Neues von der Mischfonds-Front

Mischfonds-Manager sind in einem Dilemma: Aktien sind nicht mehr günstig, Bonds erst recht nicht. Wir haben uns die Risiken in Mischfonds näher angesehen.

Barbara Claus 27.05.2015
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Im September 2014 waren wir in unserer Artikelserie zu Mischfonds näher auf die Risiken in dieser Kategorie eingegangen und hatten anhand der zwei Hauptrisikoquellen „Aktienquote“ und „Ratingallokation“ untersucht, ob diese in den letzten Jahren tendenziell für Anleger gestiegen sind (lesen Sie mehr hier). Seitdem sind die Aktien- und Bond-Kurse kräftig gestiegen. Gerade die Korrektur bei deutschen Bundesanleihen hat jüngst gezeigt, wie dünn die Luft inzwischen geworden ist. Wir haben aus gegebenem Anlass uns die Risiken von zwei Mischfonds-Kategorien erneut angesehen.

Bedingt durch das weiter andauernde Niedrigzinsumfeld ist das Thema, ob Fondsmanager zur Renditeerzielung das Risiko in den Fonds erhöhen, nach wie vor aktuell. Daher haben wir die Daten zu den global anlegenden, ausgewogenen Mischfonds aktualisiert und unsere Untersuchung auf die defensiven Mischfonds ausgedehnt, da diese für konservative Anleger eine Alternative zu den sehr niedrig rentierenden Rentenfonds darstellen können.

Durchschnittliche Aktien- und Anleihenquote bei den ausgewogenen Mischfonds

 



Quelle: Morningstar Direct

Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt sich, dass sich die durchschnittliche Aktienquote bei den ausgewogenen Mischfonds seit Herbst 2014 kaum mehr erhöht hat, woraus man ableiten kann, dass die Fondsmanager in den letzten Monaten in Summe ihre Positionierung weitestgehend beibehalten haben. Eine Aktienquote von 46% mag auf den ersten Blick in einer Kategorie, die Fonds mit Aktienquoten zwischen 35 und 65% beinhaltet, wie ein leichtes Untergewicht wirken. In der Praxis variieren die Anlagebedingen der Fonds jedoch und viele von ihnen haben ein niedrigeres Maximalgewicht als 65% festgelegt.

Zudem zählen wir bei Morningstar alle Aktienfonds, die die 35% im Rahmen ihrer Allokation dauerhaft überschreiten, zur ausgewogenen Kategorie, also beispielsweise auch Strategien, die zwischen 0-50% in Aktien anlegen dürfen. Auf der anderen Seite werden Fonds, die die Aktienquote von 65% überschreiten, bereits in die aggressive Mischfondskategorie eingruppiert. In den letzten fünf Jahren lag die durchschnittliche Aktienquote in der ausgewogenen Kategorie bei 44,65%.

Durchschnittliche Kreditqualität bei den ausgewogenen Mischfonds

Quelle: Morningstar Direct

Auf der Rentenseite setzt sich bei den ausgewogenen Mischfonds indes der Trend hin zu schwächeren Bonitäten fort, auch wenn es derzeit so aussieht, als ob sich die Dynamik dieser Entwicklung abschwächt. Dennoch erstaunt uns, dass sich nach unserer Berechnungsmethode* der durchschnittlichen Kreditqualität mittlerweile mehr als die Hälfte der Rentenportfolios im niedrigeren Bonitätsbereich bewegt. Dies zeigt auf, dass die Rentenseite in der Praxis bei weitem nicht die risikoarme Komponente darstellt, wie gemeinhin angenommen wird. Die Fondsmanager sind mittlerweile auch hier deutlich in risikotragenden Anlagen investiert, was die Korrelation der Rentenseite zu anderen Risiko-Assets wie z.B. Aktien erhöht.

Solange der Markt das Eingehen höherer Risiken aber weiterhin belohnt, äußert sich eine aggressive Allokation auf der Rentenseite primär in höheren Erträgen für Anleger und einem besseren Abschneiden der Fonds in den gängigen Performance-Ranglisten.
*Morningstar berechnet anstatt eines arithmetischen Mittels der Ratingklassen die durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit des Portfolios und ordnet dieser wiederum eine Ratingstufe zu, so dass unsere Methodik konservativer ist als die einiger Mitbewerber. (lesen Sie mehr zu unserer Methodologie bei der Gewichtung von Kredit-Ratings hier

Durchschnittliche Aktien- und Anleihenquote bei den defensiven Mischfonds


Quelle: Morningstar Direct

Die obige Tabelle zeigt, dass sich die Aktienquoten im Zeitablauf auch in den defensiven Mischfonds deutlich erhöht haben. Mit einer Zunahme von fünf Prozentpunkten fällt die Zunahme fast ebenso hoch aus wie in den ausgewogenen Fonds, was bemerkenswert ist, wenn man die niedrigere Ausgangsbasis berücksichtigt. Allerdings ist die Spanne bei der Aktienallokation im Bereich der defensiven Mischfonds sehr breit: Von sehr defensiven Fonds mit Quoten im niedrigen einstelligen Prozentbereich bis hin zu Fonds, die temporär sogar über der Maximalquote von 35% liegen, ist in der Kategorie alles vertreten. Anleger sollten sich daher umso mehr bewusst machen, dass sich Fonds, auch wenn sie bei Morningstar in derselben Kategorie geführt werden, in ihrem Anlageverhalten deutlich unterscheiden können.

Durchschnittliche Kreditqualität bei den defensiven Mischfonds


Quelle: Morningstar Direct

Auch bei der Kreditqualität lässt sich der Trend der letzten Jahre hin zu Risiko-Aassets deutlich beobachten. So waren im Herbst 2011 noch über 11% der Fonds durchschnittlich in den besten Ratingklassen unterwegs, während es Ende März 2015 kein einziger mehr war. In der Kategorie der ausgewogenen Mischfonds sind hier aktuell hingegen nach wie vor ca. 4% allokiert, was darin begründet liegt, dass einige wenige Mischfonds immer noch auf der Rentenseite auf die höchste Bonität setzen. Dies verwundert nur auf den ersten Blick, ist es doch in der ausgewogenen Kategorie für die Fondsmanager einfacher, fehlende Erträge auf der Rentenseite durch höhere Aktienquoten zu kompensieren.

In der defensiven Kategorie bewegt sich der Großteil der Fonds im Durchschnitt mittlerweile ebenfalls in den mittleren bis niedrigen Ratingklassen BB und B, wobei der Anteil der Fonds, die unterhalb des Investmentgrade-Bereichs unterwegs sind, per Ende März 2015 deutlich geringer ausfällt als in der ausgewogenen Kategorie. Dem war jedoch nicht immer so, wie der Blick auf den September 2013 zeigt.

Zu diesem Zeitpunkt wies der Großteil der defensiven Mischfonds eine durchschnittliche Kreditqualität im High-Yield-Bereich auf, doch sieht es aktuell so aus, als hätte der durchschnittliche Fondsmanager das Bonitätsrisiko in seinen Fonds wieder etwas reduziert.

Fazit

Es überrascht nicht, dass sich das Risiko in den betrachteten Mischfondskategorien im Vergleich zum Herbst letzten Jahres weiter erhöht hat, doch gibt es Anhaltspunkte dafür, dass sich die Dynamik in dieser Entwicklung abgeschwächt hat.

Gerade im Vergleich der defensiven Mischfonds kommt das höhere Risiko nicht ganz unerwartet, da diese Strategien besonders unter der niedrigen Verzinsung im Anleihebereich leiden. Dennoch konzentriert sich bei den defensiven Vertretern der Ratingschwerpunkt in den Portfolios aktuell wieder auf den mittleren Ratingbereich von BBB, woraus man ableiten könnte, dass High-Yield-Investments nach Ansicht des durchschnittlichen Fondsmanagers ihren Zenit überschritten haben. Da in den besten Bonitäten jedoch weiterhin keine auskömmliche Rendite zu holen ist, konzentriert sich die Allokation mit BBB/BB weiterhin auf den unteren Investment-Grade- bzw. oberen High-Yield-Bereich.

Defensive Mischfonds sind ein Thema, das einen zweiten Blick verdient hat. Daher werden wir im nächsten Teil unserer Artikelserie auch noch detaillierter auf die Wertentwicklung und das Risiko dieser Fondskategorie eingehen, da dies gerade im Hinblick auf die aktuell schwankenden Aktienmärkte und die signifikanten Kursverluste am Rentenmarkt in den letzten Wochen weiter an Relevanz gewonnen hat.

 

 

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Über den Autor

Barbara Claus

Barbara Claus  war von 2012 bis 2019 Fondsanalystin bei Morningstar.