Die richtige Mischung im Anleihenportfolio

Wir zeigen, welche Möglichkeiten der Risikostreuung Anleger im Bereich festverzinslicher Wertpapiere haben.

Natalia Wolfstetter 12.10.2007
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Das klassische Basisinvestment im Anleihenbereich sind Euro-Staatsschulden. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Anleiheninstrumente, durch deren Beimischung Anleger für mehr Risikostreuung und Renditechancen sorgen können.

Diversifizierung nach Kreditqualität

Die Staatsanleihen der Euro-Länder weisen generell eine hohe Bonität auf. Sie gelten als Messlatte für alle anderen Schuldtitel. Bei Anleihen mit geringer Kreditqualität hat man es mit weniger guten Schuldnern zu tun. Für die größere Zahlungsausfallwahrscheinlichkeit wird der Käufer einer solchen Anleihe mit einer höheren Verzinsung belohnt.

Dabei unterscheidet man je nach Beurteilung der Kreditqualität zwischen Investment Grade (hohe Bonität) und High-Yield (niedrige Bonität). High-Yield-Anleihen werden auch als hochverzinslich bezeichnet.

Hochverzinsliche Schuldtitel reagieren weniger stark auf Zinsänderungen als erstklassige Rentenpapiere, hängen dafür aber stärker an den Aktienmärkten. Dies lässt sich auch an den historischen Korrelationen ablesen. (Mehr zu dieser Kennzahl am Ende des Artikels.) Betrachtet man die Korrelationen zwischen Fonds der Kategorie „Anleihen Euro hochverzinslich“ und Anleihenkategorien mit höherer Kreditqualität (z.B. Öffentliche Anleihen Euro, Unternehmensanleihen Euro oder Anleihen Euro diversifiziert) über die vergangenen 10 Jahre, so fallen sie relativ niedrig aus. So betrug die Korrelation zu diversifizierten Euro-Anleihenfonds 0,07. Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn man kürzere Zeiträume wie 3 und 5 Jahre zugrunde legt. Dagegen gehören Euro-High-Yield-Fonds zu den Anleihenprodukten mit der höchsten Korrelation zu den Aktienmärkten (0,63 zu globalen Aktienfonds).

High-Yield-Fonds haben also dazu beigetragen, Risiken zu streuen. Allerdings sollten Anleger bedenken, dass es sich um eine relativ risikoreiche Anleihenkategorie handelt, die sich nur zur Beimischung eignet. Dies wird bei einem Blick auf die Kursschwankungen deutlich. Die Standardabweichung über 10 Jahre als Maß für die Schwankungsintensität betrug 7,2%. Zum Vergleich: diversifizierte Euro-Rentenfonds kamen auf 2,8%, globale Aktienfonds auf 15,4%. High-Yield-Fonds können auf einige spektakuläre Jahre (z.B. 2003) zurückblicken, sind aber im Gegenzug vor Kapitalverlusten wie in den Jahren 2000-2002 nicht gefeit. Die letzten Jahre boten für den Hochzinsmarkt ideale Bedingungen: Eine stabile Konjunktur, historisch geringe Zahlungsausfälle und die reichlich vorhandene Liquidität beflügelten die Kurse. Letztendlich sanken die Renditeaufschläge gegenüber sicheren Staatspapieren auf historisch niedrige Niveaus, Anleger wurden kaum mehr für das höhere Risiko dieser Schuldtitel entlohnt. Allerdings machte sich die durch die Subprime-Probleme ausgelöste Kreditkrise hier auch besonders deutlich bemerkbar, die Risikoaufschläge gegenüber Staatsanleihen gingen merklich auseinander.

