Die Highlights der Indexwoche: ETF Times

Unsere Kolumne zu börsengehandelten Indexprodukten für die Woche 14. bis 18.5.2012.

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Willkommen zu unserer neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer der Woche unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die neugelisteten Produkte in Europa.


Der ETF-Markt


Das wichtigste zuerst. Wie bereits letzte Woche angekündigt, haben wir diese Woche unseren Bericht über synthetische ETFs in Europa, Kanada, Asien und Australien veröffentlicht. Im Jahre 2011 standen synthetische ETFs im Fokus der Kritik einiger hochrangiger Institutionen wie der Internationale Währungsfonds, der Financial Stability Board und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. Unser Bericht unterstreicht die Fortschritte, die die ETF-Industrie in Richtung mehr Anlegerschutz und mehr Transparenz gemacht hat. Zudem benennen wir aber auch Verbesserungsbedarf und diskutieren in diesem Zusammenhang, was wir als „Best Practices“ für die Branche ansehen. Außerdem liefern wir Investoren detaillierte Informationen über die genauen Replikationspraktiken der einzelnen Anbieter rund um den Globus, um die strukturellen Risiken der Produkte besser einschätzen zu können. Den vollständigen Bericht finden Sie hier.


Vanguard hat diese Woche angekündigt in Kürze 5 physisch replizierende Produkte an der London Stock Exchange zu listen. Vanguard gehört mit seinen sehr günstigen Produkten bereits zu den Marktführern in den USA und versucht nun, in Europa Fuß zu fassen. Auch die in England an den Markt kommenden Produkte sind zu wesentlich günstigeren Gebühren als vergleichbare Produkte zu haben. Investoren sollten aber im Hinterkopf behalten, dass die Gesamtkostenquote TER nicht die einzigen Kostenaspekte einer ETF-Anlage darstellen. Mehr zu diesem Thema finden Sie hier. Zurück zum Thema: Kurzfristig dürfte Vanguard jedoch keinen Preiskrieg auslösen. Zum einen ist Vanguard in Europa relativ unbekannt und dürfte auf absehbare Zeit nicht genügend „Masse“ aufbauen, um kurzfristig eine Bedrohung für andere Anbieter, wie z.B. Platzhirsch iShares, darzustellen. Außerdem ist der deutsche ETF-Markt und nicht der englische Markt der größte in Europa. Solange Vanguard also nicht auch hier aktiv wird, dürften die nötigen Zuflüsse fehlen, um im großen Stil Marktanteile abzugraben. Letztendlich ist der europäische ETF-Markt von institutionellen Investoren getrieben. Institutionelle Geldanleger haben meist starke Restriktionen in Bezug auf verwaltetes Vermögen und Liquidität und können daher generell nur in große, etablierte Produkte anlegen. Dennoch dürfen wir auf die zukünftige Entwicklung gespannt sein.


Wie diese Woche bekannt wurde, will Lyxor seine Geschäftssparten Indexfonds und ETFs zusammenbringen. Der neu entstehende Geschäftsbereich wird von Alain Dubois, dem Aufsichtsratvorsitzenden von Lyxor, geleitet. Nachdem Simon Klein bereits letztes Jahr zum Europachef von Lyxor ETF befördert wurde, wird er nun auch die neue Position als Global Head of Business Development ETF & Indexing begleiten und als Mitglied in den Vorstand berufen. Nach eigenen Angaben will Lyxor durch die Zusammenführung die Struktur des Unternehmens verbessern. Laut Morningstar-Daten ist Lyxor mit €28,5 Milliarden an verwaltetem Vermögen der drittgrößte ETF-Anbieter in Europa.


Auch HSBC strukturiert sei ETF-Geschäft neu. Das Unternehmen hat bekanntgegeben, das ETF-Geschäft in die Vermögensverwaltung einzugliedern. ETF-Preisermittlung und das Market-Making bleiben jedoch weiterhin beim Investmentbanking. Die Umstrukturierung wurde getrieben durch den Rücktritt von Mark Rodino, Geschäftsführer des Bereichs European ETF Sales, im Dezember und dem Wechsel von Farley Thomas, Global Head of ETF, in das Investmentbanking von HSBC. Da HSBC ausschließlich physisch replizierende Produkte anbietet, macht diese Umstrukturierung durchaus Sinn. Auch andere Banken, die physisch replizierende ETFs anbieten, wie z.B. UBS, haben ihr ETF-Geschäft dem Asset Management angegliedert. HSBC spezialisiert sich derzeit hauptsächlich auf ETF’s auf einzelne Schwellenländer und hat laut Morningstar-Daten mit €1,6 Milliarden an  verwaltetem Vermögen nur einen Marktanteil von 0,66%.


ETF Markt – Neuemissionen


HSBC hat diese Woche zwei ihrer ETFs an der SIX Swiss Exchange gelistete. Beide Produkte sind physisch replizierende ETFs und geben Investoren Zugriff auf die Wertentwicklung des MSCI Japan bzw. MSCI Canada. Der HSBC MSCI Canada ETF wurde ursprünglich im Februar 2011 auf den Markt gebracht, der HSBC MSCI Japan ETF bereits im März 2010.


Zudem hat db X-trackers vier ETFs speziell für institutionelle Investoren an der London Stock Exchange auf den Markt gebracht. Diese Produkte geben ETF-Anbietern Zugriff auf die zweifach gehebelte bzw. zweifach inverse Wertenentwicklung von UK Gilts und US Treasuries. Wir haben bereits in der Vergangenheit häufiger auf die Risiken solcher Produkte hingewiesen, die nur für professionellen Anleger mit einem sehr kurzen Anlagehorizont geeignet sind. Mehr zu diesem Thema können Sie hier lesen.




ETF-Markt: Gewinner und Verlierer 


Die Märkt haben diese Woche unter den schlechten Nachrichten aus Griechenland gelitten. Immer mehr Marktbeobachter äußern sich zunehmend besorgt zur Situation in Griechenland, und mittlerweile gibt es nicht wenige, die einen Austritt des hochverschuldeten Landes aus dem Euroraum für immer wahrscheinlicher halten. Nachdem die letzten Wahlen keine Regierungsbildung ermöglichten, stehen nun Neuwahlen an. Dies könnte die Sparpolitik stark gefährden und letztendlich zum Euroaustritt des Landes führen. Dies birgt zudem Ansteckungsgefahren für Spanien und Italien. Gemessen an der enormen Marktunsicherheit ist es daher wenig überraschend, dass Volatilitäts-ETFs eine extrem gute Woche hatten.


Auf der anderen Seite des Spektrums haben griechische Aktien stark Federn gelassen. Aber auch Russland hatte keine gute Woche, nachdem der Aktienmarkt und der Rubel ein neues Jahrestief erreichten. Wie die russische Zentralbank diese Woche bekanntgab, haben Investoren insgesamt $42 Milliarden in den ersten vier Monaten des Jahres an Kapital aus dem Land gezogen. Die Kapitalflucht stellt weiterhin ein Riesenproblem für die russische Wirtschaft dar.






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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.