Der unerbittliche Fonds-Zyklus: Der PIMCO Total Return Bond und PIMCO Income im Vergleich

Sie haben eines gemein: Sie sind waren zu unterschiedlichen Zeiten die Blockbuster-Produkte des Vermögensverwalters PIMCO. Doch es gibt signifikante Unterschiede, die wir hier herausarbeiten werden.

Eric Jacobson 11.12.2017
Facebook Twitter LinkedIn

PIMCO verdankt die Stabilisierung seines Geschäfts und die Erholung des Wachstums zu großen Teilen dem Erfolg seiner Income-Strategie, die in Europa durch den Fonds PIMCO GIS Income (Morningstar Analyst Rating: Silver) bekannt geworden ist. Die Höhe des verwalteten Vermögens in der flexiblen Rentenstrategie übertraf im dritten Quartal 2017 die Höhe der Assets im PIMCO Total Return (TRB). Das markierte einen symbolischen und zugleich überfälligen „offiziellen“ Stabwechsel, dem Übergang vom der alten PIMCO-Welt in die neue (lesen Sie hier mehr).

Das Markenzeichen des PIMCO Income war augenscheinlich der konstante Strom hoher Erträge über mehrere Jahre hinweg. Das ist die Werbebotschaft, die in der zinslosen Welt stark bei Anleger zieht. Doch die eigentliche Auszeichnung war die herausragende Wertentwicklung, welche die Strategie an die Spitze der Morningstar-Kategorien für flexible Rentenstrategien in den USA und Europa katapultiert hat.

Der entscheidende Beitrag zum Erfolg war die frühzeitige und überaus erfolgreiche Wette auf den Markt für private Immobilien-Hypotheken (RMBS). In die Ursprungsquelle der Finanzkrise zu investieren bzw. investiert zu bleiben, ist nicht anders als mutig wie vorrausschauend. PIMCO gelang es, dank analytischer Kompetenz durch die Hypothekenkrise zu steuern, und sein großes Credit-Team half es dem PIMCO Income, zum Profiteur der Krise zu mutieren. PIMCO im Allgemeinen und dieser Fonds im Besonderen hatten in großem Stil auf dieses stark angeschlagene Kapitalmarktsegment gesetzt, das auch heute ein attraktives Investment darstellt.

Lärm um Gross-Abgang prägte den Newsflow, aber nicht den Erfolg des „TRB“

Ganz anders der TRB, der wie kein anderer Fonds mit PIMCO-Gründer Bill Gross in Verbindung gebracht wurde. Einige Schwächephasen seit 2011 und sein lautstarker Abgang prägten (und prägen) den Newsflow zum TRB. Es ist deshalb umso bemerkenswerter, dass der Fonds in den drei Jahren nach dem Gross-Abgang im Vergleich zu seinen Konkurrenten ein bemerkenswert starker Performer war. Die annualisierte Rendite des US-Fonds von 3,2 Prozent für die drei Jahre bis September 2017 übertraf mehr als 80 Prozent der US-amerikanischen Vergleichsfonds seiner Kategorie.

Der TRB ist ein fester Bestandteil der Kategorie der Fonds für mittelfristige US-Anleihen. Er befindet sich also in der Gruppe der Fonds, die sich am Bloomberg Barclays U.S. Bond Index orientieren. Sie stehen für die Breite der hochwertigen Segmente des US-Rentenmarktes. Zahlreiche Fonds der Kategorie, darunter auch der TRB, setzen so genannte Core-plus-Strategien ein, die ihnen eine gewisse Flexibilität geben, um auch in Bereiche wie High Yield und Emerging Markets zu investieren. Doch ihre Zugehörigkeit zur Kategorie setzt voraus, dass es sich hier um beschränkte Beimischungen handelt. Fonds, die typischerweise mehr als ein Drittel ihres Portfolios im High-Yield-Bereich halten, sortieren wir nicht mehr in diese Kategorie ein.

Obligationenfonds mit einem diversifizierten Branchenmix und mehr als einem Drittel des Portfolios in Sub-Investment-Grade-Anleihen, werden typischerweise der US-Fondskategorie „Multisektor Anleihen“ zugeordnet, in der sich auch der PIMCO Income befindet. (In Europa werden der TRB und der PIMCO Income in ähnlicher Weise den Kategorien „Anleihen diversifiziert“ bzw. „Anleihen flexibel“ zugewiesen.

