benutzen und sich den unterschieden der einzelnen Kennzahlen bewusst sein.

 

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.