8. Wichtige Informationsquellen für Investmentfonds

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Die Anzeige verspricht eine großartige Investmentchance, die Zahlen über die erzielte Wertentwicklung sind dreistellig und die Grafik dazu scheint den Anstieg eines Himalaya-Gipfels zu zeigen. Das muss ein großartiger Fonds sein, richtig?

Möglicherweise ist er großartig, aber trotzdem sollten Sie ihn gründlich prüfen. Vielleicht ist die Wertentwicklung zwar eindrucksvoll, aber der Index oder vergleichbare Fonds haben noch stärker zugelegt.

Oder der Fonds war vor fünf Jahre eine großartige Investmentchance, aber jetzt hat der Aktienmarkt oder die Branche, in die er investiert, gedreht und befindet sich in einem Abwärtstrend.


Auch von der Grafik über die Wertentwicklung sollten Sie sich nicht blenden lassen. Mit der richtigen grafischen Aufbereitung lässt sich selbst die Kurve eines weniger erfolgreichen Fonds zu einer atemberaubenden Himalaya-Kulisse aufblasen.

Deshalb sind eigene Nachforschungen über den Fonds unerlässlich. Wichtige Informationsquellen dafür sind das Datenblatt des Fonds (Fact-Sheet), der monatliche oder vierteljährliche Bericht, der Rechenschaftsbericht und gegebenenfalls ein noch aktuellerer Halbjahresbericht, der Prospekt sowie Datenbanken und Medienberichte.

Folgende Punkte sollten Sie klären:

Anlageziel:

- Will der Fonds in erster Linie regelmäßige Einnahmen erzielen (Income) oder einen Wertzuwachs des Kapitals (Capital Growth)?

Wenn er regelmäßige Einnahmen anstrebt, wird die Anlagestrategie meistens vorsichtiger sein.

Anlagestrategie:

Investiert der Fonds ausschließlich in Aktien, ausschließlich in Anleihen oder bevorzugt er eine Mischung verschiedener Anlageformen?

- Aktienfonds weisen höhere Wertschwankungen auf als gemischte Fonds, diese wiederum höhere als die meisten Anleihefonds.

- Konzentriert er sich bei Aktienanlagen auf eine Region, ein Land oder eine Branche?

- Dies erhöht das Anlagerisiko. Grundsätzlich gilt: Je spezieller die Ausrichtung ist, umso höher ist das Anlagerisiko.

- Investiert der Fonds in große Standardwerte, in kleinere Small- und Midcaps (kleine und mittlere Unternehmen) oder in Aktien von den Neuen Märkten?

Small- und Midcaps sind oft risikoreicher als Standardwerte. Neue-Markt-Aktien übertreffen beim Risiko meist auch noch die Small- und Midcaps.

- Bevorzugt der Fonds Aktien, die unterbewertet erscheinen (Value) oder Aktien, die ein hohes Wachstum vorweisen (Growth)?

Growth-Aktien schneiden durch ihr hohes Wachstum langfristig gesehen oft besser ab. Value-Aktien schwanken dafür meist nicht so stark im Wert und entwickeln sich in einem für sie günstigen Marktumfeld kurz- und mittelfristig besser.

- Mischt der Fonds bei den Anleihen auch Zinspapiere von Unternehmen, Genussscheine oder Anleihen aus den aufstrebenden Märkten (Emerging Markets/Asien, Osteuropa, Lateinamerika) bei?

Dies kann das Risiko erhöhen - unter Umständen auch in einem sehr erheblichen Maße.

- Welche einzelnen Werte liegen im Fonds?

Der Rechenschaftsbericht und der Halbjahresbericht geben einen Überblick über alle Papiere, in die der Fonds zum jeweiligen Stichtag investiert ist. Die monatlichen und vierteljährlichen Berichte weisen oft auch die aktuellen fünf oder zehn größten Positionen aus.

Die deutschen Gesellschaften müssen zudem im Rechenschaftsbericht aufführen, welche Wertpapiere sie im Laufe des Jahres für den Fonds ge- und verkauft haben und die nicht mehr im Portefeuille enthalten sind. So können Anleger feststellen, ob der Fondsmanager zwischenzeitlich Aktien gehalten hat, die sich nicht gut entwickelt haben.

Wertentwicklung:

- Wie hat sich der Wert des Fonds in der Vergangenheit entwickelt?

Sie sollten sich nach Möglichkeit eine langfristige Grafik (Chart) der Wertentwicklung ansehen, weil sie dann am besten ein Gefühl für die Chancen und Risiken des Fonds entwickeln können. Die Grafik sollte Aufwärts- und Abwärtsphasen zeigen. Die Zahlen über die Wertentwicklung können trügerisch sein, weil sie Verlustphasen in der Vergangenheit nicht unbedingt aufzeigen.

- Wie hat sich der Fonds im Vergleich zu einem Index oder zu ähnlichen Fonds entwickelt?

Achten Sie darauf, dass der Index oder die anderen Fonds angemessen ausgewählt sind. Ein Technologiefonds sollte mit einem Technologie-Index verglichen werden und nicht mit einem allgemeinen Aktienindex. Eine Vergleichsgruppe von Fonds sollte eine ähnliche Ausrichtung besitzen. Es ist nicht sinnvoll, einen deutschen Neue-Markt-Fonds mit deutschen Standardwerte-Fonds zu vergleichen.

Management:

- Wie erklärt der Fondsmanager das bessere oder schlechtere Abschneiden?

Wie bei einer Aktie ist es auch bei einem Fonds wichtig, sein Investment zu verstehen. Dann fällt es leichter auch in schwachen Zeiten zum Investment zu stehen - oder sich rechtzeitig genug vom Fonds zu trennen. Suchen Sie deshalb Antworten auf die Fragen: Gibt es bestimmte Phasen, in denen der Fondsmanager besonders gut oder schlecht ist? Bevorzugt er stets eine bestimmte Art von Aktien, die mal gut und mal schlecht läuft? Mischt er ständig Aktien mit einem höheren Risiko bei (zum Beispiel vom Neuen Markt)?

- Seit wann betreut dieser Manager den Fonds?

Trotz des viel beschworenen Teamansatzes bei den Investmentgesellschaften: Fonds werden von Menschen gemanagt und bei deren Leistungen gibt es Unterschiede. Weil die meisten schriftlichen Unterlagen nicht ausweisen, wer den Fonds managt und seit wann er dies macht, sollten Sie bei ihrem Fondsberater oder der Fondsgesellschaft nachfragen beziehungsweise die Fachpresse verfolgen.

Kosten:

- Welche Kosten fallen für den Anleger direkt an? Möglich sind: Ausgabeaufschlag beim Kauf, Verwässerungsgebühr beim Kauf (selten), Einrichtungsgebühr für Sparpläne (selten), Rücknahmegebühr beim Verkauf (selten), Switchgebühr beim Tausch in einen anderen Fonds der Gesellschaft, Gebühren für das Investmentkonto.

Diese Kosten tragen Sie direkt. Sie sollten möglichst niedrig sein.

- Welche Kosten fallen jedes Jahr für den Fonds an? Möglich sind:

Verwaltungsvergütung/Managementgebühr, Erfolgsbeteiligung (manchmal), Administrationskosten (bei ausländischen Fonds), Depotbankvergütung, Veröffentlichungskosten, Prüfungskosten, Betreuungsgebühr (bei ausländischen Fonds), Marketingkosten (bei ausländischen Fonds), Abschreibung der Kosten für die Fondsgründung (bei ausländischen Fonds), spezielle Steuern (Taxe d’abonnement in Luxemburg) und noch ein paar kleinere Posten.

Diese Kosten bezahlt der Fonds direkt aus seinem Vermögen. Indirekt tragen jedoch Sie diese Aufwendungen, weil die Wertentwicklung des Fonds entsprechend niedriger ausfällt.

Oft geben die Prospekte nur die Höchstsätze an, auch wenn faktisch niedrigere Sätze anfallen. Dann hilft nur eine Nachfrage beim Fondsberater oder der Fondsgesellschaft.

Die angefallenen Kosten finden sich in absoluten Zahlen im Rechenschaftsbericht. Allerdings fehlen dort die Kosten für den An - und Verkauf der Wertpapiere, die deutsche Gesellschaften nicht ausweisen müssen.

Technische Daten:

- Wie hoch ist die einmalige Mindestanlage? Wie hoch müssen Folgezahlungen sein? Ab welcher Rate sind Sparpläne möglich?

So prüfen Sie, ob der Fonds auch in der von Ihnen gewünschten Anlagehöhe erhältlich ist.

- Wie oft wird der Fonds gehandelt?

Die meisten Fonds ermitteln an jedem Börsentag einen Preis und können dann auch ge- oder verkauft werden. Bei manchen ist dies aber nur wöchentlich möglich.

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Über den Autor

Morningstar Europe Editor  .