Der PIMCO Income ist dagegen Benchmark-agnostisch und hat am ehesten ein einkommensorientiertes Mandat. Das gibt ihm die Freiheit, sich eine Reihe von Bond-Dimensionen, einschließlich Kredit-, Sektor-, Zins- und Währungsrisiken, zu erschließen, welche dem TRB allenfalls nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Und in einigen dieser Bereiche ist der PIMCO Income wesentlich risikoreicher als der TRB. Das schließt die höhere Gewichtung von Hochzinsanleihen ein wie auch die von Schuldtiteln aus Schwellenländern ein.

Der größte Unterschied liegt mittlerweile im Bereich der Non-Agency Hypotheken. Zwar war auch der TRB in der Lage, sich das ungewöhnliche Profil dieses Sektors zunutze zu machen, das nach der Finanzkrise äußerst günstig war. Angesichts des Mandats als Kernfonds wäre es allerdings nicht klug gewesen, wenn der TRB in diesem Sektor besonders große Positionen übernommen hätte. Im Gegensatz belief sich die RMBS-Quote im PIMCO Income Mitte 2017 um rund 15 Prozentpunkte über dem Exposure des TRB in dem Segment. Dieses Exposure erwies sich als Performance-Turbo in der Zeit nach der Finanzkrise – auch die höherwertigen RMBS-Segmente hatten erheblich unter dem Crash gelitten, sodass die Kurse eigentlich nur eine Richtung kennen konnten.

Der richtige Ort zur richtigen Zeit

Die Wette auf den Häusermarkt war also ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Flaggschifffonds. Aber es war nicht der einzige. Der PIMCO Income profitierte von etlichen anderen Wetten, im Wesentlichen auf Spread-Instrumente. Indes hatte der TRB mit einigen Problemen zu kämpfen, die für seine Marktsegmente kennzeichnend waren: Zinsängste im Zuge des so genannten Taper Tantrum im Jahr 2013 und die Euro-Krise 2011/12.

Rückblickend werden Beobachter das Zusammentreffen der zahlreichen höchst begünstigenden Rahmenbedingungen, die der PIMCO Income vorfand, möglicherweise als „einmalig“ titulieren. Das bedeutet, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass der Fonds die Vergangenheitserfolge wird wiederholen können, auch wenn er unverändert eine attraktive Anlagemöglichkeit für Anleger ist.

Bill Gross hat mit dem TRB bewiesen, dass man hunderte Milliarden US-Dollar in einer Bond-Strategie managen kann (auch wenn er im Laufe der Zeit anerkennen musste, dass es immer weniger wichtig war, auf Bond-Picking zu setzen -- stattdessen waren in seiner Zeit Top-down-Wetten entscheidend). Damit verfügen Dan Ivascyn und PIMCO über eine Blaupause, wie so ein gigantisches Portfolio zu steuern ist. Heute ist die Größe des Fonds noch nicht zu einer Sorge geworden, aber sein Wachstum ist nach wie vor unglaublich stark. Das Risiko besteht nicht so sehr darin, dass der PIMCO Income nicht mehr zu steuern sein wird (siehe oben), sondern dass es sich als schwierig erweisen könnte, die Chancen auszunutzen, die sich durch Marktineffizienzen immer wieder eröffnen. Jedenfalls in einem Maße, das bei der Größenordnung notwendig ist, um die Performance-Nadel des Tankers nennenswert bewegen zu können.

Unterdessen gibt es keinen Grund zu erwarten, dass der TRB in absehbarer Zeit in Vergessenheit geraten könnte, auch wenn ihm der PIMCO Income derzeit die Schau stiehlt. Die Prognosen, dass steigende Renditen den Portfolios von Bond-Investoren Schäden zufügen würden, sind bis dato nicht eingetreten. Auch Core-Bond-Strategien waren in der Lage, Aktien-lastige Portfolios zu diversifizieren. Wir sind auch zuversichtlich, dass das neue Managementteam des Fonds unter der Leitung von Scott Mather und die Legion von Analysten und Managern, die ihn unterstützen, das Zeug dazu haben, die Erfolgsbilanz der Strategie unter Gross weiter auszubauen. So befand sich der Fonds zum Beispiel ab September 2017 auf dem Weg zu seinem stärksten Jahr im Vergleich zu seiner Benchmark und Peer Group seit 2012. Auch bei Fonds gilt: Totgesagte leben länger. 

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Eric Jacobson  Eric Jacobson is Morningstar's director of fixed-income research and an editorial director for mutual fund content.