Mit dem Sommer kamen die Gewinnmitnahmen

Derweil US-, Eurozonen-Aktienfonds verkauft werden, erreichen Investments in Mischfonds neue Rekordmarken. Der Morningstar Absatzbericht für den Monat Juni.

Ali Masarwah 24.07.2014
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Investoren in Anlagefonds haben die Rekordstände bei Aktienindizes wie dem S&P 500 und Euro STOXX offenbar genutzt, um Gewinne mitzunehmen. Wie die Absatzdaten von Morningstar für den Monat Juni zeigen, gingen wegen der Veräusserung von US- und Eurozonenfonds sowie der aufgrund der hohen Abflüsse aus globalen Standardwertefonds die Nettoinvestitionen in Aktienfonds deutlich auf 730 Millionen Euro zurück. Das war das niedrigste Investitionsniveau in einem Kalendermonat seit Juni 2013, dem Monat, in dem die Diskussion um die Straffung der Geldpolitik der US-Notenbank Anleger weltweit in sichere Anlagen trieb.

Im zweiten Quartal flossen Aktienfonds insgesamt 10,7 Milliarden Euro zu, und im gesamten ersten Halbjahr waren es 36 Milliarden Euro in Aktienfonds mit Domizil Europa. Dies entspricht einer recht niedrigen organischen Wachstumsrate von 1,75% zwischen Januar und Juni.

Deutlich mehr wurde im Juni in Bond-Fonds investiert, die Zuflüsse von 18,48 Milliarden Euro verbuchten. Rentenfonds konnten absolut gesehen auch in der gesamten Halbjahresperiode die höchsten Nettozuflüsse verzeichnen. Der Zugang von netto 73,66 Milliarden Euro entspricht einer organischen Wachstumsrate von 4,47% zwischen Januar und Juni.

Rekordzuflüsse verbuchten dagegen Mischfonds. Asset-Allocation-Produkte sahen 12,5 Milliarden Euro an Zuflüssen im Juni. Dies entspricht dem höchsten jemals in einem Monat gemessenen Niveau. Im ersten Halbjahr wuchsen Mischfonds organisch – also unter Herausrechnung von Performance-Effekten – um sehr ordentliche 9,55%. Das höchste Wachstum im ersten Halbjahr verbuchten alternative Fonds, die hedgefondsähnliche Strategien verfolgen, nämlich stattliche 15,82%.

Dem gegenüber mussten Geldmarktfonds im Juni überwiegend Mittelabflüsse verzeichnen. Die Kurzsfristanlagevehikel verloren 8,8 Milliarden Euro. Das überrascht nicht angesichts der jüngsten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) Anfang Juni, die es Geldmarktfonds schwer macht, auch nur nominal positive Renditen zu erzielen. In Mitleidenschaft von der EZB-Zinsentscheidung wurden auch Kurzläufer-Bondfonds gezogen, die im Juni ebenfalls relativ hohe Abflüsse hinnehmen mussten. 

Tabelle: Mittelflüsse im Juni nach Asset-Klassen

 

Die Fondskategorie mit den höchsten Juni-Zuflüssen waren defensive EUR-Mischfonds. Sie verbuchten Nettoneugelder in Höhe von 2,7 Milliarden Euro. Hinzu kommen weitere 1,4 Milliarden Euro, die in global anlegende defensive EUR-Mischfonds investiert wurden. Die untere Übersicht zeigt die 15 Morningstar Fondskategorien, sortiert nach Juni-Zuflüssen.

Tabelle: Die 15 Morningstar Kategorien mit den höchsten Juni-Zuflüssen

In der oberen Tabelle finden sich auch die Zuflüsse im laufenden Jahr sowie die organischen Wachstumsraten der ersten sechs Monate. Aus diesen Zahlen wird das ganze Ausmass des Runs auf defensive EUR-Mischfonds deutlich. Sie wuchsen um knapp 29 Prozent in den ersten sechs Monaten. Dahinter verbergen sich Namen wir Ethna-Aktiv, der mittlerweile grösste unter den global investierenden bond-orientierten Mischfonds, aber auch Fonds wie der JPMorgan Global Income sowie der PrivatFonds: Kontrolliert von der deutschen genossenschaftlichen Union Investment. 

Ein weiterer markanter Trend war im Juni - wie auch im gesamten zweiten Quartal - das Come-back der Schwellenländer-Investments. Global investierende Fonds für Schwellenländer-Bonds, die in Hartwährungen investieren, lagen mit einem Nettoabsatz von 8,25 Milliarden Euro vor allen anderen Morningstar-Kategorien im zweiten Quartal. Auch global investierende Schwellenländer-Aktienfonds sowie die vormals sehr stark verkauften Fonds für lokale Schwellenländerwährungen befanden sich im Juni auf der Einkaufsliste von Investoren.

