Im April schiessen China-Fonds die Lichter aus

China-Fonds setzen im April ihren Siegeszug fort. Auf der Verliererseite finden sich Dollar-Obligationenfonds. Anleger sollten europäische Bond-Fonds im Blick behalten. Die Morningstar Kategorien im Rendite-Check.

Ali Masarwah 05.05.2015
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China! China! China! Wer auf der Suche nach einer griffigen Schlagzeile zur Fonds-Performance im April ist, wird sofort auf die extrem starke Performance der Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt China stossen. Wie unser monatlicher Rückblick auf die Performance der wichtigsten Fonds-Kategorien im deutschsprachigen Raum zeigt, lieferten China-Produkte aller Couleur die höchsten Renditen im abgelaufenen Monat. Unsere untere Tabelle liefert dazu den Überblick. Vier der zehn erfolgreichsten Kategorien im April decken das Anlagesegment „Greater China“ ab.

Tabelle: Die April-Gewinner* unter den wichtigsten Morningstar Kategorien 

Angeführt wird die Performance-Liste von China-Fonds, die vorwiegend nicht auf dem chinesischen Festland investieren. Fonds der Morningstar Kategorie „Aktien China“ decken die Segmente H-Shares, Red Chips, P Chips und B-Shares ab. (B-Shares sind zwar auf dem Festland gelistet; diese Aktien sind allerdings nur ausländischen Investoren vorbehalten.) Diese Kategorie legte im April im Schnitt um 13,1% zu.

Fonds der Kategorie „China A Shares“ gewannen im abgelaufenen Monat 10,2%. Diese Aktienfonds decken das für ausländische Anleger erst seit jüngerer Zeit in grossem Stil zugängliche Festlandsegment ab. Auch wenn die Zugangsbedingungen inzwischen gelockert wurden, unterliegt der A-Shares Markt nach wie vor der Kontrolle des chinesischen Staates. Fonds, die das A-Segment abdecken, werden von Fondsgesellschaften angeboten, die den Status eines „Qualified Foreign Institutional Investors (QFII)“ bzw. „RQFII“ haben (R steht für Renminbi). Auch Teilnehmer am „Shanghai-Hong Kong Stock Connect“-Programm können in A-Shares (über die Börse in Hongkong) investieren.

Preisfrage: Wie lange wird die Hausse noch andauern?

Darüber hinaus konnten Aktienfonds der Kategorien „Greater China“ und „Hongkong“ mit einer Performance von 9,8% bzw. 9,5% in der Liste der Top-April-Performer behaupten.

Wie lange wird die China-Hype, die ungeachtet des sich abschwächenden Wirtschaftswachstums im Reich der Mitte inzwischen erstaunliche Ausmaße erreicht hat, andauern? Im laufenden Jahr schossen A-Fonds im Schnitt um 24,3% in die Höhe, und auch andere China-Kategorien konnten im Schnitt um 12 bis 17% zulegen. Um die Risiken dieser Anlagefonds besser taxieren zu können, sollten Anleger ein Blick auf den maximalen Verlust der vergangenen fünf Jahre in der oberen Tabelle richten. Sie sagen mehr als 1.000 Worte aus. 

Die Performance-Rekorde sind vor allem deshalb erstaunlich, weil die Stabilität des chinesischen Finanz- und Bankenmarkts immer wieder diskutiert wird. Im März 2014 gab es den ersten Default am Markt für Unternehmensobligationen, und zuletzt hat die Zentralbank die Mindestreservevorschriften für Banken gelockert (Reserve Requirement Ratio, RRR), was zeigt, dass die Kreditvergabe angekurbelt werden soll. Natürlich wissen wir nicht, wie lange der Aufschwung von China-Aktien dauern wird. Sollte es aber zu einer Korrektur im Finanzsektor kommen, dürften China-Fonds mit Bank-Exposure in hohem Masse betroffen sein – und das dürften angesichts des hohen Gewichts von Finanztiteln am chinesischen Aktienmarkt etliche sein.

