Horrormonat Januar für Schweizer Fondsanleger

Anlagefonds bescheren Franken-Investoren herbe Verluste im ersten Monat des neuen Jahres. Das Kind sollte freilich nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. Eine Übersicht über die Performance von Anlagefonds 2015.

Ali Masarwah 04.02.2015
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Das Schwarzwald-Örtchen Lörrach in Deutschland und Basel sind direkte Nachbarn. Für Fondsinvestoren waren die beiden Orte im Januar 2015 allerdings Welten voneinander entfernt. Während ein einigermaßen diversifizierter Investor im Euroland-Örtchen Lörrach unter Umständen sogar gleich zweimal von der grossen Politik der Notenbanken beglückt wurde, sah es für einigermaßen diversifizierte Investoren in der benachbareten Schweizer-Franken-Metropole zappenduster aus.

Die Rede ist natürlich von der Abkoppelung des Franken vom Euro durch die SNB und die wenige Tage später erfolgte Verkündigung des „Big Easy“ der Europäischen Zentralbank, die ab März sukzessive 1.100 Milliarden Euro aufwenden wird, um (unter anderem) Euro-Staatsobligationen auf die Bilanz zu nehmen. Der erste Schritt hat Fremdwährungs-Portfolios in der Schweiz unter die Räder gebracht, und der zweite hat Euro-Aktien und -Bonds in nicht-währungsgesicherten Portfolios in der Schweiz einen zusätzlichen Schlag verpasst. (Spiegelbildlich haben die Abwertungsrunden in diversifizierten Euro-Portfolios nicht nur in Lörrach regelrechte Performance-Feuerwerke ausgelöst.) 

Ein Blick auf die Performance der Morningstar Kategorien durch die Brille Schweizer Investoren zeigt ein höchst ernüchterndes Bild: Im weltweit überwiegend aktienfreundlichen Januar konnten von 349 Morningstar Kategorien nur neun eine positive Performance verbuchen. Das waren Schweizer Aktienimmobilienfonds, die im Schnitt um 3,25% zulegen konnten, Goldminen(aktien)fonds (plus 2,64%), Aktien Indien (0,39%) sowie sechs für Schweizer Investoren gegen Währungsschwankungen geschützte Obligationen-Kategorien. Dies geht aus unserer Tabelle weiter unten hervor.

Tabelle: Nur die Härtesten erreichten im Januar positives Terrain

Ganz anders das Bild, wenn man unsere Morningstar Kategorien nach der tiefsten Performance im Januar sortiert. In negatives Terrain sind im ersten Monat des neuen Jahres 340 Fonds-Peergroups gerutscht. Die mit Abstand schlechteste Performance mussten Griechenland-Aktienfonds mit einem Minus von 20,13% hinnehmen. Energie-Aktienfonds verloren im Mittel 17,7% und breit diversifizierte Rohstoff-Körbe brachen um knapp 15% ein. Wer auf Euro-Geldmarktfonds in der Erwartung setzte, dass dies angesichts des vermutet sicheren „SNB-Floors“ das optimale Instrument zum Kapitalerhalt mit Option auf Währungsgewinne darstelle, musste zur Kenntnis nehmen, dass sich gut 13,5% seines Geldes über Nacht in Luft auflöste.

Tabelle: Im Januar Verluste, wohin das Auge schaut

Was ist nun die Moral der Geschichte? Nun, mit Sicherheit nicht die, dass Diversifikation der Grund allen Übels ist und Assets in Schweizer Franken die allein glückselig machenden Investments sind! Und schon gar nicht, dass in Erwartung weiterer Euro-Abwertungsrunden Euro-Investments aus dem Portfolio zu werfen. Damit hätte man das sprichwörtliche Kind mit dem Bade ausgeschüttet.

Wer langfristig investiert, wird den Sprung im Franken-Kurs (bzw. die Korrektur von Euro/Dollar/Yen) zwar tangiert, aber nicht ruiniert haben. In den vergangenen drei Jahren konnten Anleger in vielen Kategorien hohe Gewinne erzielen. Biotech-Aktienfonds waren für Schweizer Anleger die lohnenswertesten Anlagefonds-Investments, mit denen man im Schnitt gut 35% verdienen konnte – pro Jahr! Auch Anleger in US-Standardwerte-Aktienfonds konnten sich über knapp 15% pro Jahr freuen. Verlierer sehen anders aus!

Zudem werden abrupte Kursbewegungen an den Kapitalmärkten häufig von Übertreibungen des ersten Augenblicks verschärft. In den vergangenen zehn Tagen ist der Euro nach dem ersten SNB-Schock wieder deutlich über die Marke von 1,05 Franken geklettert, nachdem er zeitweilig Mitte Januar auf unter 0,9 Franken gefallen war.

Es gibt auch weitere gute Argumente, das freie Spiel der (frei konvertierbaren) Währungen mit Gelassenheit zu betrachten. Die Schwankungen auch der Leitwährungen untereinander mögen hoch sein. Langfristig egalisieren sich jedoch diese kaum vorhersagbaren Wechselkursschwankungen jedoch, sodass einiges dafür spricht, dass – zumindest auf der Aktienseite – die Volatilität der Währungen Teil der Gesamtrechnung ist. Langfrist-Aktieninvestoren gewinnen mit aktiven Hedging-Strategien oft nicht viel und verlieren mit Sicherheit die Kosten der Absicherung. (Bei Obligationen ist freilich eine differenziertere Sicht nötig.)

Darüber hinaus ist die Zeit der Franken-Stärke vermutlich ein sehr guter Zeitraum für Neu-Investments. Sollte sich die Schweizer Wirtschaft tatsächlich in diesem Jahr merklich abkühlen, dann wird das nicht spurlos am Franken vorbeigehen. Gut möglich, dass diese Tage nicht der schlechteste Zeitpunkt für Investments in Fremdwähurngs-Assets ist. Wer ohnehin der Meinung ist, dass die tiefen Zinsen von heute einen Switch von Cash in rentierlichere Asset Klassen nahelegen, der kann heute Euroland- und US-Aktien relativ günstig einkaufen. Schweizer Käufer sind heute im Vorteil!

Apropos Schweizer Käufer: Last but not least können Konsumenten in der Schweiz ihre persönliche Cash-Flow-Bilanz anhand der Konversionsvorteile aufpeppen. Ob der Preissturz beim Benzin oder die tieferen Preise im Detailhandel auch diesseits der Grenze: sie verschaffen den heimischen Konsumenten Vorteile, die zumindest die Währungsverluste im Depot etwas relativieren können.  

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich