Aktien-ETFs verbuchen ersten negativen Absatzmonat seit Mai 2016

Verwaltetes Vermögen in ETFs in Europa steigt im April infolge freundlicher Aktienmärkte indes auf neuen Rekordstand. Der Morningstar ETF-Absatzbericht für den Monat April.

Ali Masarwah 18.05.2018
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Erstmals seit Mai 2016 haben Aktien-ETFs einen negativen Absatzmonat hinnehmen müssen. Wie die Morningstar Mittelflussstatistik für europäische ETFs zeigt, zogen Investoren im April netto 1,3 Milliarden Euro aus Aktien-Indexfonds ab. Verkauft wurden vor allem europäische Aktienkategorien sowie Japan-ETFs. Indes verzeichneten USA-Standardwerte-ETFs hohe Zuflüsse. Offenkundig haben die volatilen Märkte im ersten Quartal Anleger vor Neuinvestitionen in europäische Aktien abgeschreckt, nicht jedoch von Aktien-Investments per se. Bereits im Februar war im Zuge der steigenden Marktvolatilität die Nachfrage nach Aktien-ETFs auf 530 Millionen Euro zurückgegangen, was dem tiefsten Niveau in einem Monat seit September 2016 entsprach. 

Gefragt waren im April dagegen Obligationen-ETFs, die Zuflüsse in Höhe von gut 1,2 Milliarden Euro verbuchten. Gefragt waren vor allem ETFs für Euro-, US-Dollar- und GBP-Staatsanleihen sowie ETFs für Inflationsschutz-Papiere. Abgestossen wurden indes Bond-ETFs aus risikoreicheren Segmenten, vor allem Emerging Markets, Corporates und High Yields. Im Vormonat hatten Anleger knapp 550 Millionen Euro aus Bond-Vehikeln abgezogen. 

Die Nachfrage nach Rohstoff-Produkten machte im April einen kräftigen Sprung. Mit knapp 1,5 Milliarden Euro an Neugeldern war dies der beste Monat seit Februar 2017. Gefragt waren dabei vor allem Gold-ETPs und diversifizierte Rohstoffkörbe. 

Insgesamt konnte der aktienlastige ETF-Markt - gut zweidrittel der ETF-Assets stecken in Aktienprodukten - vor allem aufgrund steigender Aktienkurse im April ein neues Rekordhoch erklimmen. Das am europäischen ETF-Markt investierte Vermögen erreichte per Ende April die Marke von 678 Milliarden Euro. 

Tabelle: Mittelflüsse nach Asset Klasse im April

Asset class

 

Die Mittelflüsse nach ETF-Anbieter zeigen ein eher ungewohntes Bild. Marktführer iShares musste Abflüsse von gut 1,8 Milliarden Euro hinnehmen. Damit war der April für die BlackRock-Tochter der zweite negative Absatzmonat in Folge. Anleger gaben vor allem Anteile an Aktien-ETFs zurück. Besonders bluten mussten ETFs, die den STOXX Europe 600 und Euro STOXX 50 abbilden. Auch der iShares Core DAX wurde in signifikantem Umfang verkauft. 

Auch Lyxor verzeichnete Mittelabflüsse. Anteilsrückgaben im Umfang von knapp 380 Millionen Euro waren die schlechteste Monatsbilanz der Tochter von Société Générale seit September 2016, was vor allem an der Rückgabe von Aktien-ETFs lag. 

Vanguard setzte sich indes mit einem Nettoabsatz von gut 850 Millionen Euro im April an die Spitze der europäischen Anbieter. Vanguard profitierte gegen den allgemeinen Trend von der Nachfrage nach Aktien-ETFs. Vor allem der Vanguard S&P 500 ETF trug mit Nettomittelzuflüssen von 600 Millionen Euro zum Erfolg des US-Hauses in Europa bei. 

Die Schweizer UBS verbuchte Zuflüsse von gut 750 Millionen Euro. Wie Vanguard profitierte auch die UBS von der Nachfrage nach Aktienprodukten. Auch breit diversifizierte Rohstoffkörbe der UBS waren gefragt. Bei Amundi waren ebenfalls vor allem Aktien-ETFs gefragt. 

Tabelle: Die Absatzbilanz der grössten zehn ETF-Anbieter

Largest 10 providers 

Ein letzter Blick auf die beliebtesten und unbeliebtesten Fonds-Kategorien im April. Die Tatsache, dass USA-Aktien-ETFs mit Zuflüssen in Höhe von gut 1,6 Milliarden Euro an der Spitze lagen, zeigt, dass Anleger nicht generell Aktien-ETFs gemieden haben. Auch wenn die Absatzbilanz bei Aktien-ETFs per Saldo negativ war, so sieht eine marktbreite Anlegerflucht doch anders aus. Andererseits sprechen die hohen Zuflüsse in Gold-Produkte und in Euro-Staatsanleihe-ETFs auch für die Verunsicherung etlicher Marktteilnehmer. 

Eurozonen-ETFs waren die ersten Leidtragenden im Monat April. Sie verloren netto 1,7 Milliarden Euro, das höchste Rückgabeniveau in dieser Kategorie seit März 2016. Fast schon gewohnheitsmässig kamen dagegen die Abflüsse aus DAX-ETFs, die seit Februar 2016 nur acht positive Absatzmonate hatten. Der April war für Deutschland-Standardwerte ETFs zugleich der schwächste Monat seit August 2016. Das spricht für eine gewisse Skepsis von Investoren zu den perspektiven zyklischer Aktien. Das gilt auch für die Abflüsse aus Financials-Aktien ETFs. Sie könnten signalisieren, dass sich die Stimmung mit Blick auf die konjunkturellen Perspektiven eingetrübt haben könnte. Die Abflüsse aus Financials-ETFs waren jedenfalls so hoch wie zuletzt im Januar 2016, als Bedenken über ein „Hard Landing“ in China die Runde machten.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich