Ein S&P 500 ETF unter den Weihnachtsbaum?

Fed-Chef Ben Bernanke hat pünktlich zu Weihnachten das Tapering für Januar angekündigt. Es geht bergauf mit der US-Wirtschaft. Zeit für ein Einstieg in US-Standardwerte? Unser wöchentlicher Bericht über Indizes, ETFs - und ihre Kosten.

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Im Mai hatte Fed-Chef Ben Bernanke noch für einen Aufschrei bei Anlegern gesorgt, als er ankündigte, die monatlichen Anleihenkäufe in Höhe von $85 Milliarden früher als erwartet zurück zu fahren. Sowohl Aktien als auch Anleihen brachen in den folgenden Wochen ein. Und im September agierte die Notenbank schon etwas vorsichtiger. Im Zuge des US-Haushaltstreites und schlechter als erwarteten Arbeitsmarktdaten hat Ben Bernanke seine Aussagen von Mai relativiert und ließ vermuten, dass die Liquidität noch bis nächstes Jahr die Anleger weiter erfreuen wird.

Marktexperten und Ökonomen gingen in unisono davon aus, dass die Milliarden der US-Notenbank unverändert noch bis mindestens März 2014 fließen werden. Pünktlich zu Weihnachten überraschte die Fed nun die Experten und kündigte das Tapering für Januar an. Sozusagen ein Abschiedsgeschenk des scheidenden Notenbank-Chefs Ben Bernanke.

Nach dem Tapering-Einstieg: Erleichterung bei den Marktteilnehmern

Die Fed hat beschlossen, ab Januar die Anleihenkäufe von monatlich $85 Milliarden auf $75 Milliarden zu reduzieren. Die Käufe der Staatsanleihen werden um $5 Milliarden auf $40 Milliarden reduziert, während bei Hypothekenpapieren die Käufe auf $35 Milliarden reduziert werden. Als Begründung für das Tapering wird die Erholung am US-Arbeitsmarkt genannt. Gleichzeitig heißt es jedoch aus Washington, dass der Leitzins vorerst unverändert bei null bis 0,25% bleiben, auch wenn die Arbeitslosenquote unter 6,5% fallen sollte.

Und wie reagieren die Aktienmärkte? Sie machen genau das Gegenteil von dem, was sie im Mai taten: sie steigen. Der Dow Jones notierte 0,9% höher, während der S&P 500 Index um 0,7% zulegte. Auch der DAX ist gestern am Tag nach der Ankündigung mit einem Plus von 1,65% aus dem Handel gegangen.

Sollten Sie also am derzeitigen Momentum teilnehmen und auch den viel zitierten Janaur-Effekt mitnehmen wollen, lohnt sich eventuell jetzt der Einstieg, bevor Sie in die wohlverdienten Feiertage gehen.

In unserer heutigen Analyse haben wir uns daher auf ETFs konzentriert, die nordamerikanische Standardwerte abbilden. Insgesamt gibt es fast 40 Produkte auf den amerikanischen Aktienmarkt. Um die Übersicht jedoch zu behalten, haben wir uns lediglich auf die 15 größten Produkte in Europa konzentriert. Zunächst möchte ich auf die Besonderheiten der wichtigsten US-Aktienindizes für Standardwerte eingehen, die die Underlyings der ETFs unserer Tabelle darstellen.

Dow Jones 30 ist für ETF-Anleger kein großes Thema

Um US-Aktien abzubilden, greifen die Anbieter auf die verschiedensten Indizes zurück, wobei sich die Unterschiede bei der Indexkonstruktion meist in Grenzen halten. Der wohl prominenteste Index ist der S&P 500. Der Index besteht aus den Aktien der 500 größten Unternehmen mit Hauptsitz in den USA (mit der Ausnahme von einer Handvoll ausländischer Unternehmen). Gewichtet wird der Index anhand der Streubesitz-Marktkapitalisierung. Dabei repräsentiert der S&P 500 75% der Marktkapitalisierung des US-Aktienmarktes.

