Die Highlights der Indexwoche: ETF Times

Vanguard kommt! Neuer, alter Indexanbieter versucht sich in Europa. Die Morningstar-ETF-Kolumne für die Woche 21. bis 25. Mai.

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Willkommen zu unserer neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer der Woche unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die neugelisteten Produkte in Europa.


ETF Markt 


Wie bereits letzte Woche angekündigt, hat Vanguard diese Woche eine Reihe ihrer ETFs an der Londoner LSE auf den Markt gebracht. Mehr dazu in der Sektion „Neuemissionen“.


Wie diese Woche bekannt wurde, tun sich BlackRock und UniCredit zusammen, um Funds auf ETFs auf den Markt zubringen. Das Joint Venture plant, individuelle, maßgeschneiderte Garantie-Portfolios auf den Markt zu bringen, die aus ETFs bestehen. Investoren müssen bei einem Investment ihr Risikoprofil und Renditeerwartung angeben und zwischen einem 80% und 90% Garantie-Level wählen. Bis jetzt bietet nur db X-trackers Asset-Allokations-Produkte an, die auf ETF-Basis verwaltet werden. Garantieprodukte sind jedenfalls ein heikles Thema, da diese normalerweise Gebrauch von Derivaten machen müssen. Anders ausgedrückt: iShares müsste von reinen physisch replizierenden Produkten hin zu solchen auf Derivatebasis. Wir dürfen gespannt sein, wie sich diese Produkte letztendlich entwickeln.


Nachdem der Indexanbieter STOXX kürzlich neue Indizes auf den Markt gebracht hat, hat Dow Jones mit dem Marktforschungsunternehmen Parala einen neuen Index aufgesetzt. Der neue Index soll globale Aktiensektoren anhand eines eigenen Asset-Allokations-Modells kombinieren. Der Dow Jones Global Macro Parala Sector Allocation Index leitet sich aus dem Dow Jones Sector Titans-Index ab, der globale Aktien in 19 Indizes, anhand des verbreitete Industry Classification Benchmark (ICB), klassifiziert. Das Asset-Allokations-Modell beinhaltet sowohl „Beta“, sprich Marktrisiken wie z.B. Momentum, Style, oder Größe, sowie makroökonomische Faktoren, wie globale Zinssätze, Credit Spreads, Dividendenrenditen, Rohstoffpreise und Inflation. Ich war diese Woche auf ETF-Veranstaltungen in der Schweiz, wo ich unter anderem genau über solche Marktentwicklungen gesprochen habe: Index-Anbieter bringen zunehmend komplexere Indizes auf den Markt, um damit Investoren einen „neuen“ Marktzugang anzubieten. Ob dies bei der Fülle an Produkten und Anbietern jedoch vorteilhaft ist, bleibt abzuwarten.


Amundi hat sich mit 17,5% bei Tobam eingekauft mit dem Ziel, eine strategische Allianz zu bilden. Amundi will die sogenannte „smart beta“ Investment Strategie von Tobam ihren Investoren zugänglich machen. Kurz gesagt ist „smart beta“ eine andere Gewichtungsmethode für Aktien. Der neue Index von Dow Jones würde auch als „smart beta“ bezeichnet werden können. Auch dieser Index bringt mich wieder zu meinem Kommentar, dass Index-Anbieter und letztendlich auch ETF-Anbieter immer komplexere Produkte auf den Markt bringen um Investoren ein „neues“ Beta anbieten zu können. Es ist daher zunehmend wichtig für Investoren den zugrundeliegenden Index genau zu verstehen. Die ursprüngliche Idee von ETFs war es, Anlegern ein passiven Zugang zum Kapitalmarkt zu verschaffen. Heute scheinen sich ETFs immer mehr von dem Konzept der  Marktkapitalisierung zu verabschieden. Sprich: Was in Produkten steckt, ist nicht immer das, was man gemeinhin mit einem Index in Verbindung bringt. 


Generell sind manche Strategien sicherlich ein interessanter Lösungsansatz, der aber gefährlich werden kann, wenn Investoren ihn nicht verstehen.


ETF Markt – Neuemissionen


SPDR hatte Ende letzter Woche drei ETFs auf britische Staatsanleihen (Gilts) und einen ETF auf Unternehmensanleihen an der Deutschen Börse auf den Markt gebracht und verschafft Investoren in Deutschland erstmals Zugriff auf britische Staatsanleihen mir verschiedenen Laufzeiten. Durch den Anleihen-ETF bekommen Investoren erstmals Zugriff auf die Wertentwicklung von in Pfund-denominierten Unternehmensanleihen mit Investment-Grade. 


Amundi hat zwei ihrer ETFs diese Woche an der Börse in Italien gelistet. Der eine bietet Investoren Zugriff auf den S&P 500 Index mit Währungsabsicherung, der andere auf die Wertentwicklung europäischer Staatsanleihen mit dem besten Kredit-Rating. Um sich für den Index zu qualifizieren, müssen Länder von mindestens zwei Kreditagenturen eine AAA-Bonität haben. Letztes Jahr mussten die Länder noch von allen drei Agenturen eine AAA-Bonität aufweisen, im Zuge der Kredit-Herabstufungen von z.B. Frankreich wurde die Regel jedoch etwas gelockert.


Auch Lyxor hat Produkte diese Woche Produkte passportiert und drei ETFs an der SIX in der Schweiz gelistet. Die ETFs bieten dem Investor Zugriff auf die Wertentwicklung von Euro-Staatsanleihen mit verschiedenen Laufzeiten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Indizes ist dieser Index anhand von makroökonomischen Faktoren, wie z.B. BIP oder Staatsverschuldung, gewichtet.


Wie bereits angekündigt, hat Vanguard diese Woche fünf ETFs an der LSE auf den Markt gebracht. Alle Produkte sind physisch replizierend und geben Investoren Zugriff auf große, weit verbreitete Indizes, sowohl für Aktien als auch für Anleihen (Sehen Sie hier die Liste der Neuemissionen).

 


ETF Markt – Gewinner und Verlierer


Diese Woche gibt es auf der Gewinnerseite ein durchwachsenes Bild und kein erkennbaren Trend. Bei den Verlieren finden wir diese Woche vor allem griechische Aktien, die unter den anhaltenden Sorgen um das hochverschuldete Land weiterhin leiden dürften. Zum anderen finden wird verschiedene Agrarprodukten, die generell unter einer schwächeren Wirtschaft leiden. Zudem dienen diese Produkte generell als guter, langfristiger Inflationsschutz. Geringere Inflationserwartungen in den USA könnten also hier auch eine Rolle gespielt haben. Passend zu der Krisenstimmung an den Märkten zählten Gold-Produkte zu den Gewinnern der Woche (hier finden Sie die Tabelle der Gewinner und Verlierer).

 


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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.