Costco: Wettbewerbsvorsprung steht hohe Bewertung gegenüber

Verhaltener Start ins neue Geschäftsjahr und bescheidene Zahlen ändern nichts an unserer prinzipiell positiven Sicht des Einzelhändlers. Wenn da nicht die hohe Bewertung wäre.

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Auch wenn Costco einen eher verhaltenen Start in das Geschäftsjahr 2017 gemeldet hat, beabsichtigen wir nicht, unsere Fair-Value-Schätzung von 149 USD je Aktie zu ändern. Auch an unserem Wide Moat Rating (großer Wettbewerbsvorsprung) halten wir fest. Im ersten Halbjahr steigerte das Unternehmen seinen Umsatz um 4,5%, während die operative Marge bei 3,0% lag. Dieses Ergebnis lag unter unseren Erwartungen: wir hatten mit einem Umsatzwachstum von 6,7% und einer Betriebsmarge von 3,2% gerechnet. 

Dennoch erwarten wir, dass die vom Unternehmen für das vierte Quartal angekündigte Erhöhung der Mitgliedschaftsgebühr um 9% dazu beitragen wird, diese Lücke mehr oder weniger zu schließen (auch wenn es zwei Jahre dauern wird, bevor sich diese Anhebung gänzlich in den Finanzzahlen niederschlägt). Wir gehen davon aus, dass ein Großteil der negativen Abweichung auf einen vorübergehenden Deflationsdruck zurückzuführen ist, dem Costco ausgesetzt ist. Daher rechnen wir nicht mit einer deutlichen Änderung unserer langfristigen Erwartungen, die für das nächste Jahrzehnt von einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich und einer operativen Marge von 3% bis 4% ausgehen. 

Costco ist in einer schwierigen Branche gut positioniert 

Die Aktie wird oberhalb unserer Bewertung gehandelt, vermutlich aufgrund unserer eher konservativen Einschätzung des langfristigen Margenwachstums. Costco verzeichnete während des Quartals einen Preisrückgang im niedrigen einstelligen Bereich, was vor allem den Kategorien Lebensmittel und Elektronik zuzuschreiben war. 

Wir sind der Ansicht, dass diese Herausforderungen nicht allein Costco betreffen. Der branchenweite Preisverfall vermindert zwar kurzfristig den Preisvorteil Costcos gegenüber herkömmlichen Einzelhändlern, wir rechnen jedoch nicht mit einer langfristigen Änderung der Wettbewerbsposition des Unternehmens. Aufgrund seines auf Mitgliedsgebühren basierenden Geschäftsmodells und seines hochwertigen Kundenstamms bietet Costco Anlegern die beste kurzfristige Cashflow-Transparenz innerhalb des defensiven Einzelhandelssektors. 

Zudem gehen wir auch nicht davon aus, dass die (zum 1. Juni in Kraft tretende) geplante Erhöhung der Mitgliedschaftsgebühren in den USA und Kanada die Verlängerungsraten, die nach wie vor etwa bei 90% liegen, deutlich verändern werden. Eine solche Entwicklung würde sich auch mit der in der Vergangenheit verzeichneten Geschäftslage nach einer Preiserhöhung decken. Den Großteil seines operativen Gewinns erzielt Costco mit jährlichen Mitgliedschaftsgebühren. Somit dürfte es für Wettbewerber auch weiterhin schwierig sein, Costcos Wertversprechen für seine Kunden nachzubilden. 

Allerdings birgt die starke Wettbewerbsstellung auch einen Nachteil: Eine weitere Marktdurchdringung der US-Haushalte wird kaum möglich sein, da Costco bereits deutlich über 80 Millionen Karteninhaber hat. Die auf historischen Daten beruhenden Umsatz- und Ertragswachstumsprognosen sind möglicherweise nicht haltbar. 

Am Dienstagabend belief sich der Schlusskurs von Costco Wholesale Corp. an der Nasdaq bei 167 US-Dollar. Ungeachtet der jüngsten Verluste notiert die Aktie nach wie vor deutlich über dem von uns taxierten fairen Wert von 149 US-Dollar. 

Wichtige Hinweise: Analysten von Morningstar müssen sich in ihrem Verhalten an den Ethikkodex, die Richtlinie für Wertpapierhandel und Offenlegung und die Richtlinie zur Integrität von Investment-Research von Morningstar halten. Nähere Informationen zu Interessenskonflikten erhalten Sie hier.

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Über den Autor

Morningstar Equity Analysts  Morningstar stock and fund analysts cover 2,000 mutual funds, 2,100 equities, and 300 exchange-traded funds.