Der MSCI USA Index gewichtet zwar auch anhand der Marktkapitalisierung, deckt aber insgesamt 85% des US-Aktienmarktes ab. Lediglich der DJ Industrial Average Index ist etwas anders zusammengesetzt und beinhaltet 30 US-Aktien, die außer Transport und Versorgern, die gesamte Industriepalette abdeckt. Die Unternehmen werden hierbei durch die Redaktion des Wall Street Journals ausgewählt und unterliegen daher keinen quantitativen Auswahlkriterien. Im Vergleich zu marktüblichen Indizes, die anhand der Marktkapitalisierung gewichtet sind, ist der DJ Industrial Average Index Preisgewichtet. Diese Methode ist relativ einfach, da die Gewichtung der einzelnen Wertpapiere bestimmt wird indem der jeweilige Preis durch die Summe der Preise aller Indexbestandteile dividiert wird. Wertpapiere mit dem höchsten Preis werden also am stärksten gewichtet und haben daher den größten Einfluss auf den Indexwert. Obwohl der DJ der am meist zitierte Index ist, gibt es keinen ETF, der groß genug für die Top-15 ist.

Wie der Blick auf untenstehende Tabelle verdeutlicht, gibt es trotz der vermeintlich starken Ähnlichkeiten nicht zu vernachlässigende Performance-Unterschiede. So liegen zwischen dem schlechtesten ETF von iShares und dem besten von db X-trackers alleine dieses Jahr fast 9 Prozentpunkte. Der Unterschied kann zum einen dadurch erklärt werden, dass das Produkt von iShares zusätzlich zu den anderen ETFs noch Kanada mit in den Mix wirft. Zum anderen ist der ETF von db X-trackers währungsbesichert und hat somit nicht an der schwachen Wertentwicklung des US-Dollars – relativ zum Euro – partizipiert. Der MSCI USA Index ist sowohl dieses Jahr als auch über die letzten drei Jahre etwas besser gelaufen als der US-Leitindex S&P 500.

Tabelle: Die größten 15 USA-Aktien-ETFs am Markt

 

Kommen wir nun zu den Kosten. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).  Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.

In den 30 Handelstagen vom 7. November bis 18. Dezember weist der Amundi ETF S&P 500 EUR den engsten Spread auf und ist an der Deutschen Börse quasi für lau zu haben. Auf den Plätzen folgen der iShares S&P 500 (Inc) und der db x-trackers S&P 500 TR mit jeweils 3 Basispunkten. Am teuersten wird es beim währungsbesicherten ETF von db X-trackers – was wenig verwunderlich sein dürfte – und beim Amundi ETF MSCI USA USD mit jeweils 17 Basispunkten. Dazwischen gibt es bei den Produkten eine gesunde Verteilung. 

Licht und Schatten beim Marktführer iShares

Bei den Managment-Gebühren lohnt sich hingegen das genaue Hinschauen. Der mit Abstand günstigste ETF kommt von Vanguard und kostet 9 Basispunkte. Die beiden Amundi ETF S&P 500 und der iShares S&P 500 Acc folgen mit jeweils 15 Basispunkten auf den Plätzen. Aber auch die teuersten Produkte stammen von iShares. Der iShares S&P 500 Inc und der iShares MSCI North America kosten jeweils 40 Basispunkte und sind damit viermal so teuer wie der ETF von Vanguard.

Auch bei den Estimated-Holding-Costs gibt es erkennbare Unterschiede. Der „beste“ Fonds kommt vom Marktführer iShares. Der iShares MSCI North America weist ein Estimated-Holding-Cost von 2 Basispunkten auf und liefert somit ein fast perfektes Tracking. Trotz des sehr liquiden Marktes von US-Standardwerten weisen einige Produkte über 40 Basispunkte aus. Der „schlechteste“ ETF kommt auch von iShares. Der iShares S&P 500 (Acc) schlägt mit 65 Basispunkten zu buche.

 

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.