iShares DAX verliert im April 3,5 Milliarden Euro

Institutionelle Anleger sorgen erneut für hohe Mittelbewegungen in einem DAX-ETF. April-Rekordzuflüsse in Bond-ETFs können Aderlass auf der Aktienseite nicht kompensieren. Der Morningstar ETF Absatzbericht für Europa.

Ali Masarwah 08.05.2015
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Hohe Mittelabflüsse sorgen bei DAX-Indexfonds immer wieder für Schlagzeilen. So auch wieder im April, und erneut traf es den iShares Core DAX. Der grösste DAX-Tracker in Europa musste im April Nettoabflüsse in Höhe von 3,52 Milliarden Euro hinnehmen. Das Fondsvermögen reduzierte sich von 11,77 Milliarden per Ende März auf 7,75 Milliarden Euro einen Monat später. Knapp 30% des Vermögens ging dem ETF damit in einem Monat aufgrund von Mittelabflüssen verloren.

Da keine anderen DAX-ETFs nennenswerte Abflüsse hinnehmen mussten, dürfte der Ausstieg einzelner institutionelle Anleger für den Erdrutsch beim Marktführer gesorgt haben. Damit wiederholten sich die Ereignisse vom September 2014 bzw. Oktober 2013, als der iShares Core DAX und der db x-trackers DAX ETF punktuelle, sehr hohe Rückgaben verkraften mussten.

Der Aderlass beim iShares Core DAX prägte auch den gesamten ETF-Vertrieb in Europa im April. Ungeachtet der Rekordzuflüsse bei Bond-ETFs in Höhe von 4,74 Milliarden Euro lag das ETF-Absatzniveau mit insgesamt 3,55 Milliarden Euro deutlich unter dem Niveau der Vormonate, wie aus der Morningstar Absatzstatistik hervorgeht. In den ersten drei Monaten des Jahres war die ETF-Branche in Europa noch von Absatzrekord zu Absatzrekord geeilt (lesen Sie hier mehr).

Der relativ niedrige Absatz im April lag freilich nicht nur an den hohen Abflüssen aus dem iShares ETF. Zwar war die Nettovertriebsleistung bei Aktien-ETFs ex iShares Core DAX deutlich positiv; allerdings war die Nachfrage nach Aktien-ETFs insgesamt schwächer als in den Vormonaten. 

Auch Rohstoff-ETFs lagen mit Zuflüssen von 78 Millionen Euro weiter unter dem Durchschnittsniveau im ersten Quartal. Geldmarkt-ETFs traten mit einem Absatz von 89 Millionen Euro auf der Stelle.

Hebel-ETFs sorgten indes für die im langjährigen Vergleich hohen Zuflüsse in alternative Produkte von 403 Millionen Euro, wie aus der Tabelle hervorgeht.

Tabelle: Mittelflüsse europäischer ETFs im April nach Asset Klassen

Auf Ebene der Morningstar Kategorien waren vor allem ETFs mit Anlageschwerpunkt EUR Unternehmensobligationen gefragt. Sie sahen Zuflüsse von 837 Millionen Euro. Auch ETFs für japanische Standardwerte (811 Millionen Euro) und ETFs für EUR-Staatsobligationen (546 Millionen Euro) waren stark nachgefragt. Bei Trading-ETFs verbuchten vor allem Short-Produkte auf diverse Euroland-Aktienindizes die höchsten Zuflüsse. 

Auch wenn EUR-Kategorien bei Bonds erneut die höchste Nachfrage sahen, zählten auch ETFs auf USD Hochzinsobligationen, US-Treasuries sowie auf Schwellenländer-Bond-Indizes zu den Gewinnern. Im Gegensatz zur eher schwachen bzw. negativen Nachfrage bei Aktien-ETFs erstreckten sich die Flows bei Bond-ETFs auf eine Vielzahl von Kategorien - lediglich drei Morningstar ETF-Bond-Kategorien mussten im April nennenswerte Abflüsse hinnehmen.

Tabelle: Die Morningstar Kategorien mit den höchsten Zuflüssen

Neben ETFs für deutsche Standardwerte mussten vor allem ETFs der Aktienkategorie Europa Large-Cap Value Abflüsse verkraften, ebenso wie ETFs auf australische sowie neuseeländische Aktien, wobei die Abflüsse hier fast vollständig auf Rückgaben des iShares MSCI Australia zurückgingen.

Gewinnmitnahmen gab es in großem Stil im April erneut bei ETFs auf China A-Shares Aktien. Diese ETF-Kategorie verzeichnet in diesem Jahr beständig Mittelabflüsse derweil der chinesische Aktienmarkt von Hoch zu Hoch eilt.

Tabelle: Die Morningstar Kategorien mit den höchsten Abflüsssen

Auf Produktebene sah der iShares Core Euro Corporate Bond mit Zuflüssen von 500 Millionen Euro die höchste Nachfrage im April, gefolgt vom Amundi ETF MSCI Europe, der eine Nettovertriebsleistung von 465 Millionen Euro erzielte. Hohe Nachfrage sahen auch der iShares USD High Yield Corporate Bond und der iShares USD Treasury Bond 7-10 Years.

Tabelle: Die ETFs mit den höchsten April-Zuflüssen

Neben dem Shares Core DAX standen auch der iShares S&P 500 Dist und der db x-trackers STOXX Europe 600 auf der Verkaufsliste der Investoren. Letztere verloren 560 Millionen bzw. 421 Millionen Euro. Beim iShares S&P 500 ist der Fall recht eindeutig: Immer mehr Anleger verabschieden sich aus dem inzwischen preislich nicht konkurrenzfähigen Produkt, das mit 40 Basispunkten an jährlichen Kosten zu den teuersten USA-Standardwerte-ETFs gehört.

Nutzniesser dieser Absatzbewegung ist seit geraumer Zeit der Vanguard S&P 500, der nur eine Jahresgebühr von sieben Basispunkten aufweist. Auch der Source S&P 500 ETF und der – ebenfalls mit sieben Basispunkten sehr günstige – iShares Core S&P 500 konnten im April Zuflüsse verbuchen.

Tabelle: Die ETFs mit den höchsten Abflüssen im April

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich