Kritik an ETFs

Warum globale Aufsichtsbehörden die Stabilität der Finanzmärkte durch ETFs gefährdet sehen.

Ben Johnson 26.04.2011
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In drei unterschiedlichen Dokumenten, die vor kurzem veröffentlicht wurden, weisen der Finanzstabilitätsrat (FSB), der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) auf potentielle Risiken für die Stabilität der Finanzmärkte hin, die von ETFs ausgehen.

In der Veröffentlichung des FSB heißt es, dass der ETF-Boom auf einem zuvor relativ standardisierten Markt mehr Komplexität und Intransparenz eingeführt habe. Dabei liegt das Augenmerk insbesondere auf den Kontrahentenrisiken von synthetischen ETFs. Dazu heißt es von Seiten des FSB: ‚Die zunehmende Popularität von synthetischen ETFs, die Derivate nutzen, sowie der zunehmende Einsatz der Wertpapierleihe stellen Anleger vor neue Herausforderungen im Hinblick auf Kontrahenten- und Sicherheitenrisiken. Die Erwartung einer jederzeit möglichen Rückgabe von Anteilen kann in Stresssituationen am Markt zu Liquiditätsengpässen führen, die auch die am Markt tätigen großen Vermögensverwalter und Banken treffen kann.‘

Beim IWF gibt es ebenfalls die Befürchtung, dass aufgrund der von einer Mehrheit der europäischen ETF-Anbieter genutzten synthetischen Replikationsmethode die derzeit bestehenden Restriktionen für derivative Positionen nicht ausreichen könnten,  um zu verhindern, dass Kontrahentenrisiken in Krisensituationen zu systemrelevanten Risiken werden. Besorgt ist der IWF auch über die Risiken aus der Wertpapierleihe und die Tauglichkeit von gehebelten und inversen Produkten.

Diverse ETF-Anbieter haben den Aufruf zu mehr Transparenz und besserer Aufklärung der Anleger begrüßt, darunter iShares, ETF Securities und db x-trackers. Wir bei Morningstar setzen uns schon seit geraumer Zeit für mehr Transparenz und eine bessere Offenlegung der mit ETFs und verwandten Produkten verbundenen Risiken ein. Mehr zu den versteckten Risiken von ETFs lesen Sie hier (in englischer Sprache). Die Warnungen von Seiten der globalen Regulierungsbehörden werden den Druck auf die Branche erhöhen, Transparenzstandards im Bezug auf Swap-basierte Produkte und die Wertpapierleihe zu etablieren und zu befolgen. ETF Securities ist bereits vorangegangen und hat sich zu mehr Transparenz entschieden. Wir gehen davon aus, dass andere Anbieter folgen werden.

Im Mai werden wir einen umfassenden Bericht über die Grundlagen synthetischer ETFs und die von verschiedenen Anbietern verfolgten Praktiken bei der synthetischen Replizierung veröffentlichen. Dabei wollen wir bewährte Verfahren im Hinblick auf Struktur, Sicherheiten und Transparenz herausstellen und Anlegern einen Überblick darüber geben, welche Produkte es gibt, wie verschiedene Anbieter es mit der Transparenz halten und wie sie ihre Investoren vor Kontrahentenrisiken schützen. Falls Sie sich für diesen (englischsprachigen) Bericht interessieren, schicken Sie uns eine E-Mail an etfqueries@morningstar.com.

Ben Johnson ist Director of European ETF Research bei Morningstar.  

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Über den Autor

Ben Johnson  Ben Johnson is Morningstar’s Director of European ETF Research.