Asset-Allokation: Der einzig wahre “Free Lunch”.

Der Aufbau Ihres Portfolios hat neben den Gebühren den größten Einfluss auf Ihre Rendite.

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Jeder träumt davon, mit der nächsten heißen Technologieaktie oder durch den Einstieg in einen boomenden ausländischen Markt reich zu werden. Jedoch ist erfolgreiches „Stock-Picking“ und „Markt-Timing“ selbst für den erfahrenen professionellen Investor extrem schwierig. Für den „Do-It-Yourself“ Investor, der nicht jede Minute damit verbringen kann, Zahlen oder Märkte zu analysieren, ist es schlichtweg unmöglich.
Zum Glück hängt die Langzeitrendite Ihres Portfolios mehr von Faktoren ab, die Sie selbst in der Hand haben. Neben den Kosten, über die mein Kollege Ben Johnson bereits hier geschrieben hat, hat der Portfolioaufbau den größten Einfluss auf Ihre Rendite. Und mit Hilfe von börsennotierten Indexfonds (ETF) ist die Asset-Allokation relativ einfach realisierbar.
Der Grundgedanke hinter dem Vermögensaufbau ist, dass während jedes beliebigen Zeitraums eine Anlageklasse an Wert verlieren kann, während eine andere Wertzuwächse aufweist. Niemand weiß jedoch im Vorfeld, welche Anlageklasse sich wie verhält. Es geht also nicht darum, zu raten auf was man sein Geld setzten soll, sondern eher darum sein Portfolio zu diversifizieren, um an steigenden Märkten teilzuhaben ohne gleichzeitig die volle Wucht eines Bärenmarktes zu erleben. Diese Diversifizierung minimiert das Risiko großer Verluste, gleichzeitig büßt man jedoch kaum etwas von der  erwarteten Langzeitrendite ein. Psychologisch gesehen schützt ein diversifiziertes Portfolio vor Panikverkäufen nach großen Verlusten. Dieses Verhalten gehört wahrscheinlich zu den größten Fehlern, die ein Investor begehen kann. Fragen Sie einfach mal jemanden, der Ende 2008 aus Aktien ausgestiegen ist und die komplette Rallye im folgenden Jahr verpasst hat.
Die Asset-Allokation kann darüber hinaus erklären, warum einige Fonds bessere Rendite erzielen als andere. Zahlreiche akademische Studien--inklusive Morningstar Ibbotson's Studie "Does Asset Allocation Policy Explain 40, 90, or 100 Percent of Performance?" (Erklärt die Asset-Allokation 40, 90 oder 100% der Performance) aus dem Jahre 2000--haben gezeigt, dass der richtige Portfolioaufbau einen signifikanten Teil der möglichen Renditen innerhalb eines Fonds erklärt. Wir werden jedoch nicht ins Detail dieser Studie gehen. Wenn wir aber die Prämisse akzeptieren, dass aktive Manager wenig Mehrwert liefern, den Investoren nicht auch über eine sorgfältig Asset-Allokation erzielen können, dann werden ETFs zu einem wertvollen Werkzeug für „do-it-yourself“ Investoren.
Die besondere Stärke der Asset-Allokation basiert auf der regelmäßigen Rebalancierung. Eine Umschichtung von überhitzten Anlageklassen in derzeit weniger beachtete Anlageklassen kann die Rendite Ihres Portfolios erhöhen und gleichzeitig das Risiko minimieren. Die Stärken der Diversifikation und der Rebalancierung können wir am besten anhand eines hypothetischen Portfolios demonstrieren. Hierzu nehmen wir drei regionale Aktienindizes und einen Index auf globale Anleihen. Um einen bereit gestreuten Aktienkorb nachzubilden, wählen wir den DJ STOXX 50 Total Return Index für Europäische Standardwerte, den S&P 500 Total Return Index für US-Standardwerte und den MSCI Emerging Markets Gross Return Index für Standardwerte aus den Entwicklungsländern. Für die Anleihen verwenden wir den Barclays Capital Intermediate Global Total Return Index. Anleger können durch die Auswahl verschiedener ETFs Zugang zu diesen Referenzindizes bekommen.
Für unser hypothetisches Portfolio haben wir einen Anlagezeitraum von 20 Jahren gewählt. Für unsere Zwecke ist dieser Zeitraum am besten geeignet, da wir sowohl Bullen- als auch Bärenmärkte während dieser Zeit hatten. Die beste Performance lieferte der MSCI EM USD Index. Trotz der schlechten 90er Jahre lieferte der Index auf Grund des guten letzten Jahrzehnts eine annualisierte Rendite von 7.8% . Erwartungsgemäß lieferte der Anleihenindex über einen so langen Zeitraum mit 6,2% p.a. das schlechteste Ergebnis.



Zuerst definieren wir dir Parameter für unsere zwei hypothetischen Portfolios. Dabei beginnen wir mit unserer Geldanlage 1990 und verteilen unser Vermögen zu gleichen Teilen auf alle vier Indizes. Ein angemessen diversifiziertes Portfolio würde natürlich nicht gleichermaßen in die vier Indizes investieren. Dies trifft in unserem Beispiel besonders zu, da wir ein sehr aggressives und aktienlastiges Portfolio bilden, bei dem die Schwellenmärkte verhältnismäßig übergewichtet sind. Zur Veranschaulichung unserer Aussagen ist es aber gut geeignet. Nachdem wir in beiden Portfolios in alle vier Indizes gleichermaßen investiert haben, werden wir mit dem ersten Portfolio eine strikte Buy-and-Hold Strategie verfolgen. Das zweite Portfolio wird einmal im Jahre umgeschichtet, so dass jeder Index wieder gleich gewichtet wird.
Nach 20 Jahren hätte die reine Buy-and-Hold-Strategie eine Jahresrendite von 7.1%% erzielt. Dies schlägt die Rendite von zwei der vier einzelnen Indizes. Obwohl die extrem gute Rendite des MSCI EM USD Index im letzten Jahrzehnt dem Portfolio einen Vorsprung verschaffte, erwies sich das regelmäßig rebalancierte Portfolio mit einer Jahresrendite von 8.3% letztendlich als die bessere Variante. Auf den ersten Blick scheint der Unterschied nur minimal. Die zusätzlichen 120 Basispunkte ließen jedoch akkumuliert über 20 Jahre unsere ursprüngliche Anlage um ca. 100% ansteigen! Durch den Zinseszinseffekt macht sich jeder Basispunkt bemerkbar.



Obwohl ein direktes Investment in den MSCI EM USD Index zwar eine höhere Rendite als die reine Buy-and-Hold-Strategie erwirtschaftet, sollten Investoren das Risiko bei ihrer Anlageentscheidung nicht außen vor lassen. Die Berechnung der Standardabweichung der Erträge zeigt, dass beide hypothetischen Portfolios eine geringere Volatilität aufweisen als jeder der drei Aktienindizes für sich genommen. Außerdem weist das Portfolio, welches umgeschichtet wird, eine geringere Volatilität auf als das reine „Buy-and-Hold“ Portfolio. Auf einer risikobereinigten Basis ist ein Vermögensportfolio mit regelmäßiger Umschichtung daher schwer zu schlagen.
Natürlich investieren nicht viele Menschen eine große Summe Geld auf einen Schlag, um dann keine weiteren Einlagen zu tätigen. Um mögliche Zusatzeinlagen im Laufe der Zeit zu berücksichtigen, haben wir zwei weitere hypothetische Portfolios gebildet. In beiden Fällen investieren wir monatlich 1% des ursprünglichen Investments. Ein Portfolio verfolgt erneut eine reine “Buy-and-Hold”-Strategie und das andere Portfolio wird jährlich umgeschichtet, um die ursprüngliche Gleichgewichtung wiederherzustellen. Wie bereits in unserem vorherigen Beispiel wären Investoren des Portfolios mit regelmäßiger Umschichtung sehr zufrieden mit dem Ergebnis, da sowohl Rendite als auch das Risiko der reinen “Buy-and-Hold”-Strategie überlegen waren.



Beide unserer Beispiele wurden natürlich vereinfacht. Die Auswirkungen von Handelskosten, Steuern und andere wichtige Aspekte wurden ignoriert. Die Kosten durch die Umschichtungen des Portfolios hätte die Rendite nicht soweit reduziert, dass die reine “Buy-and-Hold”-Strategie vorteilhafter gewesen wäre, hätten sich aber auf die Kosteneffizienz von monatlichen Investments ausgewirkt. Nichts desto trotz halten wir über einen längeren Zeitraum ein Portfolio mit regelmäßiger Umschichtung für eine gute Strategie für Investoren.
Falls Sie sich unserer Argumentation für ein diversifiziertes Vermögensportfolio anschließen können, stellt sich nun die Frage, wie Sie ihr Portfolio optimieren können. Morningstar stellt hierzu eine Reihe von Hilfsmitteln zur Verfügung, um Ihnen beim Portfolioaufbau unter die Arme zu greifen. Sei es unser Instant X-Ray auf Morningstar.de oder Morningstar Encorr für institutionelle Anleger. Darüber hinaus können Sie ETFs benutzen, um ihr Portfolio aus einer großen Auswahl von Anlageklassen, wie z.B. Anleihen, Aktien, Bargeld, Rohstoffe, Immobilien und Währungen aufzubauen.
Beim Portfolioaufbau gibt es nicht nur eine richtige Antwort, da es auf die Umstände jedes einzelnen Anlegers ankommt. Alter, Risikotoleranz, andere Einkommensquellen and weitere Faktoren müssen dabei berücksichtigt werden. Das Wichtigste, das Anleger im Hinterkopf behalten sollten, ist das Setzen realistischer Ziele, einen Plan, um diese zu erreichen, und dessen konsequente Umsetzung unabhängig von den Aufs und Abs der Märkte.

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