Worauf Anleger in aktiv verwalteten Europafonds achten müssen

Eine Langfrist-Untersuchung von zwölf Morningstar Kategorien zeigt, dass die Erfolgsquoten aktiv verwalteter Fonds umso höher ausfallen, je tiefer die Kosten sind. Allerdings gibt es noch andere Faktoren zu berücksichtigen.

Natalia Wolfstetter 14.06.2019
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Wie stehen die Chancen von Anlegern, mit Erfolg in einen aktiv verwalteten Europafonds zu investieren? Wie wahrscheinlich ist es, dass er seine Benchmark nach Gebühren übertreffen kann, und in welchen Kategorien ist es besser, passiv zu investieren? Unsere aktuelle Studie untersucht anhand historischer Renditen, was Anleger von aktiv verwalteten Europa-Aktienfonds erwarten können. Wir haben dafür zwölf europäische Aktien-Kategorien untersucht, die das gesamte Spektrum mit Blick auf Anlagestile (Value, Growth, Blend) und Marktkapitalisierung (Large, Mid, Small) abdecken. Die Studie umfasst einen Zeitraum von fast 17 Jahren, von Januar 2002 bis September 2018. Betrachtet werden rollierende Fünfjahreszeiträume stellvertretend für den (Mindest)anlagehorizont eines Aktieninvestors. 

Die Ergebnisse sind zwiespältig. Sie zeigen einerseits, dass der durchschnittliche aktive Manager die Benchmark in allen Kategorien vor Gebühren übertreffen konnte (dargestellt durch die roten Punkte). Nach Kosten fallen die Ergebnisse indes weniger überzeugend aus, wie die untere Grafik zeigt (blaue Punkte). Bis auf die beiden Kategorien „Aktien Eurozone mittelgroß“ und „Aktien Europa ohne Großbritannien Standardwerte“ erwirtschaftete der durchschnittliche Europafonds über die Fünfjahreszeiträume hinweg eine schlechtere Rendite als die Benchmark der jeweiligen Kategorie. 

Grafik: Brutto versus netto: Die Performance von 12 Europa-Aktien-Kategorien Brutto netto performance

Für die Berechnung haben wir uns auf Fondstranchen für Privatanleger konzentriert, die Vertriebsprovisionen enthalten; so genannte „Clean Share Classes“, also Fondstranchen, die keine Vertriebsgebühren enthalten, sind zwar in Märkten wie Großbritannien und den Niederlanden verbreiten, haben sich aber in Kontinentaleuropa bisher nicht durchsetzen können oder weisen keine ausreichende Historie auf. Der Vergleich von Brutto- und Nettorenditen illustriert, wie wichtig Kosten für den Anlageerfolg sind: Mit günstigeren Anteilsklassen steigen die Chancen für Anleger, einen Mehrwert gegenüber der Benchmark zu erzielen. Insofern soll diese Studie Anleger ermutigen, auf möglichst günstige Anteilsklassen zu achten. 

Weitere wichtige Erkenntnisse aus der Studie: 

- Anleger sollten viel Mühe in die Fondsanalyse stecken, da die Wahl von Gewinner-Fonds mit einer erheblichen Mehrrendite gegenüber dem Index verbunden sein kann. Unsere Untersuchung zeigt, dass Fonds im besten Quintil auch nach Kosten in allen Kategorien eine Mehrrendite gegenüber dem Index erzielen konnten;

- Besonders große Chancen auf eine Outperformance haben Anleger in den Kategorien „Aktien Eurozone Flex-Cap“, „Aktien Europa Flex-Cap“ sowie in den Nebenwerte-Kategorien (Mid und Small Caps). Allerdings sind in diesen Kategorien die Anforderungen an das Fonds-Research am höchsten, da die Performance-Dispersion, also die Unterschiede zwischen den besten und schlechtesten Fonds, besonders groß ist;

- Spiegelbildlich empfiehlt es sich bei den Kategorien, in denen der Abstand zwischen den Gewinner- und Verliererfonds zwar nicht so groß ist, die aber vor Kosten den Kategorieindex nur geringfügig übertreffen, auf günstige Indexfonds zu setzen. Dies ist der Fall bei den Kategorien „Aktien Europa Standardwerte Blend“ und „Aktien Eurozone Standardwerte“;

- Die Tatsache, dass viele Fonds nicht besonders langlebig sind, senkt die Erfolgsquote aktiv verwalteter Fonds. Im Schnitt überlebten 79 Prozent der Fonds über die verschiedenen Fünf-Jahresperioden unserer Untersuchung, aber auch diese Durchschnittsquote schwankt je nach Kategorie. Im der Kategorie Aktien Europa Standardwerte Value überlebten nur 61 Prozent der Fonds. Im Schnitt lag die Erfolgsquote der aktiven Fonds in rollierenden Fünfjahresperioden zwischen nur 19 Prozent (Aktien Europa Standardwerte Blend) und 47 Prozent (Aktien Europa ex Großbritannien Standardwerte). Als Erfolgsquote bezeichnen wir den Anteil der Fonds, die eine Periode überlebt haben und zugleich ihre Benchmark outperformt haben;

- Die überzeugendsten Ergebnisse erzielten aktive Fonds der Kategorie Aktien Europa ex Großbritannien Standardwerte. Hier war die Erfolgsquote am höchsten, und das bei einer recht geringen Streuung der Rendite. Dies signalisiert, dass Anleger hier mit aktiv verwalteten Fonds gut aufgehoben sind. Zu beachten ist allerdings, dass diese Kategorie nicht zwischen Stilen (Value, Growth und Blend) unterscheidet. Viele der zugehörigen Fonds wiesen eine stärkere Growthausrichtung auf als die Kategoriebenchmark, was in den letzten zehn Jahren vorteilhaft war, sich aber nicht notwendigerweise wiederholen muss. 

Sie können die vollständige Version der Studie „Should you go Active in European equity“ (in englischer Sprache) hier kostenlos herunterladen.

 

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Über den Autor

Natalia Wolfstetter  ist Director Fund Analysis bei Morningstar