Wie man einen guten Fonds ruiniert

Volatile Fonds aktivieren genau die falschen emotionalen Reaktionen.

Russel Kinnel 18.10.2009
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Die Erholung am Aktienmarkt seit Anfang März hat geduldige Investoren belohnt. Viele der Fonds, die im Bärenmarkt am deutlichsten unter die Räder kamen, haben die stärkste Aufholjagd hingelegt. Allerdings waren viele Investoren bei deren Comeback nicht dabei, da sie davor schon ausgestiegen waren. Wen wundert’s? Es ist sehr schwierig, bei der Stange zu bleiben, wenn der eigene Fonds 50% und mehr verliert. Es kann jedoch viel Rendite kosten, wenn man kurzfristig hinterher hinkende Fonds verkauft oder heiß gelaufenen Trends nachrennt.

Morningstar versucht, die Auswirkungen solcher Entscheidungen zu erfassen. Daher zeigen wir nicht nur die offizielle Rendite eines Fonds, sondern errechnen (in den USA) auch die so genannte Anlegerrendite. Diese gibt an, was ein durchschnittlicher A

nleger mit einem Fonds wirklich verdient hat. Die Anlegerrendite berücksichtigt, wann die Käufe und Verkäufe von Anteilen eines Fonds stattfanden und bereinigte die offizielle Rendite um diese Mittelbewegungen. Die Differenz zwischen den beiden Renditezahlen gibt einen Hinweis darauf, wie gut oder auch schlecht Anleger tatsächlich abgeschnitten haben.

Als ich die Berechnungen Ende 2008 durchführte, war die Differenz zwischen den beiden Renditen rückläufig. Das lag daran, dass Anleger sich im Zuge der sich verschärfenden Finanzkrise massenhaft von ihren Fonds trennten. Dies war anfangs genau das Richtige, da die Aktienmärkte immer neue Tiefpunkte erreichten. Als Anfang März die Verzweiflung an ihrem Höhepunkt angelangt war, ging es an den Börsen plötzlich wieder bergauf. Viele Anleger waren dabei jedoch nur noch Zuschauer.

Daher überrascht es mich nicht, dass sich zwischen den offiziellen Fondsrenditen und den Anlegerrendite eine zunehmende Lücke aufgetan hat. Die Anlegerrenditen fielen oft geringer aus als das, was auf dem Fonds-Factsheet abzulesen war.

Warum läuft es für die Anleger hier so falsch? Die Gründe sind schnell umrissen: Volatilität, Emotionen und der Fokus auf kurzfristige Ergebnisse. Volatile Fonds aktivieren beim Anleger genau die falschen Reaktionen. Wenn es nach oben geht, nehmen Gier und Kauflust zu. Wenn es runter geht, sind Verzweiflung und Flucht die Folge.

Was können Anleger tun, um diese Falle zu umgehen? Zunächst einmal ist es wichtig, im Hinblick auf die Renditeerwartungen realistisch zu sein. Anleger sollten sich über die Strategie eines Fonds im Klaren sein und die Renditen in der Vergangenheit (beispielsweise Kalenderjahresergebnisse) betrachten. Diese geben einen Hinweis auf die Schwankungsbreite eines Fonds. Dann gilt es, das eigene Anlageverhalten kritisch zu hinterfragen, um zu überprüfen, ob man in der Vergangenheit auf kurzfristige Entwicklungen überreagiert hat. Wer dazu neigt, sollte hochvolatile Fonds meiden. Diese verführen weniger dazu, die langfristigen Ergebnisse durch übermäßigen Aktionismus zu gefährden.

Russel Kinnel ist Director of Mutual Fund Research bei Morningstar in den USA. Die Originalversion dieses Artikels erschien ursprünglich in ‘Kiplinger’s` und auf www.morningstar.com.

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Über den Autor

Russel Kinnel  Russel Kinnel is Morningstar's director of mutual fund research. He is also the editor of Morningstar FundInvestor, a monthly newsletter dedicated to helping investors pick great mutual funds, build winning portfolios, and monitor their funds for greater gains. (Click here for a free issue). Mr. Kinnel would like to hear from readers, but no financial-planning questions, please. Follow Russel on Twitter: @russkinnel.