Emerging Market Bonds - sicherer Hafen oder riskantes Spiel?

Die Asset Klasse hat sich 2008 behaupten können. Können Anleihen aus den Schwellenländern dem konjunkturellen Gegenwind standhalten?

Werner Hedrich 22.08.2008
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Waren Schwellenländeraktien vor Monaten noch die Darlings der Investmentwelt, erinnern sie jüngst Anleger schmerzvoll von welch volatiler Natur sie sein können. Anleihen aus den Schwellenländern konnten sich dagegen behaupten, zumindest haben sie trotz schwacher globaler wirtschaftlicher Entwicklung noch nichts eingebüßt. Die Morningstar Kategorie Aktien Schwellenländer verlor dieses Jahr 22% (per 21. August), während die Morningstar Kategorie Anleihen Schwellenländer eine schwarze Null aufweisen kann.

Emerging Market Anleihen Fonds: Regionale Schwerpunkte

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Die Ländergewichte haben viel zu den unterschiedlichen Ergebnissen dieser beiden Fondskategorien beigetragen. In Aktienfonds waren über die letzten Jahre bedeutende Performancetreiber China und Indien. Diese Länder spielen keine große Rolle an den Anleihemärkten. Mexiko, Russland und Brasilien emittieren mehr Schulden an den internationalen Bondmärkten, Fondsmanager kommen an diesen Ländern nicht vorbei. Diese Regionen profitieren von boomenden Rohstoffen, was die Volkswirtschaften stärkt und Staatsschulden reduziert. Der Boom bei Öl, Eisenerz oder Soja war sogar so stark, dass Brasilien oder Russland nunmehr bedeutende Reserven an US-Dollar und Euro halten.

Diese Schatztruhen ausländischer Währungen haben die Qualität der Staatsschulden angehoben. Tatsächlich hat S&P Brasilien auf Investment Grade angehoben. Auch Peru wurde hochgestuft. Im Zuge der Reife dieser Anleihemärkte, werden diese auch mehr diversifiziert: Investoren sind heute in der Lage, Unternehmens- wie auch Staatsschulden in lokalen Währungen zu erwerben. Der Großteil der Bonds aus den aufstrebenden Volkswirtschaften ist in US Dollar oder Euro emittiert.

Fondssparer müssen in der Morningstar Kategorie Anleihen Schwellenländer zwischen diesen beiden Fondsgattungen unterscheiden: Erstens in Fonds, die in Schwellenländeranleihen investieren, die in Hartwährungen wie den US Dollar oder den Euro denominiert sind (Beispiel: Allianz-dit Emerg Markets Bond). Und zweitens in Fonds, die Bonds der meist gleichen Schuldner wie die Hartwährungsfonds kaufen, die aber auf lokale Währungen wie brasilianischer Real oder russischer Rubel lauten (Beispiel: Julius Baer - Local Emerging Bond Fund).

Emerging Market Bond Fonds: Sollte man investieren?

Die Argumente für diese Anlageklasse sind nur schwer von der Hand zu weisen. Das fundamentale Bild hat sich zweifellos verbessert. Zinstitel aus den Schwellenländern korrelieren zudem nicht stark mit Aktien oder anderen Anleiheklassen. Demnach fügen Schwellenländerengagements über festverzinsliche Wertpapiere wertvolle Diversifikation einem Portfolio zu. Nichtsdestotrotz denken wir, dass Anleger augenblicklich diese Asset Klasse vorsichtig betrachten sollten.

Dass die Emerging Markets heute stärker als je zuvor dastehen, bedeutet nicht, dass sie immun sind gegen Schocks. Die Wolken am globalen Wachstumshimmel sind nicht zu übersehen. Sollte sich der Abschwung der Industriestaaten verstärken, ist es wahrscheinlich, dass sich die aufstrebenden Volkwirtschaften dieser Wachstumsverlangsamung oder gar Schrumpfung der ökonomischen Aktivität in den USA, Europa oder Japan nicht entziehen können. Anfällig für eine Abschwächung der globalen Wirtschaft sind vor allem Rohstoffe. Fossile Brennstoffe wie Öl und Gas, Eisenerz für die Stahlproduktion oder Zuckerrohr und Soja haben wie oben ausgeführt die wirtschaftliche Prosperität der aufstrebenden Länder gefördert und zu vorteilhaften Ergebnissen für Bondholder geführt, weil die Ausfallwahrscheinlichkeiten von Brasilien oder Russland zurückgegangen sind. Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Rohstoffhause diese Ökonomien bei einem Preissturz an den Warenterminmärkten anfällig macht.

Gleichzeitig sind weltweit inflationäre Tendenzen zu beobachten. Brasilien und Mexiko haben deshalb schon die Notenbanksätze angehoben. Ein steigendes Zinsniveau belastet Anleihepreise. Zudem bremst eine restriktive Geldpolitik Wirtschaftswachstum.

Die langfristigen Argumente für Zinstitel aus den Schwellenländern behalten Gültigkeit, kurzfristig aber ist der Ausblick wegen der Entwicklung der Weltwirtschaft unsicher.
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Werner Hedrich  

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