Europäische Telekoms: Das Ende der mageren Dividendenjahre

Die Bilanzen der Telekomanbieter sehen nach einer Konsolidierungswelle wieder solider aus und erlauben einen vorsichtig-optimistischen Blick in eine ausschüttungsreichere Zukunft.

Allan C. Nichols 17.10.2014
Facebook Twitter LinkedIn

Telekommunikationsunternehmen gelten im allgemeinen als eine gleichermaßen langweilige wie stabile Geldanlage. Besonders reizvoll sind die satten Ausschüttungen - zweistellige Dividendenrenditen sind nicht ungewöhnlich. Und sie sind scheinbar immun gegen die Schwankungen der Konjunktur. Nicht so allerdings in Europa. In den vergangenen Jahren mussten Anleger so manch bittere Pille schlucken. Infolge der extremen Verschuldung und den Investitionen in neue Breitband-Technologien hagelte es seit 2009 Dividendenkürzungen – dies betraf mehr als die Hälfte der Telekom-Unternehmen, die wir beobachten. Inzwischen liegt die Dividendenrendite dieser Firmen im Schnitt bei 4,2%. 

Doch es gibt erste Anzeichen, dass die Talsohle durchschritten ist. Unser Schaubild unten zeigt, dass die Investitionsausgaben (Capex) im Verhältnis zum Umsatz in den kommenden Jahren deutlich sinken werden. Ursache hierfür sind unter anderem die sinkenden Kosten für Ausrüstungsgüter. Netzwerkausrüster – hier sind vor allem die chinesischen Unternehmen Huawei und ZTE zu nennen - drängen mit Kampfkonditionen auf den europäischen Markt, was wesentlich dazu beitragen wird, dass die Telekomanbieter die Kosten für Neuinvestitionen begrenzen und die laufenden Kosten für den Erhalt ihrer Netzwerke senken können. 

Schaubild 1: 2013 erreichten Ausrüstungsinvestitionen ihren Höhepunkt

Dafür, dass in Zukunft europäische Telekoms ihre Dividenden künftig eher steigern als senken werden sprechen auch die Maßnahmen zur Sanierung der Bilanzen. Die Verschuldung der Unternehmen ist in den vergangenen Jahren gesenkt worden – unter anderem auch aufgrund der Kürzung der Dividenden. Heute beläuft sich die Verschuldung der europäischen Telekoms auf das 1,9-fache des Vorsteuergewinns (EBITDA) nach dem Faktor 2,6 auf dem Höhepunkt des Zyklus´. Das untere Schaubild zeigt, dass mit wenigen Ausnahmen die europäischen Telekoms Schulden in großem Stil abgebaut haben.

Schaubild 2: Sichtbare Erfolge der Bilanzsanierung

Doch wann ist es soweit? Nun, der Spielraum für höhere Dividenden wird immer größer, aber Anleger sollten nicht damit rechnen, dass bereits im nächsten Jahr die Ausschüttungsquoten auf alte Niveaus klettern werden. Zum einen ist das Thema Dividendenerhöhung ein heißes Eisen für Unternehmenslenker. Angesichts der Dividendenkürzungen der Vergangenheit werden sie eher vorsichtig vorgehen. Auch ebbt der Investitionszyklus eher graduell ab. Einige Unternehmen befinden sich nahe des Höhepunkts, und wir werden also erst im Jahr 2016 deutlich sinkende Capex-Quoten sehen. Auch vergessen Anleger häufig, dass die erwirtschaftete Dividende erst im Folgejahr ausgeschüttet wird, sodass wir bei den meisten Unternehmen in unserer Betrachtung erst für das Jahr 2017 mit steigenden Dividendenrenditen rechnen.

Zum Schluss noch ein Wort zu der oft gestellten Frage, welches Dividenden-Niveau „gesund“ ist. Wie hoch „darf“ die Dividende sein? Ab wann gehen die Ausschüttungen an die Substanz? Wir gehen davon aus, dass 80% der freien Cash-flows eine kritische Marke darstellt. Ab dann sollten Anleger einen sehr genauen Blick auf die Rahmenbedingungen werfen. Manche Unternehmen machen das anders: Belgacom beispielsweise reicht seit langem fast die gesamten Cash-flows an seine Aktionäre weiter. Auch Vodafone hat gezeigt, dass Unternehmen auch längere Zeit mehr als 100% ihrer freien Cash-flows ausschütten können (sofern sie dafür Kapitalgeber dafür finden).

Doch es gibt gute Nachrichten. Zum einen liegen die Quoten in unserem Telekom-Universum bei den meisten Konzernen unter 80%. Zum anderen erwarten wir nicht, dass sich diese Konstellation bei einer möglichen Verschlechterung der finanziellen Rahmenbedingungen ändern wird. Die untere Grafik zeigt, dass auch bei einer Verschlechterung der Cash-flow-Lage die kritische Marke bei etlichen Unternehmen nicht erreicht werden wird.

Schaubild 3: Stabilität auch in einem Bärmarkt-Szenario

Hier gelangen Sie zur Einschätzung, welche Telekoms wir für besonders attraktiv halten. Die vollständige Studie (in englischer Sprache) erhalten Sie hier.

 

 

 

 

 

 

 

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Allan C. Nichols  Allan C. Nichols