Überwiegend verkauft wurden unterdessen einige Profiteure der vergangenen Monate. Die höchsten Juni-Abflüsse wurden aus global investierenden Aktienfonds (Blend) gesehen. Dies ging allerdings zu einem sehr großen Teil auf einen BlackRock Indexfonds zurück. Deutlich breiter über zahlreiche Fonds gestreut waren die Anteilsscheinrückgaben bei USD-Hochzinsfonds gestreut. Mitte Juni hatten die Spreads bei US-Unternehmensbonds, gemessen am Morningstar Corporate Bond Index, ein extrem niedriges Niveau von 103 Basispunkten über Treasuries erreicht. Das entspricht einem um 70 Basispunkte engeren Niveau als der Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre und liegt nur um 20 Basispunkte vom engsten je gemessenen Niveau vom Februar 2007 entfernt. Das hohe Kursniveau dürfte einige Anleger zum Handeln veranlasst haben.

Tabelle: Die 10 Morningstar Kategorien mit den höchsten Juni-Abflüssen

 

Mit Blick auf die erfolgreichsten Anbieter lag das britische Fondsadministrationshaus Capita Financial an erster Stelle. Das liegt am großen Vertriebserfolg des Woodford Income Fund, ein auf britische Aktien konzentrierter Dividendenfonds, der vom ehemaligen Invesco-Star-Fondsmanagers Neil Woodford verwaltet wird. Er sammelte auf Anhieb gut 2,1 Milliarden Euro ein.

Die Schweizer Grossbank UBS konnte dank des hohen Absatzes von globalen Obligationenfonds und Hochzinsprodukten die zweithöchsten Zuflüsse aller europäischen Fondsanbieter im Juni verbuchen und zählte auch zu den erfolgreichsten Anbietern im zweiten Quartal.

Die nicht in der unteren Rankingliste vertretenen Anbieter BlackRock und JPMorgan waren indes die zwei erfolgreichsten Absatzhäuser im zweiten Quartal, fielen jedoch aufgrund von Abflüssen aus ihren Aktienfonds im Juni zurück.

Tabelle: Die zehn Anbieter mit den höchsten Juni-Zuflüssen

 

Die höchsten Abflüsse musste im Juni KBC vor allem wegen hoher Abflüsse aus EUR-Obligationen hinnehmen. DBN zählte zu den Anbietern, die unter hohen Abflüssen aus Kurzläufer Bonds litten, ebenso wie Carmignac Gestion. Die Franzosen musste nicht nur erneut hohe Abflüsse aus den Flaggschifffonds Carmignac Patrimoine und Carmignac Investissement verkraften. Auch der Carmignac Portfolio Capital Plus, der in den Vormonaten zu den wenigen Lichtblicken im Vertrieb der Franzosen zählte, musste im Juni Rückgaben verkraften.

Die Rückflüsse bei AXA gingen vor allem auf die beiden US-Hochzinsfonds  AXA IM FIIS US Short Duration High Yield und AXA WF US High Yield Bonds zurück. 

Tabelle: Die zehn Anbieter mit den höchsten Juni-Abflüssen 

Die grössten Anlagefonds am europäischen Markt zeigten auch im Juni ein vertrautes Bild, wenn es durchaus etwas nuancierter gezeichnet werden kann. Europas größter Wertpapierfonds, der Templeton Global Bond Fund, musste zwar erneut Abflüsse verbuchen, allerdings auf einem weit niedrigeren Niveau als in den vergangenen 12 Monaten. Sein „kleinerer Bruder“, der Templeton Global Total Return, konnte sogar erstmals seit Juli 2013 Nettoneugelder in einem Monat verzeichnen.

Unverändert war auch die hohe Nachfrage nach dem inzwischen zweitgrößten europäischen Publikumsfonds M&G Optimal Income Fund. Ihm flossen im Juni 830 Millionen Euro zu. Dies entspricht einer Wachstumsrate von 12% - in einem Monat! Im laufenden Jahr hat der defensive Mischfonds Nettozuflüsse von 5,48 Milliarden Euro verzeichnet, was einer Wachstumsrate von gut 26,5% entspricht.

Unverändert unerfreulich war das Sommerklima dagegen für den ausgewogenen Mischfonds Carmignac Patrimoine, der im Zuge seiner langjährigen Performance-Probleme 4,48 Milliarden Euro an Abflüssen im ersten Halbjahr hinnehmen musste; Anleger gaben im Juni Anteilsscheine im Gegenwert von 600 Millionen Euro zurück. Auf den ersten Blick ähnlich unerfreulich war das Vertriebsgeschäft für PIMCO. Der von PIMCO-Gründer Bill Gross verantwortete PIMCO Total Return Bond Fund musste auch im Juni Abflüsse hinnehmen. Allerdings könnten die Verantwortlichen bei der US-Allianz-Tochter etwas Trost aus dem Umstand schöpfen, dass sich der Umfang der Rückgaben in den vergangenen Monaten deutlich verringert hat.

Tabelle: Die Juni-Absatzbilanz der zehn größten Publikumsfonds

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich