Misch-, Dach-, Multi Asset Fonds

Man entkommt dem Steuerthema einfach nicht. Die Verkaufsargumente sind mehr als diskussionswürdig. Alter Wein wird in neuen Schläuchen angeboten und auch mal ein Citroen C5 als Maybach angepriesen.

Werner Hedrich 16.05.2008
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Steuer

Die Abgeltungssteuer wird ab 2009 Erträge aus Zinsen, Dividenden oder Kursgewinnen einheitlich mit 25 Prozent versteuern. Wer also eine Aktie oder einen Fonds nach 2009 kauft, fällt unter die Regelung. Wer vor 2009 einsteigt, muss bis auf weiteres keine Steuern auf die Kursgewinne zahlen, wenn er eine Aktie, eine Anleihe oder einen Publikumsfonds länger als ein Jahr hält.

Dachfonds

Dachfonds legen die Anlagegelder in Zielfonds an. Der Dachfondsmanager erhält dafür eine Vergütung. Morningstar führt keine separate Dachfondskategorie, jedoch s

ind die Dachfonds als ‚Dachfonds’ gekennzeichnet und können demnach selektiert werden. Dachfonds werden je nach ihren gekauften Zielfonds einkategorisiert. Kauft ein Dachfondsmanager Fonds mit amerikanischen, asiatischen und europäischen Blue Chips, dann ist der Dachfonds in der Kategorie Aktien global Standardwerte zu finden. War die durchschnittliche Aktienquote (errechnet über die Aktienfonds im Dachfondsportfolio) in den letzten drei Jahren bei 30%, dann findet man den Dachfonds entsprechend in der Kategorie Mischfonds defensiv (siehe Links zu den Kategorien rechte Seite).

Verkaufsargument

Die Branche wirbt damit, dass ein Dachfondsmanager in Zukunft Zielfonds abgeltungssteuerfrei auswechseln kann. Diese Aussage impliziert folgendes: Hat der Dachfondsmanager vorher keinen guten Job gemacht und die besten Zielfonds identifiziert? Und wie oft werden eigentlich Fonds ausgetauscht? Macht die häufige Dreherei Sinn? Und vor allem: Was bringt das Raus- und Reinnehmen von wechselnden Managern oder Zielmärkten? Erzählt man nicht Fondssparern, dass Kontinuität und Disziplin Tugenden des Investierens sind? Für reine Aktiendachfonds ist die Argumentation nur schwer nachzuvollziehen. Sie würde genauso für reine Aktienfonds zutreffen.

Vermögensverwaltungsfonds oder weniger pathetisch Mischfonds

Dennoch hat das Verkaufsargument bei Vermögensverwaltungsfonds seine Berechtigung. Diese Fonds haben eine flexible oder in bestimmten Bändern definierte Asset Allokation. Der Erfolg von Vermögensstrukturen steht und fällt mit der ertragreichsten und damit auch risikovollsten Asset Klasse, der Aktie. In der Hausse möglichst viele Unternehmensbeteiligungen, in der Baisse sollte der Manager an die untere Grenze der Aktienquote gehen. Diese Top-Down Calls sind so ziemlich das Schwerste an den globalen Märkten. Nur hier hat das Steuerargument langfristig seine Berechtigung.

Wir nennen diese Vermögensverwaltungsfonds weniger pathetisch Mischfonds. Wenn Anleger sich nicht zutrauen, eine Vermögensstruktur aufzustellen (Asset Allocation) und Kapital langfristig aufbauen wollen, dann offerieren Mischfonds eine gute Lösung. Wir haben dafür drei Morningstar Kategorien: Mischfonds defensiv (Aktienquoten bis max. 35%), Mischfonds ausgewogen (Aktienquoten bis max. 60%) und aggressiv (Aktienquoten bis max. 75%).

Ein genauer Blick auf die Anlagestrategie dieser Fonds ist wichtig. Anleger sollten Fonds suchen, die ihrem Risikoempfinden entsprechen. Aber Vorsicht mit Blick auf historische Renditen: Nach fünf Jahren Hausse an den Aktienmärkten haben die Fonds in der Mischfondskategorie die besten Renditen, die das höchste Aktiengewicht hatten.

Mischfonds machen mit Blick auf die Abgeltungssteuer insoweit Sinn, dass die Anpassung der Aktien-Rentenquote und die dabei hoffentlich anfallenden Kursgewinne nicht mit 25% belastet werden. Das Vermögen sollte in einem Aktienbärenmarkt weniger fallen, um dann in der Hausse von einem höheren Basiswert aus zu steigen.

Die Asset Allokation kann entweder mit Aktien und Anleihen umgesetzt werden oder über Fonds. In diesem Falle wählt ein Dachfondsmanager die Zielfonds aus und befüllt die strategische Aufteilung des Fonds. Das Auswechseln und Drehen von Fonds im Dachfonds ist nicht abgeltungssteuerpflichtig. Würde der Anleger selbst in seinem Depot Fonds umschichten, greift die Abgeltungssteuer ab 2009.

Multi Asset Fonds Fonds

Sogenannte Multi Asset Fonds sind Dachfonds und meist Mischfonds, die neben den klassischen Vermögenswerten Aktien, Renten, Geldmarkt und offene Immobilienfonds auch in alternative Strategien investieren. Als alternativ sollten Ansätze betrachtet werden, wenn sie zu den Aktien- und Anleihemärkten unkorrelierte Renditen aufweisen. Meist werden diese Strategien von Hedge Fonds umgesetzt, auch Private Equity Fonds oder Microfinanzfonds werden zur alternativen Anlageklasse gezählt. Die Top Adressen sollten aber auch diesen Fonds verschlossen bleiben. Zum einen sind die Tickets der Multi Asset Fonds (Investitionssummen) zu klein, um bei den Big Playern auf offene Türen zu treffen. Zum anderen haben die sehr guten Manager keine Anlagegelder nötig, sie werden von den Investmentbanken zugeschüttet. Zumindest schadet eine Beimischung im Portfolio theoretisch nicht.

Diese Multi Asset Fonds mit den Investmenterfolgen der Stiftungsfonds der U.S. Universitäten Yale oder Harvard zu bewerben ist vermessen. Das wäre so, wie einen Citroen C5 mit den Vorzügen eines Maybachs anzupreisen.

Life Cycle Fonds

Diese Fonds sind geradezu prädestiniert, über mehrere Jahrzehnte anzulegen. Während hier das Kostolany Bonmots ‚Kaufen und unter das Kopfkissen legen’ seine volle Berechtigung hat, weiß ein jeder, der einmal selber Einzelaktien gekauft hat, dass die Kopfkissen-Anekdote beim Kaufen von Siemens, Pfizer oder Sony nett verpackter Unfug ist. Life Cycle Fonds passen die Vermögensstruktur dem Anlagehorizont an. Je weiter die Auszahlung in der Zukunft liegt, desto mehr Aktien. Mehr zu Life Cycle Fonds finden Sie hier .

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Über den Autor

Werner Hedrich