Morningstar Marktbarometer: Februar war der Monat der Nebenwerte

Eine Analyse der europäischen Marktperformance nach Stilen zeigt eine deutliche Spreizung zwischen Standardwerten und Nebenwerten. Auch wenn sich Value-Aktien durchgehend besser schlugen als Growth, ist der Bewertungsunterschied unverändert groß. Auf Sektorebene erscheinen Finanzwerte und Immobilienaktien am günstigsten.

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Unser europäisches Morningstar Aktienmarktbarometer für den Monat Februar hat zwar erneut eine Abwärtstendenz - sämtliche Performance-Zahlen sind in Euro gerechnet - für Standardwerte gezeigt, verglichen mit dem tiefroten Januar mutete der vergangene Monat indes fast schon wie eine Verschnaufpause an. Dabei zeigte sich erneut eine Spreizung zwischen Standardwerten und Nebenwerten. Erstere setzten ihren Abstieg fort, auch wenn sich die Kursverluste verlangsamten. Die Einbussen bei Standardwerten bewegten sich zwischen 1,1% bei Value-Titeln und einem Minus von 2,2% bei Blend-Aktien.

Bei Nebenwerten war das Bild freundlicher: Small Caps schlossen den vergangenen Monat mit einem durchschnittlichen Plus von zwischen 0,3% bis 0,5% ab. Bei mittelgroßen Unternehmen legten Value-Aktien sogar mit durchschnittlich 2,0% zu und hielten sich von allen neun Feldern unserer Matrix am besten. Auf Jahressicht konnten Nebenwerte aller drei Investmentstile Value, Blend und Growth die Januar-Verluste aber nicht wettmachen.

Kommen wir zu den Details der verschiedenen Stile: Unter Standardwerten Value gehörten Rohstoffwerte wie Glencore (+45,7%) oder Rio Tinto (+12,9%) zu den grossen Gewinnern; sie machten nach den horrenden Verlusten der Vormonate etwas an Boden gut. Unter Energieaktien gehörte Royal Dutch Shell mit einem Plus von 8,9% ebenfalls zu den Februar-Gewinnern in diesem Segment. Auf den hintersten Rängen finden wir indes erneut die beiden deutschen Energiekonzerne RWE (-18,1%) und Eon (-11%), aber auch einige europäische Finanzwerte wie Credit Suisse (-23,5%), HSBC Holdings (-8,6%), Allianz SE (-7,7%) und AXA (-10,9%), so dass Value Blue Chips den Februar insgesamt im Minus beendeten.

Für den bisherigen Jahresverlauf liegen Growth-Standardwerte nach wie vor vorn. Sie bescherten mit einem gewichteten durchschnittlichen Jahresminus von 5,1% Anlagern nicht ganz so starke Verluste wie die meisten anderen Investmentstile.

 Marktbarometer Feb16 01

Marktbarometer Feb16 02

Mit Blick auf die Bewertungen sind Growth-Standardwerte mit einem gewichteten Kurs-/Fair Value-Verhältnis (K/FVV) von 1,01 auf fairen Niveaus angekommen. Im Vergleich zum Vormonat gibt es insgesamt keine signifikanten Änderungen bei den Bewertungen: Am günstigsten sind nach wie vor Standardwerte Value. Sie weisen ein durchschnittliches K/FVV von 0,87 auf. Hier haben gerade im Februar zwei Sektoren Performance-seitig ein erfreuliches Bild gezeigt. Zum einen Rohstoffwerte, die durchschnittlich um 6,2% stiegen. Der Grund hierfür dürfte in der Erholung des Goldpreises und anderer Rohstoff-Aktien liegen. Stichwort Gold: Noch im Januar notierte das Edelmetall bei 1.050 US-Dollar und damit auf Niveaus wie zuletzt im Jahr 2010. Bis Ende Februar stieg der Goldpreis auf über 1.250 Dollar, ein Plus von beinahe 20%, was entsprechende Minenwerte ebenfalls nach oben katapultierte.

Ebenfalls per Ende Februar unterbewertet waren auch Standardwerte Blend-Aktien mit einem K/FVV von 0,93.

Bei mittelgrossen Value-Werten sehen wir angesichts der deutlichen Kurserholung in Februar die deutlichste Bewertungsveränderung. Hier stieg der K/FVV von 0,91 auf 0,99. Zu den Werten, die die grössten Kursgewinne verzeichneten, gehören der Minenbetreiber Anglo American (+69,4%), der chilenische Konzern Antofagasta (27,1%) und der belgische Chemiekonzern Solvay SA (+12,3%). Die stärksten Kursverluste mussten bei Mid Cap Value Aktien folgende italienische Aktien hinnehmen: das Raffinerieunternehmen Saras (-22,6%), das Öl- und Gasunternehmen Saipem (-33,4%) und die Krisenbank Banca Monte dei Paschi di Siena (-25,8%).

Marktbarometer Feb16 03

Die zweite Sektor, aus dem typischerweise viele Value-Werte stammen, sind Energietitel. Im Durchschnitt haben die Aktien im Februar 1,7% gut gemacht. Die grössten Beiträge lieferten Royal Royal Dutch Shell, Statoil und Total. Der Dritte Sektor, aus dem europäische Aktien den Februar im Durchschnitt positiv beendeten sind Industriewerte mit plus 1,2%.

Die Mehrzahl der Sektoren ist noch immer günstig bewertet

Kommen wir zum zweiten Teil unseres Februar-Marktbarometers, zur Übersicht über Performance und Bewertung nach Sektoren, die wir in zyklische, konjunktursensitive und defensive Aktien gruppieren. Am schlechtesten lief es im Februar per Saldo bei den defensiven Branchen, wobei Versorger mit einem Minus von 6,1% die höchsten Verluste erlitten. Unter den Zyklikern liefen Finanzwerte (-4,1%) am schlechtesten. Sie sind nach wie vor am günstigsten bewertet. Bei entsprechenden Aktien hat sich das gewichtete K/FVV weiter abgesenkt und liegt nunmehr bei 0,79 (0,81 per Ende Januar 2016). Die drei Finanzunternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung sind HSBC Holdings, Lloyds Banking Group und die Allianz SE. Bei allen drei Titeln liegt das P/FVV unter 0,8.

Die beste Monats-Performance lieferten die im zyklischen Supersektor vertretenen Rohstoffwerte mit einem Plus von durchschnittlich 6,2%. Inzwischen notieren die in diesem Sektor vertretenen Unternehmen mit einem K/FVV von 1,06 über ihrem fairen Wert. Unter den konjunktursensitiven Branchen konnten Energietitel und Industrieaktien ebenfalls zulegen. Auch sie waren mit einem K/FVV von 1,01 bzw. 0,96 per Ende Februar nicht mehr günstig.

Marktbarometer Feb16 04

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Über den Autor

Michael Haker und Fernando Luque  Michael Haker ist Research Editor bei Morningstar in Frankfurt, Fernando Luque ist Senior Financial Editor bei Morningstar in Spanien.