Bond-Fonds in Zeiten steigender Zinsen

Die Nervosität um die Zinserhöhung in den USA ist seit dem vergangenen Mittwoch passé. Die Fed hat die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 0,5% angehoben. Marktteilnehmer erwarten zwei bis drei weitere Zinsschritte im kommenden Jahr. Was verschiedene Bondfonds-Kategorien zu erwarten haben.

Cara Esser 16.12.2015
Facebook Twitter LinkedIn

Im ersten Artikel zu den Folgen steigender Zinsen hat sich mein Kollege Eric Jacobson mit der grundlegenden Mechanistik des Rentenmarkts in Zeiten steigender Zinsen befasst (lesen Sie hier weiter). Wir wollen nun etwas konkreter werden und über die möglichen Folgen der Zinserhöhung in den USA für verschiedene Bondmarktsegmente räsonieren. 

  1. US-Investment-Grade Bond Fonds: Abhängig von der Duration der Papiere, in die sie investieren, werden Fonds in verschiedene Kategorien einsortiert. Diese vereinen Produkte, die Zinssensitivität aufweisen. Hier gilt die Faustregel zu beachten: Fonds, die

    auf länger laufende Papiere setzen, reagieren auf Zinserhöhungen sensibler als das bei Kurzläuferfonds der Fall ist. Wie wir im vorherigen Bericht gezeigt haben, ist es aber keinesfalls ausgemachte Sache, dass Langläufer bei Zinsanstiegen einbrechen müssen – 2004 bis 2006 profitierten 30-jährige Papiere sogar von der Abflachung der Zinsstrukturkurve.

  2. Corporate Bond-Fonds: Bleibt die US-Konjunktur stabil, stehen die Chancen gut, dass sich Fonds mit Kredit-Exposure besser schlagen werden als Fonds, die auf zinssensitive Titel setzen. Eine expansive Konjunktur ist schließlich positiv für Unternehmen, deren Bonds dann von Spread-Einengungen profitieren können.
  3. Das freundliche Szenario gilt auch für Produkte, die im Hochzinsmarkt investieren. Doch muss sich das nicht notwendigerweise wie im Lehrbuch verhalten. Zum einen werden Hochzinsbonds, die sich am oberen Ende der Rating-Skala, also im „BB“-Bereich, befinden, durchaus von steigenden Renditen am langen Ende beeinflusst. Auch der gesamte High-Yield-Markt könnte im kommenden Zyklus nicht so reagieren wie erwartet. Die niedrige Liquidität am Markt könnte mittelbar negative Folgen zeitigen. Die fast zehnjährige Periode der sehr lockeren Geldpolitik weltweit hat Renditesucher immer mehr in die Hochzinssegmente getrieben. Inzwischen sind High Yields stark in herkömmlichen Bond-Fonds vertreten. Kommen diese so genannten Core-Fonds nun im Zuge steigender Zinsen unter Verkaufsdruck, könnten sie Schwierigkeiten haben, bei Mittelabflüssen diese Positionen „marktschonend“ zu verkaufen.
  4. Globale Rentenfonds: Auch wenn die Geldpolitik in der Eurozone und in Japan noch lange Zeit sehr locker bleiben dürfte, werden qualitativ hochwertige Staatsanleihen wie etwa deutsche Bunds und japanische Anleihen, durchaus von steigenden Renditen in den USA beeinflusst. Doch auch das muss keine Einbahnstraße sein: Sollten Zweifel an der Solidität des US-Aufschwungs im Verlauf des kommenden Jahres auftauchen, könnten Bunds und japanische Anleihen profitieren. Dieses Szenario dürfte von einer Schwächung des US-Dollar und einer Stärkung des Euro und des Yen begleitet werden. Entsprechend müssen Anleger weltweit auf ihr Währungsexposure achten.
  5. Schwellenländer-Bond-Fonds. Vor allem Fonds mit Ausrichtung auf lokale Währungen könnten unter Druck geraten. Insbesondere Länder, die sich in US-Dollar verschuldet haben, könnten unter einem Anstieg des Greenback leiden; es wird für sie teurer, die Verbindlichkeiten zu bedienen. Solche Fonds könnten auch darunter leiden, dass Anleger Geld abziehen und im Gegenzug in Fonds investieren, die auf Hartwährungsanleihen setzen. Dieser Prozess war zumindest bis in den Oktober hinein auf dem europäischen Fondsmarkt zu beobachten. Umgekehrt könnten sich die negativen Folgen für Schwellenländer-Währungen bei einem behutsamen Vorgehen der Fed im Laufe des kommenden Jahres in Grenzen halten. Der Zinserhöhungszyklus wäre also auf dem derzeitigen Niveau „eingepreist“, und Bond-Portfolios für lokale Währungen hätten das Schlimmste bereits hinter sich.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Cara Esser  Cara Esser is a closed-end fund analyst at Morningstar.

© Copyright 2024 Morningstar, Inc. Alle Rechte vorbehalten.

Nutzungsbedingungen        Datenschutz-Bestimmungen        Cookie Settings        Offenlegung