Welche Folgen die US-Strafzölle für Unternehmen nach sich ziehen

US-Präsident Donald Trump hat vor kurzem Pläne zur Einführung von Importzöllen von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium angekündigt. Die genaue Ausgestaltung dieser Tarife bleibt zumeist unklar, aber erste Schlussfolgerungen lassen sich ziehen.

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US-Präsident Donald Trump hat vor kurzem die globalen Finanzmärkte erschüttert, indem er Pläne zur Einführung von Importzöllen von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium angekündigt hat. Die genaue Ausgestaltung dieser Tarife bleibt zumeist unklar, einiges lässt sich indes schon sagen. Wir haben deshalb unsere Prognosen und Fair Value Schätzungen aktualisiert, wo dies geboten erscheint.

Vorab gesagt: Es sind punktuelle Massnahmen, die auch für die Nutzniesser nicht eine durchschlagende Wirkung entfalten werden. Aus der Perspektive der US-amerikanischen Stahl- und Aluminiumproduzenten wäre ein Pauschalzoll, der alle Einfuhren abdeckt, weitaus vorteilhafter gewesen. So sind die Folgen für die US-Metallverbraucher zwar insgesamt signifikant, aber weitaus diffuser und berühren etliche Industriezweige --- von der Luft- und Raumfahrtunternehmen bis hin zu den Herstellern von Aluminiumdosen. 

Dementsprechend sind unsere langfristigen Prognosen und Fair-Value-Schätzungen für diese Unternehmen nicht wesentlich beeinflusst. Schädliche Effekte zweiter Ordnung, einschließlich Vergeltungsmaßnahmen von US-Handelspartnern, sind möglich, aber wir haben in unseren Basisprognosen keine größeren Schritte unterstellt. Die vielleicht schädlichste aller möglichen Reaktionen wäre die Annullierung bedeutender Boeing-Flugzeugbestellungen chinesischer Kunden. 

Folgende Schlussfolgerungen ziehen wir zum jetzigen Zeitpunkt: 

  • Wir hatten unsere Prognosen für die US-Stahlhersteller bereits am 19. Februar angehoben in der Erwartung, dass der US-Präsident eine der aggressiveren Tarifoptionen des US-Handelsministeriums wählen würde. Unsere Prognosen gehen nun von einer größeren Spanne zwischen den US-Preisen und den Weltmarktpreisen aus. Dennoch dürften die Preise für beide in den kommenden Jahren sinken, da die chinesischen Anlageninvestitionen ins Stocken geraten sind und die globalen Überkapazitäten wieder zunehmen. 
  • Die Zölle werden nur minimale Auswirkungen auf die asiatischen Stahlproduzenten haben, da die USA für die meisten ein relativ kleiner Markt sind. 
  • Wir sind der Ansicht, dass keine US-Industrieunternehmen von den Zöllen direkt betroffen sind, so dass wir unsere Fair Value Schätzungen hier nicht verändert haben. Allerdings könnten die indirekten Folgen größere Auswirkungen haben als der Anstieg der Rohstoffpreise an sich. 
  • Die direkten Auswirkungen auf den amerikanischen Luft- und Raumfahrtgiganten Boeing sind wahrscheinlich minimal. Stahl und Aluminium machen einen bescheidenen Anteil an den gesamten Flugzeugkosten aus, und Boeing könnte in der Lage sein, höhere Preise über Eskalationsklauseln an Kunden weiterzugeben. Vergeltungsmaßnahmen sind das größere Risiko für Boeing. China hatte einen Anteil von mehr als 25 % an den Auslieferungen im Jahr 2017 und stellt schätzungsweise 20 % des Auftragsbestands von Boeing in Stückzahlen dar. 
  • US-Automobilhersteller verwenden fast ausschließlich heimischen Stahl und Aluminium für ihre US-Werke und ihre Zulieferer auch. Basierend auf unseren Gesprächen mit GM und Ford schätzen wir, dass die Tarife den Durchschnittspreis für ein Leichtfahrzeug in den USA um etwa 1% erhöhen könnten. 
  • Wir gehen davon aus, dass die Hersteller von Investitionsgütern aus Europa einen Teil der Tariferhöhungen durch Preiserhöhungen kompensieren werden, so, wie dies bereits bei früheren Erhöhungen der Rohstoffkosten der Fall war, einschließlich des letztjährigen Anstiegs der Stahlpreise um 30 bis 40 %. 
  • Wir behalten unsere Fair Value Schätzungen für die Hersteller von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen bei, da Stahl und Aluminium einen relativ kleinen Teil der Herstellungskosten dieser Unternehmen ausmachen. 
  • Für die US-Dosenhersteller Ball, Crown und Silgan sollten sich nur geringe langfristige Auswirkungen zeitigen. Alle drei profitieren von Vertragsklauseln, die Veränderungen bei den Metallkosten berücksichtigen und die weltweit unterschiedliche Ausprägungen aufweisen. 

Die ausführliche Version der Folgen der US-Strafzölle können Sie hier herunterladen

Quellenhinweis: Alle Analysen, die wir auf den deutschsprachigen Websites von Morningstar veröffentlichen, basieren auf unserem institutionellen Tool, Morningstar Direct, in dem alle Daten, Composites und Analysen von Morningstar aggregiert werden und das auch umfangreiche Portfolio- und Faktoranalysen ermöglicht. Mehr Informationen zu Morningstar Direct finden Sie hier: http://www.morningstar.com/products/direct

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Über den Autor

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