Russland- und Brasilienfonds erholen sich 

Doch werfen wir noch einen Blick auf die Top-Morningstar Kategorien im April. Mit Anlagefonds der Kategorien „Aktien Russland“ und „Aktien Brasilien“ finden wir zwei Kategorien, die in den vergangenen Jahren höchst unbeliebt waren. Sie legten im April im Schnitt um 11,2% bzw. 10% zu. Die Dreijahres-Bilanz ist allerdings nach wie vor negativ. Russlandfonds verloren im Schnitt 10,3% pro Jahr, Brasilienfonds sogar 12,6% p.a.

Zu den April-Gewinnern zählten auch Rohstoff-Fonds. Energiefonds, die in Futures investieren, legten um durchschnittlich 8,2% zu, Aktienfonds, die in Edelmetallförderer investieren, gewannen im Schnitt 7%. Auch hier handelt es sich um eine leichte Erholung nach einem sehr langen Fall. In den vergangenen drei Jahren bescherten diese Sektorfonds Anlegern ein durchschnittliches Minus von jährlich 22,2%.

Verlierer werden von Indonesien- und Indienfonds angeführt

Kommen wir nun zu den Verlierern des abgelaufenen Monats. Die größten Verlierer waren Indonesien- und Indien-Aktienfonds, die im Schnitt um 10,1% bzw. 8,4% nachgaben. Das sollte nicht verwundern: Diese Fonds zählten zu den grossen Gewinnern des vergangenen Jahres. Dass hier etwas Luft entweicht, dürfte nicht verwundern oder beunruhigen, auch wenn die Pläne der indischen Regierung, ausländische Investoren zu besteuern, für Unruhe gesorgt haben. (Es spricht dafür, dass es sich hier um ein Sturm im Teeglas handelt; Aberdeen, einer der größten Indien-Investoren unter den europäischen Fondsgesellschaften, spricht von einer möglichen Belastung eines Fonds in einem Umfang von möglicherweise rund 50.000 EUR).

Die nicht auf den ersten Blick offenkundigen Verschiebungen an der Währungsfront sowie die Korrektur am Bond-Markt in Europa – vor allem bei deutschen Bunds – waren allerdings die wohl bemerkenswertesten Trends im April. Stichwort Dollar-Schwäche: Diverse US-Dollar (Bond-)Kategorien, die nicht im Fokus europäischer Anleger stehen dürften, zählten zu den Verlierern im April. Die Schwäche der US-Währung ist der wichtigste Grund für die deutlichen Verluste bei Biotech-Fonds sowie Fonds für US-Staatsanleihen. Auch global anlegende Obligationenfonds (nicht in der unteren Tabelle enthalten) haben im abgelaufenen Monat aufgrund des stärkeren Franken überwiegend Verluste eingefahren.

Für die kommende Zeit sollten Anleger allerdings vor allem auf den EUR Bond-Markt achten. Hier vollzieht sich derzeit eine deutliche Korrektur, vor allem im Segment der langen Laufzeiten. Fonds mit Anlageschwerpunkt EUR Langläufer verloren im April 2%, brachen jedoch in den ersten Mai-Tagen um über 4% ein – ein Blick auf den Renditeanstieg bei deutschen Staatsanleihen – natürlich von einem extrem tiefen Niveau kommend – dürfte illustrieren, welche hohe Risiken Langläufer-Fonds derzeit beherbergen. Anleger im Franken-Raum haben die hohen Verlusten bei Euro-Bonds aufgrund der Stärke der Euro-Gemeinschaftswährung gegenüber dem Franken in ihren Portfolios nicht wahrnehmen können. Sollte es zu einer veritablen Korrektur am EUR Obligationenmarkt kommen, werden mögliche Währungsverschiebungen dies nicht ausgleichen können. 

Tabelle: Die April-Verlierer* unter den wichtigsten Morningstar Kategorien

* In unserer Übersicht konzentrieren wir uns auf die wichtigsten Morningstar Kategorien für Anleger im deutschsprachigen Raum. Fonds für Fremdwährungen wie Türkische Lira, Israelischer Shekel oder Schwedische Krone sind nicht berücksichtigt. Auch Fonds, die erkennbar für Investoren aus dem GBP- und Dollar-Raum aufgelegt wurden, sind nicht in unseren monatlichen Auswertungen enthalten.   

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich