Intelligent muss nicht smart sein – aber teuer

So genannte Smart-Beta-Produkte sind in aller Munde. Doch wie sieht es mit den Kosten aus?

Facebook Twitter LinkedIn

Die Diskussion zwischen den Befürwortern von aktivem und passivem Management ist schon fast eine philosophische Debatte. Einige Marktteilnehmer entscheiden sich für die tatsächliche oder vermeintliche „goldene Mitte“ und setzen auf passive, quantitative Strategien - alternatives Beta eben. Dabei handelt es sich um transparente, regelbasierte Ansätze, wobei sich die Gewichtung der Indexbestandteile im Portfolio von der reinen Marktkapitalisierung unterscheidet. 

Alternative Indexstrategien sind nichts Neues. In den USA wurde bereits vor 10 Jahren der Rydex S&P 500 Equal Weight aufgelebt, und seit 2004 bietet Research Affiliates eine Reihe von Indizes an, die nach fundamentalen Kriterien gewichtetet werden. Dennoch: Strategien zu entwickeln, die das Marktbeta neu definieren, scheinen in letzter Zeit immer mehr in Mode zu kommen – vor allem solche, die das Risiko zu minimieren versprechen.

Wir sind bereits ausführlich auf die Eigenschaften von alternativ gewichteten Indizes eingegangen und haben auch etliche Beispiele für die Performance einiger Strategien gezeigt (lesen Sie hier weiter). Morningstar-Autor John Rekenthaler hat sich zudem grundsätzliche Gedanken über die Natur von Risikoquellen und Risikoprämien gemacht (lesen Sie hier mehr). 

Ungeachtet unserer Kritik an der Vermarktung der alternativen Indexkonzepte können sie, richtig eingesetzt, durchaus als sinnvolle Portfoliobeimischung dienen. Sollten Sie also mit dem Gedanken spielen ein solches einzusetzen, darf ein Blick auf die Kosten nicht fehlen. Denn billig sind die Trend-Produkte nicht. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).

Bei den nachfolgenden Strategien handelt es sich hauptsächlich um Minimum-Variance- und Rohstoff-Ansätze. Insgesamt sind diese Strategien im Vergleich zu ihren Plain-Vanilla-Referenzwerten jedoch recht teuer. Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.

Tabelle: Eine Auswahl alternativer ETFs im Überblick

In den 30 Handelstagen vom 30. August bis 10. Oktober weisen die Produkte von Ossiam und iShares die engsten Spreads auf. Aufgrund der unterschiedlichen Strategien der einzelnen ETFs können die Produkte der beiden Anbieter jedoch nur miteinander verglichen werden. Dabei weisen alle Produkte, sowohl von iShares als auch Ossiam, einen Spread von 15 Basispunkten auf; nur der Ossiam US Minimum Var NR ETF USD weist einen Spread von 23 Basispunkten auf. Das ist sicherlich interessant, da der Referenzwert in US-Dollar berechnet wird und man daher eigentlich annehmen sollte, dass die Euro-Version teurer ist.

Zum Vergleich: Die Plain-Vanilla-Version iShares MSCI World ETF ist bereits für unter zehn Basispunkte zu haben. Auch ETFs auf europäische und US-Aktien sind deutlich günstiger. Den S&P 500 Index bekommt man hingegen bereits für einen Basispunkt. Auch die Management-Gebühren sind bei den Strategie-Produkten generell höher als bei den nach Marktkapitalisierung gewichteten Plain-Vanilla-ETFs. 

Vergleicht man zum Beispiel die Rendite der zwei „aktiven“ Aktien-ETFs von Source und Lyxor mit Plain-Vanilla-Indizes, denen dasselbe Aktienuniversum zugrunde liegt, kommt man zu interessanten Erkenntnissen. Dieses Jahr hat der ETF von Source den Referenzindex MSCI Europe GR Index um 25 Basispunkte underperformt. Der Lyxor ETF SG Global Quality investiert wiederum in Unternehmen. Vergleicht man diesen also mit dem MSCI World Index, stellt man erstaunt fest, dass der MSCI World Index den Lyxor-ETF um über 10 Prozentpunkte outperformt hat. Das entspricht der dreifachen Rendite.

Auch nach anderen Maßstäben können die Franzosen nicht punkten. Da das Produkt von Lyxor auch eine Dividendenstrategie verfolgt, haben wir es dem Index STOXX Global Select Dividend 100 gegenübergestellt. Auch gegenüber dieser Messlatte liegt der Lyxor-ETF im Nachteil - die Rendite fällt nur halb so hoch aus. Auch wenn es für diese Performance ökonomische Gründe geben mag, so ist der Unterschied doch gewaltig.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.