Blick hinter die Kulissen von ETFs

ETFs unterschiedlicher Anbieter können trotz gleichen Basiswerts sich in ihrer Performance unterscheiden.

Alexander Ehmann 28.07.2008
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ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Investmentfonds, die Marktindizes wie den Dax oder den MSCI World nachbilden. Aus der deutschen Investmentlandschaft sind sie nicht mehr wegzudenken. In der Morningstar ETF Datenbank sind per Ende Juni 342 ETFs in Deutschland registriert. Vom vietnamesischen Markt bis hin zum Short-Index-Fonds findet der Anleger ein breites Auswahlspektrum.

Indexfonds vs. ETFs

Anleger sollten bei passiven Investmentfonds zwei Konstrukte unterscheiden:

Indexfonds ähneln in der Abwicklung den aktiven Fonds. Sie werden über die KAG (Kapitalanlagegesellschaft

) gehandelt. Analog zu aktiven Fonds fallen Ausgabeaufschläge an. Der Anteilspreis wird einmal täglich berechnet. Die Fondsgesellschaft gibt also nur einmal pro Tag Fondsanteile aus. Gleiches gilt für die Rücknahme. Der Wert eines Index unterliegt aber ständigen Kursschwankungen. Ein Beispiel für einen Indexfonds ist der SSgA Europe Index, der den MSCI Europe abbildet. Bei Kauf des Fonds fällt ein Ausgabeaufschlag von 2,2% an, die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt 0,6%.

ETFs dagegen werden über die Börse gehandelt. Nicht die KAG, sondern ein Market Maker platziert die ETF-Anteile und kümmert sich um den Handel. Es wird laufend ein Anteilspreis gestellt. Bei einem ETF fällt kein Ausgabeaufschlag an. Der Anleger zahlt beim Kauf eines ETF Ordergebühren an seinen Broker. Zudem entstehen ihm durch die Differenz aus Ankaufs- und Verkaufspreis (Spread) Kosten, die der Market Maker als Entschädigung für laufende Liquiditätsbereitstellung einbehält. Ankaufs- und Verkaufspreis oszillieren um den Stand des zugrundeliegenden Index. Wegen der fortlaufenden Preisfeststellung und ständigen Handelbarkeit sind ETFs flexibler. Die jährlichen Managementgebühren sind geringer als bei Indexfonds. Einer der ersten ETFs auf dem deutschen Markt war der ishares (DE) DAX EX, für den eine jährliche Managementgebühr von 0,15% anfällt.

ETFs treten mittlerweile in Konkurrenz zu aktiv gemanagten Fonds. Ende Februar 2008 betrug laut einer Studie von Morgan Stanley das in Europa verwaltete Vermögen in ETFs rund 87 Milliarden Euro, in Deutschland 35 Milliarden Euro. Der Großteil davon entfällt auf institutionelle Anleger. Banken, Dachfonds und private Vermögensverwalter schätzen vor allem die große Flexibilität, die ETFs bieten. Kurz gesagt kann man mit ETFs jederzeit die Performance eines Marktes kaufen und auch wieder verkaufen. Privatanleger ziehen erst langsam nach. Berater haben leider noch selten ETFs in ihrer Angebotspalette.

Direkte Kosten als Quelle für Performanceunterschiede zwischen ETF und Index

Die Kosten sind einer der Hauptgründe für Performanceabweichungen. Bei ETFs sind es die Verwaltungsgebühren und die Transaktionskosten, die durch Aktienkäufe und -verkäufe innerhalb des ETFs entstehen. Die Kosten können sich je nach Replikationsmethode unterscheiden. Während bei der Full-Replication (Kauf aller im Index enthaltener Aktien) alle genannten Kosten anfallen, sind es bei der synthetischen Nachbildung (Abbildung mittels eines Derivats) die Verwaltungskosten und die Kosten für das Derivat.

Entscheidend für die Gebührenpolitik der ETF-Gesellschaft ist das Fondsvolumen. Je niedriger das Fondsvolumen, desto höher sind die Kosten. Gleiches gilt für einen Fonds der neu aufgelegt wurde: um die Kosten für Platzierung, Vertriebszulassung und juristischen Aufwand wiedereinzunehmen, wird die Gesellschaft anfangs höhere Verwaltungsgebühren verlangen. Großen Einfluss auf die Höhe der Verwaltungsgebühren hat der Wettbewerb zwischen den Gesellschaften. Fast jede in Deutschland tätige ETF-Gesellschaft bietet einen ETF auf den DAX an. Im Durchschnitt liegen die Kosten bei 15 Basispunkten. ETFs, die nur von einer Gesellschaften angeboten werden, kosten mehr, weil dort kein Konkurrenzdruck herrscht. So fallen etwa für den Lyxor ETF Brazil 0,65% pro Jahr an. Lyxor bietet als einziger in Deutschland einen ETF auf den Bovespa, den brasilianischen Leitindex, an.

ETFs mit exotischen Basistiteln sind teurer als stark gehandelte Indizes wie der DAX. In solchen Fonds sind die Volumina geringer. Es müssen aber auch hier die Auflagekosten eingebracht werden. Außerdem ist der Handel in Märkten wie Taiwan für die ETF-Gesellschaft teurer als der Kauf von deutschen Aktien über Xetra. Der db x-trackers FTSE Vietnam Index ETF kostet beispielsweise 0,85% pro Jahr, während beim db x-trackers DAX ETF nur 0,15% jährlich anfallen.

Gemessen werden die Performanceunterschiede mit Hilfe des Tracking Erros, einer Kennzahl aus der Finanzmathematik, die die Standardabweichung (Volatilität) zwischen der Performance eines Fonds und der Benchmarkrendite darstellt. Je höher diese Kennzahl, desto mehr weicht der Fonds von seinem Index ab. Bei einem ETF dürfte es laut Definition keine Abweichung geben, denn das einzige Ziel ist die Nachbildung der Indexperformance.

Schaffung von ETF-Anteilen durch den Creation-Prozess

Elementar für die Konstruktion von ETFs sind der Creation- und der Redemption-Prozess. Creation lässt sich mit Ausgabe von ETF-Anteilen und Redemption mit der Rücknahme von ETF-Anteilen übersetzen. Dabei stellt ein Market-Maker (auch Designated Sponsor genannt) einen Aktienkorb auf Basis des entsprechenden Index zusammen. Die Fondsgesellschaft tauscht anschließend diesen Aktienkorb gegen ETF-Anteile ein. Durch diesen Creation-Prozess wird der Index handelbar gemacht, denn die Anteile kann der Market Maker nun über Xetra auf den Markt bringen. Darüber hinaus sorgt der Market Maker für ausreichend Liquidität und stellt laufend verbindliche Geld- und Briefkurse (Ankaufs- und Verkaufkurse). Der Designated Sponsor finanziert sich über die Differenz aus Ankaufs- und Verkaufskurs, dem Spread. Aus Anlegersicht ähnelt er einem Ausgabeaufschlag, ist aber wesentlich geringer.

Umgekehrt verläuft der Redemption-Prozess: der Market-Maker kann die ETF-Anteile wieder an die Fondsgesellschaft zurückgeben und erhält hierfür Aktien aus dem Aktienkorb. Hohe Mittelzu- oder Mittelabflüsse haben wegen des Creation-/Redemption-Prozesses keine Auswirkungen auf die Performance des ETF gegenüber der Indexrendite.

Lesen Sie demnächst mehr zu den unterschiedlichen Replikations-Methoden.

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Alexander Ehmann