Warum wir das „Silver“-Rating für den DWS Top Dividende bestätigt haben

Ohne Performance ist alles nichts, aber die Kurzfrist-Performance ist nicht alles. Einige klärende Worte zum Unterschied zwischen dem Morningstar Sterne-Rating und unseren qualitativen Morningstar Analyst Ratings.

Ali Masarwah 20.12.2013
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Morningstar hat das „Silver“-Rating für den Aktienfonds DWS Top Dividende bestätigt. Damit verfügt der von Thomas Schüssler verwaltete Fonds unverändert über die zweitbeste Morningstar Analyst Rating-Note. Das dürfte einige Beobachter erstaunen. Das Aktienfonds-Flaggschiff der DWS – in der Strategie sind rund 13 Milliarden Euro investiert - hatte in den vergangenen zwei Jahren keinen guten Lauf. In dem zur Neige gehenden Jahr schnitt er 230 Basispunkte schlechter ab als der Durchschnitt der globalen Dividendenfonds. Er liegt damit im dritten Quartil. 2012 fiel er nach einer jahrelangen überdurchschnittlichen Entwicklung sogar ins vierte Fonds-Quartil und lag sogar 411 Basispunkte hinter seiner Fondskategorie. 

Wie kommt es, dass wir einen Fonds unverändert positiv sehen, wenn er so deutlich hinter seinen Konkurrenten liegt? Und warum haben wir das Rating des DWS Top Dividende bestätigt derweil Fonds wie der Carmignac Patrimoine oder M&G Global Basics herabgestuft wurden? Diese und ähnliche Fragen hören wir immer wieder. Deshalb wollen wir die Bestätigung des positiven Ratings des DWS Top Dividende zum Anlass nehmen, um mit einem weit verbreitetes Missverständnis aufzuräumen.

Der Unterschied zwischen unseren beiden Rating-Systematiken

Im Gegensatz zu den bekannten Morningstar Sterne-Ratings handelt es sich bei den Morningstar Analyst Ratings um qualitative Bewertungen. Während sich die kurzfristige Underperformance des DWS Top Dividende in den quantitativen Sterne-Ratings widerspiegelt – auf drei und fünf Jahre gesehen hat er nur noch deren drei und ist damit bloß Durchschnitt -, haben die Morningstar Analyst Ratings den Anspruch, Aussagen zur künftigen, langfristigen Performance zu treffen.

Eine Sterne-Rating zu erhalten, ist keine Kunst: die meisten Fonds, die einer der rund 320 Morningstar-Kategorien angehören und eine Historie von über 3 Jahren haben, bekommen es. Die Ratings innerhalb einer Morningstar Fonds-Kategorie werden wie folgt verteilt: Die 10 Prozent der Fonds mit der besten risikoadjustierten Rendite bekommen fünf Sterne, die folgenden 22,5 Prozent erhalten vier, die mittleren 35 Prozent der Fonds drei, die nachfolgenden 22,5 Prozent zwei und die schlechtesten 10 Prozent der Fonds einer Morningstar-Kategorie werden mit einem Stern bewertet.

Der Sinn dieser Übung ist klar: Der Anleger sieht auf einen Blick, wie ein Fonds in der Vergangenheit relativ zu vergleichbaren Fonds abgeschnitten hat. So nützlich unser quantitatives Rating auch als Ausgangspunkt einer Recherche ist, so stößt dieses Bewertungsschema an seine Grenzen: Die alles entscheidende Frage, wie sich ein Fonds in der Zukunft schlagen wird, muss vom Morningstar Sterne-Rating unbeantwortet bleiben. Es gibt nur Auskunft über das Rendite-Risiko-Profil eines Fonds in der Vergangenheit. Wichtige Änderungen, wie etwa eine Modifizierung der Fondsstrategie oder ein Fondsmanagerwechsel, gehen an unserem Sterne-Rating vorbei. Wer sich also bei seiner Investment-Entscheidung nur von den Sterne-Ratings leiten lässt, verhält sich wie ein Autofahrer, der nu in den Rückspiegel schaut.

Wer sich bei seiner Investment-Entscheidung nur von den Sterne-Ratings leiten lässt, verhält sich wie ein Autofahrer, der nu in den Rückspiegel schaut.

Anders als das quantitative Sterne-Rating bewertet das Morningstar Analyst Rating Fonds qualitativ. Hier stehen die Stringenz der Fonds-Strategie, die Qualität des Managers, die Ressourcen und Stabilität des Fondsanbieters, die Struktur des Portfolios und die Konsistenz der Performance über verschiedene Marktphasen hinweg im Vordergrund. Es geht also um viel mehr als die Kurzfrist-Performance!

Performance des DWS Top Dividende leidet seiner defensiven Ausrichtung

Anhand dieser kurzen Erläuterung dürfte klar sein, warum wir das Rating des DWS Top Dividende bestätigt haben. Am langfristig erfolgreichen Investment-Prozess wurden keine Änderungen vorgenommen. Nach wie vor konzentriert sich DWS-Fondsmanager Thomas Schüssler auf Qualitätsunternehmen, und die hatten 2012 und 2013 unter einer Schwächephase zu leiden. Im derzeit sehr freundlichen Marktumfeld leidet der Fonds unter seiner defensiven Ausrichtung. Durch den Qualitätsfokus kann die Performance immer wieder gegenüber der Kategorie zurückbleiben. (Nebenbei bemerkt: Auf risikoangepasster Basis sieht das Performance-Bild auch kurzfristig besser aus). Langfristig hat der Fonds indes gezeigt, dass er in unterschiedlichen Marktphasen zumeist auf Grund der guten Aktienauswahl den Vergleichsindex und die Vergleichsfonds übertreffen kann.

Somit wird der Unterschied zwischen dem DWS Top Dividenden und Fonds wie dem Carmignac Patrimoine oder M&G Global Basics deutlich. Sie wurden nicht wegen der kurzfristigen Underperformance herabgestuft. Der M&G Global Basics wurde bereits vor dem angekündigten Abschied des langjährigen Fondsmanagers Graham French von „Gold“ auf „Silver“ herabgestuft. (Der M&G Global Basics ist wegen des angekündigten Wechsels nunmehr „Unter Beobachtung“.) Grund des Downgrades war nicht die schwierige Phase, die Rohstoffaktien durchmachen und die die Performance des M&G Fonds belastet haben, sondern vielmehr die Tatsache, dass French den Anlageprozess stärker auf Unternehmen ausgeweitet hat, die nicht zum klassischen Thema Basisgüter-Thema passen (beispielsweise die Aktie der Werbeagentur Publicis).

Der Carmignac Patrimoine und der M&G Global Basics wurden nicht wegen der kurzfristigen Underperformance herabgestuft, sondern wegen gravierenden Faktoren.

Auch die im Herbst 2013 erfolgte Abstufung des Carmignac Patrimoine von „Gold“ auf „Silver“ war nicht Folge der ebenfalls seit 2012 anhaltenden Performance-Dürre-Periode, sondern eine Kombination mehrerer Faktoren. So illustrierte die schwache Performance bei Emerging Markets Aktien, die sich bei der Fonds-Performance deutlich bemerkbar machte, die Schwierigkeit, Absicherungsstrategien in diesem Anlagesegment effektiv zu implementieren. Die zu spekulativen Zwecken eingegangene Short-Position auf den japanischen Yen wiederum offenbarte einen bislang durch unsere Analysten so nicht ausgemachten Risikofaktor.

Zudem waren die Ergebnisse der Einzeltitelauswahl von europäischen Aktien in den vergangenen Jahren schwach. Schlussendlich hat die unklare Nachfolgeregelung bei Carmignac Gestion die Überzeugung unserer Analysten für den Fonds (wie auch für andere Carmignac-Publikumsfonds) gemindert. 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich