Wie wir auf Managerwechsel reagieren

Nicht immer stufen wir das Morningstar Analyst Rating ab.

Natalia Wolfstetter 10.11.2015
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Wenn bei einem aktiv gemanagten Fonds ein Managerwechsel stattfindet, tangiert dies auch unser qualitatives Rating, in dem das Fondsmanagement und Researchteam ein wichtiger Bestandteil sind. Daher beurteilen wir die Auswirkungen des Wechsels auf die Umsetzung der Anlagestrategie, die Erfahrung und Expertise des neuen Managements und inwieweit das verbleibende Team für Kontinuität sorgen und damit eventuelle Brüche abmildern kann.

Somit bewerten wir Managerwechsel durchaus unterschiedlich. Häufig führt ein Wechsel zu einer Absenkung des Ratings, da die Unsicherheit zunimmt, die Nachfolger nicht über eine vergleichbare Erfahrung verfügen und/oder der Verlust nicht durch die restlichen Teammitglieder ausgeglichen werden kann. Dies gilt umso mehr für Fonds, die sehr deutlich die Handschrift eines Managers tragen.

In manchen Fällen halten wir aber auch an einer positiven Einschätzung fest. Voraussetzung ist ein hohes Vertrauen in das übrige Team und eine gute Nachfolgeplanung. Jüngstes Beispiel sind die Emerging-Markets-Flaggschiff-Fonds von Comgest, bei denen wir trotz des Rückzugs des langjährigen Managers Vincent Strauss das Morningstar Analyst Rating unverändert bei ‚Gold‘ belassen. 

Beim Astra-Fonds ging die Verantwortung von Dr. Jens Ehrhardt, der den Fonds seit Auflage 1995 gemanagt hatte, auf seinen Sohn und designierten Nachfolger Jan Ehrhardt über. Der neue Manager kann naturgemäß nicht auf eine vergleichbar lange Erfahrung zurückblicken und unterscheidet sich auch in seinem Managementstil von seinem Vater, wodurch u.a. die den Fonds lange Zeit kennzeichnende aktive Steuerung der Aktienquote an Bedeutung verliert. Angesichts der Aufstockung des Investmentteams und der Systematisierung des Researchprozesses sind wir für den Fonds allerdings weiter positiv gestimmt, was sich im Rating ‚Bronze‘ (zuvor ‚Silver‘) widerspiegelt.

Im Carmignac Emergents dagegen hat der Abgang des vorherigen Managers und eines Analysten aus dem zugehörigen Team Anfang 2015 zu einer Herabstufung des Ratings auf ‚Neutral‘ geführt. (Die für Schweizer Anleger währungsgesicherte Tranche trägt kein Analyst Rating.) Die Nachfolger Xavier Hovasse und David Young Park können zwar auf ausreichende Erfahrung in den Emerging Markets und Erfolge mit dem Carmignac Pf Emerging Discovery verweisen, den sie seit 2011 bzw. 2012 verwalten, doch ist dieser durch seine Nebenwerteausrichtung nicht eins zu eins mit ihrem neuen Fonds vergleichbar. Darüber hinaus ist ihre Arbeitsbelastung stark angestiegen, während sie mit deutlich weniger Researchkapazitäten auskommen müssen als vergleichbare Konkurrenzfonds.

Im DWS Eurorenta sorgt Maritta Kanerva, die seit Anfang Juni 2015 offiziell die hauptverantwortliche Managerin des Fonds ist, für mehr Kontinuität als es zunächst den Anschein hat.  Laut DeAWM ist sie schon seit ihrem Antritt als Co-Managerin im Nov. 2013 für die strategische Positionierung und das tägliche Management des Fonds zuständig, auch wenn dies in der Vergangenheit nicht so eindeutig kommuniziert wurde. Kanerva ist erfahren, war bereits von 2003-11 Co-Managerin des Fonds und verfügt über einen soliden Track Record, doch aufgrund der Unklarheiten in der Kommunikation fehlt uns die Grundlage, um derzeit über das Rating ‚Neutral‘ hinauszugehen.

Weniger häufig passiert es, dass wir das Rating nach einem Managerwechsel heraufsetzen, doch gibt es auch solche Fälle. Nachdem ab 2012 Frank Hansen und sein Nebenwerteteam bei Allianz Global Investors die Verantwortung für den Allianz Actions Euro Midcap (nicht in der Schweiz zum öffentlichen Vertrieb zugelassen) übernahmen, setzten wir das Rating von ‚Neutral‘ auf ‚Silver‘ herauf - im Einklang mit der Bewertung des von Hansen langjährig erfolgreich betreuten Allianz Europe Small Cap Equity.

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Über den Autor

Natalia Wolfstetter  ist Director Fund Analysis bei Morningstar