Diversifizierung des Zinsrisikos

Die Anleihenkurse bewegen sich immer entgegengesetzt zum vorherrschenden Zinsniveau. Das bekamen Anleiheninvestoren beispielsweise in der ersten Hälfte dieses Jahres zu spüren. Messen lässt sich das Zinsrisiko anhand der Duration. Sie ist der zeitgewichtete Durchschnitt der verbleibenden Zinszahlungen einer Anleihe. Je höher die Duration eines Anleihenfonds ist, desto stärker reagiert der Anteilspreis auf Zinsänderungen. Fonds mit einer höheren Duration sind damit auch volatiler als Fonds mit geringer Duration (Bsp.: Anleihen Euro Kurzläufer). Allerdings fallen die Korrelationen zwischen Anleihenkategorien verschiedener Duration (z.B. Kurzläufer vs. Langläufer) relativ hoch aus. Über 10 Jahre lag sie bei 0,8. Damit war das Diversifikationspotential anhand des Zinsrisikos eher bescheiden. Mehr Risikostreuung konnten Anleger durch die Mischung verschiedener Kreditqualitäten erreichen.

Internationale Anleihen

Ausländische Rentenmärkte können sich anders als heimische Anleihen entwickeln. Dies liegt an Unterschieden in den Konjunktur- und Zinszyklen, abweichenden Inflationserwartungen und Wechselkursschwankungen. Auch hier ist die Kreditqualität das wichtigste Unterscheidungsmerkmal. Die Fonds der Kategorie „Anleihen weltweit Euro“ tragen wenig zur Diversifizierung bei, da sie einen stärkeren Gleichlauf mit Standardanleihenkategorien (0,58 über 10 Jahre) aufweisen als etwa Schwellenländeranleihenfonds (0,04). Letztere wiederum korrelieren stärker mit Hochzinsfonds (0,55) oder den Aktienmärkten (0,63) – also generell mit risikoreicheren Anlageklassen.

Inflationsgeschützte Anleihen

Das Diversifikationspotential scheint eher begrenzt, auf Sicht der letzten 10 Jahre war die Korrelation von inflationsgeschützten Papieren mit Standardanleihen eher im oberen Bereich angesiedelt (0,77).

Fazit

Anleger sollten den Großteil ihrer Gelder, die für Anleihen bestimmt sind, in Standardanleihenfonds halten. Diese finden sich in den Kategorien „Öffentliche Anleihen Euro“ und „Anleihen Euro diversifiziert“. Dafür bieten sich als kostengünstige Anlagemöglichkeit auch börsengehandelte Indexfonds (ETFs) an. Die Kosten sind im Anleihensegment aufgrund der geringen Bandbreite an möglichen Renditen besonders schwer wieder reinzuholen.

Aktiv gemanagte Fonds der Anleihenkategorien „Anleihen Euro hochverzinslich“, „Schwellenländeranleihen“ oder „Anleihen Osteuropa“ können beigemischt werden, um die Risiken besser zu streuen und höhere Renditechancen zu nutzen.

Eine Alternative sind Produkte, die alles aus einer Hand bieten. Hier entscheidet der Fondsmanager über die Mischung zwischen den verschiedenen Anleihenarten. Ein Beispiel dafür ist der Templeton European Total Return. Lesen Sie in der kommenden Woche ein Interview mit Fondsmanager John Beck über die aktuelle Situation an den Anleihenmärkten und wie er den Fonds ausgerichtet hat.



Kennzahl Korrelation

Die so genannte Korrelation beschreibt das Wechselspiel zwischen zwei Anlagen. Je geringer der Gleichlauf zwischen zwei Anlagen, desto geringer die Korrelation. Eine negative Korrelation bedeutet, dass der Kursverlust einer Anlage mit einem Kursanstieg der anderen Anlage einhergeht. Liegt die Korrelation bei 1, so wird der Kursverlust oder -gewinn eines Investments komplett von dem anderen Investment nachvollzogen. Sobald die Korrelation unter 1 liegt, führt die Kombination der beiden Anlagen zu einer Risikoreduzierung. Eine Korrelation von 0 zwischen zwei Anlageklassen bedeutet, dass diese sich völlig unabhängig voneinander entwickeln – der Idealfall im Sinne der Risikoreduzierung. Allerdings sollten Anleger beachten: Korrelationen können sich im Zeitablauf verändern. Die Beobachtungen aus der Vergangenheit sind keine Garantie für die Zukunft.

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Über den Autor

Natalia Wolfstetter  ist Director Fund Analysis bei Morningstar