Walt Disney – Anhebung der Fair-Value-Schätzung

Der amerikanische Medienkonzern hat für das abgelaufene Quartal starke Zahlen vorgelegt. Die geplante Expansion durch den Zukauf der Star Wars-Produktionsfirma Lucasfilm und den Bau eines neuen Vergnügungsparks in Shanghai sind vielversprechend. Die Fair-Value-Schätzung wird angehoben.

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Der amerikanische Medienkonzern Disney besteht aus zwei unterschiedlichen Medienbereichen. Auf der einen Seite die TV-Sparte mit den Sendern ABC und dem Sportkanal ESPN. Letzterer hat durch die Exklusiv-Sportrechte für die NFL und den College Football ein Alleinstellungsmerkmal im amerikanischen Fernsehen. Zielgruppe sind männliche Zuschauer zwischen 18 und 49 Jahren. Disney erreicht dadurch auch diejenigen Verbraucher, die weniger Spielfilme schauen als die anderen Zielgruppen.

Im Laufe der kommenden 10 bis 15 Jahre werden die Zuschauer vermehrt auf OTT-Angebote – der kostenlose Empfang von Audio- und Videoinhalten via Internet – umsteigen. Die Inhalte der TV-Kanäle sind jedoch ein Alleinstellungsmerkmal und wir gehen daher nicht davon aus, dass das Unternehmen von der sich wandelnden Mediennutzung, in dessen Zentrum das Internet steht, so stark negativ beeinflusst wird wie andere Medienunternehmen.

Die zweite wichtige Säule sind die Angebote und Produkte hinter der Marke Disney, die bei Kindern beliebt ist und der Eltern vertrauen. Der Medienkonzern vertreibt die Rechte und Figuren über mehrere Kanäle und Plattformen wie Filme, Home Videos, Freizeitparks, Videospiele, Merchandising und Musicals. Hauseigene Produktionen können zudem über den eigenen TV-Kanal Disney-Channel ausgestrahlt werden.

Der Experte für computeranimierte Filme PIXAR (Toy Story, Cars, Die Eiskönigin) wird weiterhin Filme in die Kinos bringen. Das 2009 übernommene Marvel Universum (The Avengers, Iron Man, Die Fantastischen Vier) wurde hinsichtlich des Vertriebs der Exklusivrechte ähnlich gestaltet. Wir haben den Eindruck, dass der Medienkonzern das kürzlich erworbene Star Wars-Geschäft ähnlich aufstellen möchte. Das Portfolio an Medienprodukten mit den zugehörigen Rechten dürfte also weiterhin zunehmen, was ein entsprechendes Umsatzpotential durch den Rechtevertrieb mit sich bringt.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz um 5% gegenüber dem Vorjahr auf 13,1 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn hat unsere Erwartungen und den Konsens übertroffen. Das EBITDA erhöhte sich um 4% auf 4,3 Mrd. USD und liegt damit leicht über unserer Schätzung von 4,2 Mrd. USD. Die vier größten Segmente (Media Networks, Studio Entertainment, Parks and Resorts und Consumer Products) konnten ein Umsatzwachstum vorweisen, bei drei Segmenten konnten sich zudem die Margen verbessern.

Im Segment Media Networks sorgte der Kauf von Sportrechten bei ESPN für einen Rückgang des EBITDA um 20 Basispunkte. Das bereinigte operative Konzernergebnis stieg um 8% gegenüber dem Vorjahr auf 4,0 Mrd. USD bei einer Marge von 30,2%. CEO Bob Iger verwies darauf, dass 83% der Haushalte mit Pay-TV in den ersten drei Monaten des Jahres ESPN eingeschaltet hätten und dass der Kanal bis über das Jahr 2020 hinaus Lizenzvereinbarungen mit der NFL, der NBA und der MLB habe.

In der Analystenkonferenz vom 4. August wurde ferner darauf hingewiesen, dass bei ESPN die Kabelabonnenten im Jahr 2016 um 1% zurückgehen werde. Die Abonnentenverluste halten wir für relativ gerung und erwartet. Wettbewerber wie Time Warner haben ähnliche Abonnentenverluste ausdrücklich in früher veröffentlichten langfristigen Vorgaben bereits berücksichtigt.

Die jüngsten Analyseberichte zum Rückgang bei Abonnements für ESPN und die entsprechende Erörterung durch die Disney-Unternehmensleitung haben unserer Ansicht nach den Sektor belastet und die Kurse aller Medientitel unter Druck gesetzt. Die Abonnentenverluste sind aber weit bekannt und waren relativ gering. Wir gehen deshalb davon aus, dass der Ausverkauf übertrieben war und zu Kaufgelegenheiten geführt hat.

Neben dem Neugeschäft und dem Vertriebspotential für Lizenzrechte aus dem kürzlich erworbenen Star Wars-Universum von Lucasarts, plant der Medienkonzern Disney ein neues Resort in Shanghai. Dies birgt weiteres Umsatzpotential und wir erhöhen unsere Erwartungen deshalb für die Zeit ab 2016.

Das Wide Moat Rating (breiter Wettbewerbsvorsprung) wird bestätigt und die Fair Value-Schätzung auf 134 USD angehoben. Zum Handelsschluss am 11. August lag der Kurs je Aktie bei 108 US-Dollar.

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Über den Autor

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