1. Was ein Investmentfonds ist

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Ein Investmentfonds bringt Menschen zusammen, die ihr Geld erfolgreich anlegen wollen. Die Anleger zahlen das Geld in den Fonds ein, und der Fonds investiert die eingesammelten Beträge in eine Vielzahl von Wertpapieren. Das können zum Beispiel Aktien oder Zinspapiere sein. Auch eine Mischung aus beidem ist möglich.

Eine Besonderheit sind die offenen Immobilienfonds. Sie investieren das Geld in Bürohäuser, Einzelhandelsflächen und andere Immobilien. Zusätzlich legen sie auch in Zinspapieren an.

Allen Investmentfonds gemeinsam ist, dass sie gesetzliche Auflagen beachten müssen, um das Geld der Anleger und Anlegerinnen breit zu st

reuen und so die Anlagerisiken zu verringern. Außerdem betreut ein Fondsmanager oder eine Fondsmanagerin das eingesammelte Geld. Er oder sie nimmt von Zeit zu Zeit Änderungen vor, verkauft einige Wertpapiere und erwirbt dafür andere. (Im Folgenden wird der Einfachheit halber nur eine grammatikalische Form verwandt.)

Wie Fonds funktionieren

Wenn Sie Geld in einen Fonds einzahlen, erhalten Sie Anteile an diesem Fonds. Diese Fondsanteile verbriefen Ihren Anspruch auf einen entsprechenden Teil des Fondsvermögens.

Wie viele Anteile Sie erhalten, hängt vom Ausgabepreis des Fonds am Tag des Kaufes ab. Beträgt dieser zum Beispiel 118,74 Euro und zahlen Sie 1000 Euro (etwa 2000 Mark) in den Fonds ein, erhalten Sie 8,422 Fondsanteile gutgeschrieben.

Die Depotbank des Fonds nimmt Ihr Geld entgegen und ordnet es dem Fonds zu, den Sie beim Kauf angegeben haben. Das Vermögen dieses Fonds steigt nun um Ihre 1000 Euro und die Zahl der ausgegebenen Anteile um Ihre 8,422.

Außerdem informiert die Depotbank den Fondsmanager über das neu eingetroffene Geld. Dieser entscheidet nun, ob er es gleich anlegt oder ob er abwartet.

Wie die Entscheidung des Fondsmanagers auch ausfällt, Ihre Fondsanteile nehmen vom ersten Tag an voll an der Wertentwicklung des Fonds teil. Ihre Einzahlung wird also nicht als ein separates Unterkonto geführt, sondern sie wird mit den anderen neuen Einzahlungen und den bisherigen Einzahlungen zusammengeführt. Auch wenn der Fondsmanager Ihre Einzahlung noch nicht angelegt hat, sind sie deshalb ab dem Kauftag Eigentümer eines Bruchteils aller Wertpapiere im Fonds.

Ein Beispiel: Der Fonds hat 7,8 Prozent seines Vermögens in Aktien der Allianz investiert, 6,8 Prozent in Aktien der Deutschen Bank, 6,7 Prozent in Siemens-Aktien, 5,2 Prozent in die Deutsche Telekom und 4,8 Prozent in Bayer-Aktien.

Durch Ihr 1000-Euro-Investment in diesem Fonds haben Sie indirekt 78 Euro in Allianz-Aktien angelegt haben, 68 Euro in Deutsche-Bank-Aktien, 67 Euro in Siemens-Aktien, 52 Euro in Aktien der Deutschen Telekom und 48 Euro in Bayer-Aktien. Die restlichen 687 Euro stecken in den anderen Wertpapieren, die dieser Fonds besitzt.

Die Vorteile der Fonds

Investmentfonds bieten eine Hand voll Vorteile für die Anleger.

1. Fonds sind meist auch für kleinere Beträge erhältlich

Wenn Sie nur 1000 Euro investieren wollen, wird es für Sie schwierig sein, ein breit gestreutes Wertpapierdepot zusammenzustellen. Wenn Sie einen Fonds erwerben, erhalten Sie eine solche Streuung automatisch.

Im Rahmen eines regelmäßigen Sparplanes können Sie eine Reihe von Fonds bereits ab einen Betrag von 50 Euro oder 100 Mark im Monat erwerben. Manche Gesellschaften akzeptieren sogar eine quartalsweise Zahlung in dieser Höhe. Und auch die Gesellschaften mit höheren Mindestraten verlangen nur selten mehr als 250 Mark im Monat.

Bei den einmalige Zahlungen ist die Bandbreite der Mindestanlagen etwas größer. Einige Gesellschaften ermöglichen den Anteilskauf bereits ab 50 Euro oder 100 Mark. Andere setzen das Minimum mit mehreren tausend Euro oder Mark an. Nur selten übersteigt die Einstiegshürde 5000 Euro oder 10.000 Mark.

