ETF-Anleger greifen EZB-Steilvorlage auf

Morningstar ETF-Statistik zeigt hohe Nachfrage nach Euroland-Aktien. Rekordzuflüsse bei Energie-ETFs. Bei Bonds dominieren Investment-Grade-Produkte – zaghafte Nachfrage nach US Hochzins-Produkten.

Ali Masarwah 27.02.2015
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ETF-Investoren haben im Januar den Ball, den ihnen die Europäische Zentralbank am 22. Januar zugespielt hat, dankbar aufgegriffen. Der aktuelle Höhenflug an den Aktienmärkten nach Verkündung des Bond-Kaufprogramms („QE“) durch die EZB spiegelt sich in sehr hohen Zuflüssen in Risiko-Assets wider. Wie die Morningstar Absatzstatistik für ETFs in Europa zeigt, flossen Aktien-ETFs 7,18 Milliarden Euro zu. Das entspricht dem höchsten Niveau in einem Monat seit April 2008. Getragen wurde dieser Beinah-Rekord zu einem guten Teil von Zuflüssen in Euroland-Aktien-ETFs.

Allerdings war der Aktien-Boom im Januar nur auf ETFs und nicht-börsenkotierten Indexfonds beschränkt. Aktive Aktienfonds mussten erneut hohe Abflüsse verkraften. Wir werden in der kommenden Woche mehr über diesen gegenläufigen Trend berichten, der schon seit dem vierten Quartal 2014 anhält.

Auch Bond-ETFs verbuchten mit einem Plus von netto 4,1 Milliarden Euro eine starke Nachfrage, die auf dem hohen Absatz von Unternehmensanleihen (Investment Grade) und Euro-Hochzinsobligationen und – auf einem deutlich niedrigeren Niveau – USD-Hochzins-ETFs basierte.

Rohstoff-Indexprodukte verbuchten ebenfalls hohe Zuflüsse, die vor allem auf einem Rekordabsatz von Energie-Produkten fußten. Viele Anleger haben den Totalabsturz des Ölpreises offenbar als antizyklische Einstiegschance gesehen und zugegriffen (lesen Sie dazu unseren Bericht zu Rohstoffprodukten im Januar hier).

Kaum überraschend kommen in diesem Kontext die Abflüsse aus Geldmarkt-ETFs, die im Januar knapp 140 Millionen Euro an Abgängen verbuchten.

Tabelle: Die Januar-Absatzbilanz der großen Asset Klassen

Wie die Absatz-Übersicht nach Morningstar Kategorie zeigt, waren Eurozonen-ETFs für Standardwerte die am stärksten nachgefragte Kategorie, gefolgt von britischen Aktien-ETFs für Standardwerte sowie Bond-ETFs, die Investmentgrade-Indizes der Eurozone abbilden. Auch deutsche Standardwerte-ETFs sahen erstmals seit August 2014 wieder positive Mittelflüsse.

Tabelle: Die absatzstärksten ETFs nach Morningstar Kategorien

Unbeliebt waren im Januar dagegen globale Schwellenländer-Aktienfonds, die hohe Abflüsse von 695 Millionen Euro hinnehmen mussten. Alle großen Anbieter waren hiervon betroffen, wobei die Produkte der Deutschen von allen grösseren Anbietern die höchsten Abflüsse in ihren Emerging Markets ETFs verbuchten. Auch ETFs für China A-Aktien mussten Federn lassen, was angesichts der hohen Kursgewinne in diesem chinesischen Aktiensegment in den vergangenen Monaten kein Wunder ist (lesen Sie hier unser Erklärstück zu China-Aktien).

Tabelle: Die absatzschwächsten ETFs nach Morningstar Kategorien

Hier gelangen Sie zur Absatzbilanz nach Anbieter und nach Einzelprodukten.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich