Nach der Korrektur: Mischfonds hinter ihren Benchmarks

Wir haben eine Bilanz der diversen Mischfondskategorien am Markt gezogen. Eine Übersicht über Performance und Risikomanagement der großen Mischfonds-Kategorien.

Ali Masarwah 10.09.2015
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Der Blick aus dem Fenster zeigt, dass sich ein phantastischer Sommer seinem Ende entgegen neigt. Kühler Wind, Wolken und kräftige Schauer haben das omnipräsente mediterrane Wetter abgelöst. Viele Kapitalmarktanleger dürften mit Blick auf die Wonnemonate dagegen bestenfalls ambivalente Gefühle verspüren. Für sie haben die Schauer und Gewitter schon ab Mitte April eingesetzt. Zunächst gab es an den Rentenmärkten kräftige Rücksetzer, die ab Mai von Turbulenzen am Aktienmarkt begleitet wurden. Diese weiteten sich Ende August zu einer handfesten Korrektur aus. 

Wir wollen die Folgen dieser Doppelkorrektur, die ältere Semester unter den Anlegern an das Jahr 1994 erinnern dürfte, als Aktien und Renten gleichermaßen in den Keller rauschten, für Mischfonds etwas näher betrachten. Wie haben die einschlägigen Mischfondskategorien die Sommer-Korrektur überstanden? Absolut und relativ gegenüber den gemischten Benchmarks, die wir als Messlatte für Aktien-Renten-Produkte verwenden? Natürlich wollen wir auch einen Erklärungsversuch dieser Sommerbilanz unternehmen und die Ergebnisse auch in den langfristigen Kontext setzen. 

Drei Morningstar Mischfondskategorien für CHF Anleger im Blick

Kommen wir zunächst zur Sommerbilanz. Wir haben uns drei global investierende CHF-Mischfondskategorien vorgenommen, welche zu den klassischen Risikoprofilen von Anlegern passen: 

  1. CHF Mischfonds defensiv für die eher risikoaversen Anleger. Diese Produkte begrenzen typischerweise die Aktien(fonds-)quote auf 35%;
  2. CHF Mischfonds ausgewogen: Diese Fonds weisen eine Aktien(fonds-)quote von zwischen 35 und 65% auf. Sie werden typischerweise von durchschnittlichen Langfristanlegern frequentiert; 
  3. CHF Mischfonds aggressiv. Hier handelt es sich um Aktiennahe Produkte, die in der Regel zu über 65% in Aktien(fonds-) investieren. Hier dürften sich die Freunde der Aktienanlage wohl fühlen.

Wir haben nachgesehen, wie hoch der maximale Verlust zwischen April und Ende August in diesen Kategorien ausgefallen ist. Die zweite Seite der Medaille: wie war die absolute Performance? Dabei haben wir, um die teilweise hohen kurzfristigen Bewegungen an den Märkten einzufangen, Wochendaten bei der Rendite-Risiko-Messung verwendet. Als Messlatte für den Erfolg bzw. Misserfolg haben wir die jeweiligen Aktien-Renten-Indizes verwendet, die wir diesen Kategorien zuweisen.

Defensive Mischfonds lassen wir gegen eine 75:25 Renten-Aktien-Benchmark laufen; ausgewogene und flexible Mischfonds müssen sich an einer 50:50-Benchmark messen, und aggressive Mischfonds vergleichen wir mit einer 40:60 Renten-Aktien-Benchmark. Dabei verwenden wir einen Index für die jeweilige Asset-Klassen: den Citi Swiss GBI CH Index auf der Rentenseite und den FTSE World TR auf der Aktienseite. Letzterer ist weitgehend vergleichbar mit dem für Anleger im deutschsprachigen Raum vertrauteren MSCI World. 

Die untere Tabelle zeigt die Bilanz der Mischfonds auf Kategorieebene. Die Bilanz der aktiv verwalteten Mischfonds kann sich zwischen April und Ende August sehen lassen und hat die Korrektur mit nicht allzu großen verlusten weggesteckt. Alle drei Kategorien haben aber stärker nachgegeben als ihre Vergleichsindizes.

Offensive Mischfonds ab, die in der Stressphase in der Spitze um 6,46% nachgaben, sind etwas mehr gefallen als der aktienlastige Index, der um maximal 5,27% auf dem Tiefpunkt verlor. Ausgewogene Mischfonds hielten ebenfalls der Korrektur ordentlich stand (der Drawdown war 86 Basispunkte mehr als bei der Benchmark), defensive Mischfonds gaben 3,77% nach und damit im Vergleich am stärksten gegenüber der Benchmark, die um 2,06% nachgab.

Tabelle: Mischfondsbilanz zwischen April und Ende August 

Mischfonds in der Stressphase

Kommen wir nun zur Performance-Bilanz. Sie besagt, frei nach Altkanzler Helmut Kohl, was hinten rausgekommen ist. Während der maximale Verlust viel über den Weg aussagt, den ein Fondsmanager einschlägt, ist die Rendite das Ergebnis von seinen Bemühungen. Hier ist die Bilanz ähnlich wie bei den Maximalen Verlusten. Alle drei Kategorien liegen hinter ihrer jeweiligen Benchmark. Ausgewogene Fonds begrenzten den Verlust in den vier untersuchten Monaten auf 3,63%, defensive Mischfonds gaben im Schnitt um 2,65% nach. Das waren 173 bzw. 184 Basispunkte schlechter als der jeweilige Vergleichsindex. Aggressive Mischfonds lagen mit205 Basispunkten gegenüber der Benchmark am weitesten hintenund verloren Minus 4,39%

Kommen wir nun zur Ursachenforschung. Zwei Gründe für die Verlustminimierung stechen hervor. Zum einen die hohen Cash-Quoten. Sie lagen zwischen 10,5% (bei ausgewogenen Mischfonds) und 20,5% (bei defensiven Mischfonds), wie aus der unteren Tabelle hervorgeht. Cash war zwischen April und August also König. Ein Cash-Konto ist nun einmal ein optimaler Diversifizierer in turbulenten Zeiten, zumal die Volatilität der beiden großen Anlagesegmente von Mischfonds erhöht war. 

Tabelle: Aktien, Renten, Cash: Die Asset Allocation der Mischfondskategorien

Asset Allocation in Mischfonds

Zum anderen war die Volatilität im Aktiensegment „Dank“ der doch recht ausgeprägten August-Korrektur im Ergebnis ausschlaggebend. Die Emerging-Markets-Aktienkorrektur hat sich auf die entwickelten Märkte ausgedehnt, und schwächere Emerging Markets Währungen in global diversifizierten Wertpapierportfolios dürften per Ende August einigen Schaden angerichtet haben. 

Ausgewogene Mischfonds hatten eine im Schnitt knapp 7,8 Punkte tiefere Aktienquote als aggressive Mischfonds, und defensive Mischfonds lagen im Schnitt mit einer Aktienquote von nur 22,3% leicht unter der Benchmark und nicht einmal annähernd am 35%-Limit der Kategorie. 

Performance-mindernd wirken sich naturgemäß die Kosten von Fonds aus. Am stärksten zogen die Kosten aggressive Mischfonds nach unten, die Kostennachteile auch wieder ausgleichen müssen. Die indikativen Kosten – es handelt sich um die testierten, zuletzt gemessenen Gesamtkosten – waren bei aggressiven Mischfonds mit durchschnittlich 1,74% am höchsten, mit einer TER von 1,23% lag die durchschnittliche Belastung bei defensiven Mischfonds am tiefsten. 

Risikomanagement im langfristigen Kontext: War es das wert? 

Wagen wir zum Schluss einen eher längerfristigen Blick auf die Rendite-Risiko-Bilanz der drei Mischfondskategorien. (Wir haben den maximalen Verlust und die Volatilität hier auf Monatsebene abgetragen.) Es fällt auf, dass defensive Mischfonds die beste Bilanz aufweisen. Der maximale Verlust und die Volatilität waren etwas höher als die Risikokennzahlen des gemischten Index. Bei ausgewogenen Mischfonds fiel die Volatilitätnur einen Tick höher als beim Index aus. Aggressive Mischfonds haben im Schnitt einen Volatilität, die um 100 Basispunkte über der des Vergleichsindex mit seiner Aktien-Renten-Quote von 60:40. Bei den maximalen Verlusten liegen beide Kategorien etwas besser als ihre Indizes. Aggressive Mischfonds gaben auf eine Sicht von fünf Jahren mit -14,64% um gut 270 Basispunkte weniger nach, als der Vergleichsindex. Bei ausgewogenen Mischfonds liegt das Minus im selben Zeitraum auf 12,73%, der entsprechende Index performte 96 Basispunkte schlechter. Per Saldo war das Risikoprofil im Durchschnitt bei den meisten Kategorien ungünstig.

Tabelle: Die Langfristbilanz der drei großen Mischfondskategorien 

Mischfonds langfristige Performance

Neben der belastenden Wirkung der Kosten dürfte es den meisten aktiven Managern mit Blick auf das Risikomanagement schwer fallen, zu jeder Marktphase „das Richtige“ zu tun. Es manifestiert sich das Timing-Problem, vorwiegend dürfte hier die Festlegung der Aktienquote im Mittelpunkt stehen; diese Entscheidungen dürften von tendenziell prozyklischem Handeln der Fondsmanager geprägt sein. Das offenbart sich auch beim Blick auf die Performance-Kennzahlen der vergangenen Jahre. 

Mischfonds verfehlten auf Sicht der letzten fünf Jahre allesamt performanceseitig ihren Index. Ausgewogene Mischfonds liegen deutlich um 270 Basispunkte hinter der Benchmark mit einer Aktien-Renten-Quote von 50:50. Noch deutlicher ist der Unterschied bei Produkten, die eine höhere Aktienquote fahren können: Die Kategorie Mischfonds Aggressiv ist im selben Zeitraum im Vergleich zum ihrem Index um jährlich 2,99% schlechter gelaufen. Auch defensive Produkte geraten hinter Benchmark, die sich seit 2010 jährlich insgesamt 1,29% besser entwickelt hat. Der Aktivismus der Fondsmanager tut Mischfondsanlegern offenbar nicht gut. Zumal dann nicht, wenn, wie 2010 bis heute der Fall, die Märkte sich in einem säkularen Aufwärtstrend befinden, der von volatilen Phasen durchsetzt ist. Auf diese haben die Fondsmanager offenbar reagiert. Und haben -- wiederum per Saldo -- zu oft aufs falsche Pferd, also auf Sicherheit, gesetzt. Die Zeit wird zeigen, ob es dieses Mal wirklich "anders" ist, oder ob die Kapitalmärkte, angefeuert vom billigen Zentralbankgeld, ihren Aufschwung fortsetzen werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich