The Good, the Bad and the Ugly: Globale Aktienfonds 2012

Im zweiten Teil unserer Auswertung wollen wir wissen, was hinter der Outperformance von Fonds wie dem Carmignac Investissement steckt (CH).

Ali Masarwah 21.03.2012
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Im ersten Teil unserer Untersuchung zur Performance der langfristig besten global anlegenden Aktienfonds in diesem Jahr haben wir die Gruppe der Fonds untersucht, die in diesem Jahr deutlich hinter dem MSCI Aktien Welt Index zurückgeblieben ist (lesen Sie hier weiter). Wir haben nach den Ursachen der Underperformance gefragt und sind im wesentlichen zu dem banalen Schluss gekommen, dass es in diesem Jahr für fundamental agierende Fondsmanager schwer war, von einem - fundamental gut begründeten – Krisenmodus auf Hausse umzuschalten.

Wer sich die unterdurchschnittliche Entwicklung vieler Top-Fonds in diesem Jahr anschaut, stellt schnell fest, dass es sich hier vorwiegend um Fonds mit eher defensiv orientierten Anlagestrategien handelt. Bei diesen Fonds ist die jüngste Underperformance daher prinzipiell wenig problematisch. Wer sich an fundamentalen Unternehmensdaten orientiert, günstige Unternehmen mit einfachen Geschäftsmodellen kauft, landet eher selten bei den Aktien von Investmentbanken, die besonders stark im vierten Quartal 2011 gelitten hatten.

Wir erinnern uns: Die Europäischen Zentralbank (EZB) versorgt die europäischen Banken seit Ende 2011 für bis zu 3 Jahre mit sehr viel Geld zu extrem günstigen Konditionen. Das gab den Startschuss für den Wiedereinstieg von Anlegern in Risiko-Anlagen. Allerdings ist einigen der langfristig besten Fonds am Markt der zeitige Wiedereinstieg ins Risiko durchaus gelungen.
Die Tabelle unten zeigt die Liste der Fonds mit der langfristig besten risikoadjustierten Rendite. Die Fonds, die in diesem Jahr schlecht abgeschnitten haben und im 8., 9. Und 10. Performance-Dezil gelandet sind, haben wir rot markiert. Fonds, die sich 2012 im 4.,5., 6. und 7. Quartil, also im Mittelfeld wiederfinden, haben wir gelb unterlegt. Grün markiert ist die – kleine – Gruppe der Outperformer in diesem Jahr, die wir uns jetzt etwas genauer ansehen werden.

Tabelle: Grün ist die Hoffnung: Die Fonds im ersten Performance-Dezil 2003-2012 weisen eine gemischte Bilanz in diesem Jahr aus

Sortierkriterium: Risikoadjustierte Performance März 2003 bis Dezember 2011. Farbliche Unterlegung signalisiert gutes (grün), durchschnittliches (gelb) und schlechtes (rot) Abschneiden 2012, Quelle: Morningstar Direct.

Was macht die Gewinner von heute aus? Wenn die Underperformer noch unter ihrer prinzipiell defensiven Ausrichtung leiden, zocken die Fondsmanager der Outperformer in diesem Jahr dann spiegelbildlich hemmungslos mit Bankaktien? Gemach. Auch wenn nicht auszuschließen ist (und es auch nicht verwerflich ist), dass tatsächlich so manch ein Fondsmanager eine überverkaufte Bankaktie gekauft hat, ist noch ein zweiter Faktor bei der Markterholung 2012 zu berücksichtigen: Neben der Rettungsaktion der EZB kommt als stützender Faktor dazu, dass viele Marktteilnehmer Ende 2011 viel pessimistischer für die Konjunkturentwicklung gestimmt waren, als es die realen Daten heute hergeben. Seit Jahresanfang haben die Anleger auch die globale Konjunkturaufhellung gespielt. Die Folge: Gerade Schwellenländer-Aktien haben auf breiter Front zugelegt – bis zu 25 Prozent plus sind es bei den MSCI-Länderindizes für Indien, Russland und die Türkei. Aber auch der Dax stieg seit Jahresanfang um gut 21%, angetrieben auch von zyklischen Aktien wie BWM, die bis zu 40% in diesem Jahr zugelegt haben (Ultimo: 16. März).


Die Fonds unserer Auswertung, die in diesem Jahr weit vorne liegen, spiegeln im Großen und Ganzen diese Faktoren wider, wie aus der Tabelle hervorgeht.

Der Carmignac Investissement findet sich in diesem Jahr im dritten Dezil der besten globalen Aktienfonds und somit relativ weit vorne wieder. Das Haus Carmignac ist bekannt für die hohe Gewichtung von Emerging Markets in seinen Aktien- und Mischfonds. Der Carmignac Investissement, der in stürmischen Marktphasen hohe Cash-Quoten halten kann, hat heute eine Aktienquote von 100% und investiert zu gut einem Drittel in Schwellenländer, vor allem asiatische. Das hat dem Fonds 2012 Auftrieb gegeben. Dem gegenüber ist die Eurozone mit einem Fondsanteil von 7,3% stark untergewichtet. Dies versteht das Fondsmanagement als Absicherung gegen eine mögliche Verschärfung der Eurokrise. Dass der US-Dollar übergewichtet ist und rund 13% der Fondsgelder in Goldminen investiert sind, zeigt, dass die Franzosen ungeachtet der Outperformance ein eher skeptisches Weltbild haben.

Sehr gut hat sich in diesem Jahr auch der SKAGEN Global gehalten. Kristoffer Stensrud, Knut Harald Nilsson, Cathrine Gether and Ross Porter verwalten den Fonds. Der Anlagestil ist antizyklisch und flexibel zugleich. Das Team investiert in globalen Portfolios nicht nur in Schwellenländer-Aktien, sondern auch in Unternehmen aus den Industrieländern, die vom Wachstum in den Emerging Markets profitieren. Beispielhaft für diese Herangehensweise sind die eigenwilligen Anlagen in Finanztitel, die sich stark von anderen globalen Fonds unterscheiden. Zusätzlich ist der SKAGEN Global in zyklischen Aktien und Rohstoffen investiert. (Spiegelbildlich dazu waren Aktien aus defensiven Sektoren untergewichtet.) Insofern verwundert die Outperformance in diesem Jahr ebenso wenig wie die mittelprächtige Wertentwicklung in den letzten beiden Quartalen 2011.

Auch der M&G Global Growth hat sich in diesem Jahr sehr gut gehalten, nachdem er im dritten Quartal 2011 deutlich eingebrochen war. Der Investmentprozess des Fonds ähnelt dem des bekannteren M&G Global Basics, der von Graham French verwaltet wird. In der Praxis war der von Greg Aldridge verantwortete Fonds in der Vergangenheit weniger stark auf Rohstoffaktien ausgerichtet, was ihm 2008 zu einer viel besseren Performance als dem Global Basics verhalf.

Wichtig ist in jedem Fall die langfristige Betrachtung der Eigenschaften eines Fonds. Sie gibt Aufschluss darüber, ob das Rendite-Risiko-Profil konsistent ist oder nicht. Die Betrachtung der langfristigen Bilanz der drei oben erwähnten Top-Fonds ergibt sich ein interessantes Bild. Der Der Carmignac Investissement ist nicht immer berechenbar. Er fällt aufgrund der hohen Gewichtung von Emerging Markets und Rohstoffen in Abwärtsphasen, etwa im Herbst 2011, gelegentlich ab. Allerdings hat er sich 2008 bis 2009 auch wegen hoher Cash-Quoten sehr gut gehalten, nur um dann 2009 bis 2011 der Hausse wegen einer zu defensiven Aufstellung hinterher zu hinken. Auch der M&G-Fonds verhält sich aufgrund der individuellen Manager-Entscheidungen nicht immer berechenbar in unterschiedlichen Marktphasen. Einer sehr guten risikoadjustierten Performance in der Baisse 2008/09 folgten dann mittelprächtige Phasen in der Aufwärtsphase 2009/2011 und in der Abwärtsphase 2011. Konsistenter verlief die Performance beim SKAGEN Global, der ebenfalls in zyklischen Aktien und Rohstoffen schwerpunktmäßig investiert. In Aufwärtsphasen hält sich der Fonds deutlich besser als in Abwärtsphasen, wie die untere Tabelle zeigt.

 


 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich