Wo auch im Handel jedes Basispünktchen zählt

Ob EONIA oder eb.rexx: Für Anleger ist nicht viel mehr als (nominaler) Kapitalerhalt zu holen. Die wöchentliche Analyse der ETF-Handelskosten.

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Zum Selbstverständnis der ETF-Branche gehört es, Investoren einen Zugang zu Risikoquellen zu verschaffen. Risikoprämien abschöpfen, nicht auf aktives Management hoffen, ist die Maxime der Indexfondsbranche. Die ausgewiesenen Kosten sind bei ETFs im Vergleich zu denen aktiv verwalteter Fonds günstig. Während beispielsweise bei aktiv verwalteten Aktienfonds im Schnitt zuletzt Gesamtkostenquoten (TER) von 1,8 % jährlich angefallen sind, lagen die Kosten von  Aktien-ETFs 2011 im Schnitt bei 0,46% jährlich. Das verschafft den Anlegern in Indexfonds Vorteile. 


Allerdings sind die TERs nur ein Teil des Bildes. Bei ETFs kommen Handelskosten hinzu, die im Gegensatz zum Ausgabeaufschlag von aktiven Fonds je nach Produkt, Zeit und Handelsplatz stark schwanken können. Das ist vielen Anlegern unbekannt. Insofern gibt die Gesamtkostenquote nicht das gesamte Bild der Kosten eines ETFs wider. Anleger müssen also immer auch die Handelskosten eines ETFs berücksichtigen, von denen der Spread der wichtigste Bestandteil darstellt (Lesen Sie hier mehr zum Thema "Kosten für ETF-Anleger"). 


Der Spread ist die Spanne zwischen An- und Verkauf eines Produkts, die sowohl im börslichen als auch im außerbörslichen Handel entsteht (Lesen Sie hier, wie die Handelsspannen bei ETFs zustande kommen). Um Anlegern ein besseres Bild über die Zusatzkosten von ETFs zu geben, liefern wir Ihnen jede Woche einen Überblick über die Handelskosten einer ausgewählten Produktkategorie. Dabei prüfen wir den durchschnittlichen Spread, der an 5 Handelstagen in den ETFs einer Morningstar-Kategorie angefallen ist. Der durchschnittliche Spread an den 5 Tagen setzt sich aus tausenden von Datenpunkten zusammen. Der Durchschnitts-Spread der 5 Tage bildet das Sortierkriterium unseres wöchentlichen Rankings. Bei der Auswahl entscheiden wir uns für den Börsenplatz in Europa mit den günstigsten Handelskonditionen.


Krisen-Instrumente: Geldmarkt-ETFs waren im Mai gefragt


In dieser Woche haben wir die Spreads von Geldmarkt-ETFs untersucht. Diese Produkte erfüllen heute mehr denn je ihren klassischen Zweck: Angesichts der Minizinsen am Geldmarkt sind es reine Park-Vehikel für Bares. Sprangen 2008 bei Euro-Geldmarktfonds im Schnitt noch gut 2,7% heraus, waren es im Jahr darauf nur noch rund 1,1%. 2010 belief sich die Durchschnittsrendite von Euro-Geldmarktfonds auf gerade einmal 0,4%; 2011 waren es 0,9%. In diesem Jahr dürfte ähnlich wenig bei diesen Fonds zu holen sein. Eine der üblichen Benchmarks für Euro-Geldmarktfonds ist der Citi EUR Euro Dep. 3 Months, der - wie es der Name andeutet - die Performance von 3-Monats-Papieren abbildet. Insofern sollten Anleger angesichts von Verwaltungskosten von rund 10 bis 15 Basispunkten, die bei Geldmarkt-ETFs im Schnitt pro Jahr fällig werden, überlegen, ob sich derartige ETFs für sie auch als Parkgelegenheiten lohnen.


Als Reaktion auf die wiederaufflammende Eurokrise haben Anleger europaweit im Mai knapp 300 Millionen netto in Geldmarkt-ETFs investiert. In den ersten fünf Monaten wurden laut Morningstar-Daten indes rund 1,3 Milliarden Euro aus diesen Vehikeln abgezogen, was zeigt, dass Anleger bei der erstmöglichen Gelegenheit nach höher rentierlichen Investments suchen. Der größte ETF am Markt, der db x-trackers II Eonia Total Return, hatte per Ende Mai ein Vermögen von 1,45 Milliarden Euro, gefolgt vom Lyxor ETF Euro Cash, der auf 1,19 Milliarden Euro kommt. Deutlich kleiner sind die Geldmarkt-ETFs von iShares und ComStage, die 474 bzw 314 Millionen Euro auf die Waage bringen. Der Amundi ETF Eonia ist mit 94 Millionen Euro der kleinste Euro-Geldmarktfonds unserer Auswahl.


Xetra und die LSE? Bei Geldmarkt-ETFs Fehlanzeige

 

Doch blicken wir nun auf die Handelsdaten der Produkte für die fünf Handelstage 22. bis 28. Juni. Während die TERs im Vergleich zu vielen anderen Anlageklassen recht eng beieinander liegen, klaffen die Spreads in unserem Fallbeispiel relativ weit auseinander. Der günstigste ETF im Handel war mit 2 Basispunkten der Lyxor ETF Euro Cash. Der teuerste ETF war der kleinvolumige Amundi ETF EONIA mit einem Spread von durchschnittlich 15 Basispunkten. 


Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass an den 5 Handelstagen vom 22. bis 28. Juni die Börsen Mailand und Zürich die günstigsten Handelskonditionen bei Geldmarkt-ETFs aufwiesen. Die LSE oder Frankfurt kommen in unserer Auswertung dagegen nicht vor. 


Tabelle: Marktführer db x-trackers und Lyxor haben auch im Handel die Nase vorn




Bei der Analyse der Handelskosten ist jedoch anzumerken, dass den Geldmarktprodukten verschiedene Basiswerte zugrunde liegen: Seitdem die Deutsche Bank mit einem EONIA-Produkt auf den Markt kam, gibt es keine Standard-Methode mehr, um Geldmarkt-Aktivitäten abzubilden. Der EONIA-Zinssatz spiegelt die Höhe der Zinsen wider, zu denen unbesicherte Ausleihungen in Euro auf dem Interbankenmarkt im Euro-Währungsraum getätigt werden können. Wer diesen Zinssatz abbilden will, kann das nur mit einem synthetischen Produkt tun, da der EONIA kein Index, sondern einen Zinssatz darstellt.


Wer dagegen auf herkömmliche Kurzläufer setzen will, kann durchaus zu voll replizierenden Produkten greifen. Beim eb.rexx Money Market, auf den iShares einen ETF aufgesetzt hat, handelt es sich um deutsche Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von zwischen einem Monat bis einem Jahr. Streng genommen handelt es sich bei diesem ETF also nicht um Euro-Geldmarktinstrumente.


Mit Blick auf EONIA-ETFs gibt es hinsichtlich der Merkmale keine Unterschiede zwischen den Produkten der verschiedenen Anbieter, weshalb die hohen Spreads bei den ETFs von Credit Suisse und Amundi beachtenswert sind. Erwähnenswert ist mit Blick auf Eonia-ETFs auch, dass EONIA im Zuge der Finanzkrise nicht mehr den EZB Repo-Satz abbildet, sondern den EZB-Einlagensatz, der wesentlich niedriger ist. Doch Anleger, die beim EONIA Tracking eine Rendite von unwesentlich mehr als 0% vereinnahmen mögen sich trösten: Bei der jüngsten Emission sehr kurzlaufender deutscher Staatsanleihen wurden 0-%-Kupons aufgerufen. Insofern dürften auch voll replizierende Produkte wie das von iShares nicht wesentlich mehr Rendite als die Eonia-ETFs abwerfen.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.