2. Fonds sind einfach zu kaufen und zu verkaufen

Sie können Fonds auf verschiedene Art und Weise kaufen: über ihre Hausbank, direkt von der Fondsgesellschaft, über Direktbanken oder durch spezialisierte Fonds-Vermittler (siehe Kapitel 4). Zwar ist die Kontoeröffnung zum Teil recht aufwendig, doch danach sind die Käufe und Verkäufe oft schnell und einfach möglich - häufig durch ein Telefonat oder über das Internet mit einem Maus-Click.

3. Fonds müssen gesetzliche Vorschriften beachten und werden überwacht

Fondsmanager können sich nicht einfach mit dem Fondsvermögen in die Karibik absetzen. Sie müssen außerdem gesetzliche Vorschriften beachten und das Fondsvermögen auf eine Reihe von Wertpapieren verteilen, um das Risiko für die Anleger zu verringern.

In Deutschland regeln mehrere Gesetze, wer überhaupt Fonds auflegen und vertreiben darf und welche Mindestvorschriften ein Fonds in Sachen Risikostreuung und Transparenz erfüllen muss. Das Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften (KAGG) beschreibt dies für die deutschen Fondsgesellschaften. Das Auslandinvestment-Gesetz (AuslInvestmG) definiert, welche Fonds ausländischer Gesellschaften in Deutschland öffentlich vertrieben werden dürfen.

Das KAGG schreibt für in Deutschland aufgelegte Fonds zwingend vor, dass eine Depotbank das Fondsvermögen verwaltet. Deshalb kann ein Fondsmanager auch nicht einfach mit dem Geld verschwinden. Er kann das Fondsvermögen gar nicht auf ein anderes Konto überweisen lassen. Bei ausländischen Fonds übernimmt diese Depotbank-Funktion oft ein Fonds-Administrator in ähnlicher Art und Weise.

Außerdem schreibt das KAGG eine Mindeststreuung des Fondsvermögens vor. Normalerweise dürfen maximal zehn Prozent des Fondsvermögens in den Papieren eines Unternehmens investiert sein. Zusätzlich müssen die Fondsgesellschaften die Anleger zweimal im Jahr im Detail über die im Fonds enthaltenen Papiere informieren.

Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen prüft für alle in Deutschland zugelassenen Fonds, ob die Vorschriften eingehalten werden. Ausländische Fonds unterliegen der Aufsicht des Landes, in dem sie aufgelegt wurden.

Trotz dieser Vorschriften und trotz der Überwachung sind Fonds keine absolut sichere Geldanlage, denn der Preis eines Fonds hängt zu 100 Prozent von dem Wert der in ihm enthaltenen Vermögensgegenständen ab. Und diese können Wertverluste erleiden oder auch ihren gesamten Wert verlieren, wenn zum Beispiel bei einer Aktien, oder einer Unternehmensanleihe das entsprechende Unternehmen überschuldet ist. Für einen solchen Fall gibt es weder eine Sicherungseinrichtung wie beim Sparbuch noch einen Versicherungsschutz.

Zwar ist die Gefahr, den gesamten Einsatz zu verlieren, bei den meisten Fonds sehr gering, aber hohe Verluste sind besonders bei Aktienfonds durchaus möglich. So gibt es sehr stark spezialisierte Fonds, zum Beispiel für Internetaktien oder Optionsscheine, die zeitweise mehr als 80 Prozent ihres Wertes eingebüßt haben.

4. Fonds sind professionell gemanagt

Wer direkt in Aktien oder Anleihen investieren und nicht allein seinem Glück trauen will, muss eine Unternehmensbilanz lesen oder die Auswirkungen einer Zinsveränderung auf den Anleihekurs kalkulieren können. Solche Kenntnisse sind für Fondskäufer nicht erforderlich. Für sie übernimmt dies der Fondsmanager, der aus dem Fondsvermögen bezahlt wird.

Resümee

Investmentfonds sind keine Wundermittel für die schnelle Geldvermehrung. Auch sie können für Enttäuschungen bei der Geldanlage sorgen. Einige Fonds sind teuer, andere weisen eine schlechte Wertentwicklung (Performance) auf. Manche Fonds sind teurer und weisen gleichzeitig eine schlechte relative Wertentwicklung auf.

Aber insgesamt betrachtet sind Fonds eine gute Geldanlage für all diejenigen, denen die Zeit, das Interesse oder das nötige Anlagevolumen fehlt, um sich selbst ein breit gestreutes, chancenreiches Depot zusammenzustellen.

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Über den Autor

Morningstar Europe Editor  .