Die Highlights der Indexwoche: ETF Times

Nachdem Swap-basierte ETFs im letzten Jahr die Risiken ihrer Produkte weiter reduziert haben, schränken nun Anbieter physischer ETFs die Wertpapierleihe ein. 

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer der Woche unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die neugelisteten Produkte in Europa.


ETF Markt 


Die Flut neuer Indizes hält weiter an. Wie Anfang der Woche bekannt wurde, hat STOXX den EURO iSTOXX 50 Equal Risk Index auf den Markt gebracht. Dem neuen Index dient der EURO STOXXX 50 Index als Grundlage, wird aber anders gewichtet. Der Strategieindex basiert auf der Modernen Portfoliotheorie und soll eine maximale Risikodiversifikation erreichen. Dabei kombiniert der Index die Minimum-Variance- mit der Gleichgewichtungsstrategie. Bei der monatlichen Indexanpassung wird eine Kovarianz-Matrix der 50 Indexbestandteile erstellt, und die Aktien werden so gewichtet, dass jede denselben Anteil vom Gesamtrisiko des Index repräsentiert. Die Kovarianz wird auf Basis des täglichen Schlusskurses der vergangenen zwölf Monate berechnet. 


Auch bei dieser Strategie handelt es sich um einen Versuch, den Markt mit einem besseren Risiko-Rendite Profil abzubilden. Aber wie bei jeder anderen Gewichtungsmethode gibt es auch hier eine Reihe an Vor- und Nachteilen. Nachteile könnten für Anleger hier während bzw. nach Marktkrisen entstehen. Generell erhöht sich die Korrelation während einer Marktkrise und „normalisiert“ sich in der anschlieβenden Erholungsphase. Dies hat zur Folge, dass die Kovarianz-Matrix eines derart verfassten Index nach einer gerade durchlebten Marktkrise nicht optimal ist. Wichtig ist daher, dass Investoren die Methodologie von Indizes verstehen, um derartige potenzielle Fallstricke zu erkennen - das vermeidetböse Überraschungen .


Die Ratingagentur S&P Capital IQ bringt ein neues Bewertungssystem für ETFs auf den Markt, wie Reuters diese Woche berichtet. Hierbei soll unter anderem betrachtet werden, wie genau die ETFs die Wertentwicklungen von Indizes in der Vergangenheit abgebildet haben und wie wahrscheinlich ihnen das in der Zukunft gelingen wird. Aber auch die Kosten, die Replikationsmethode und das Team hinter den Produkten sollen analysiert werden. Ein ETF-Rating ist in Europa angesichts der verschiedenen Replikationsmethoden jedoch nicht ganz einfach. 


In der Finanzwelt geht es immer darum, das Risiko und die Rendite gegeneinander abzuwägen. Generell gilt: je höher das Risiko, desto höher sollte die Rendite sein. Dies ist bei ETFs nicht anders. Auf der einen Seite steht die Rendite. Hierfür sollte der Tracking-Unterschied betrachtet werden, was recht einfach ist. Je besser der ETF seinen Index abbildet, desto besser ist er. Auf der anderen Seite der Medaille steht jedoch das Risiko. Vor allem ist es schwierig, das Kontrahentenrisiko bei Swap-basierten ETFs mit dem Risiko zu vergleichen, das ETFs mit Wertpapierleihe innewohnt. Wo liegt der Unterschied zwischen einem ETF, der 100% seiner Wertpapiere ausleiht und einem Swap-basierten ETF? Zudem schwankt die Quote der verliehenen Wertpapiere in einem ETF. Dies impliziert, dass ein effizientes Rating dynamisch sein müsste. Dies ist ein grundsätzliches Problem, das auch nicht dadurch verschwindet, dass Anbieter im Durchschnitt deutlich weniger als 100% ihrer ETF-Portfolios ausleihen. 


Zudem ist auch der Vergleich von synthetischen ETFs miteinander hinsichtlich des Kontrahentenrisikos nicht ganz einfach. Welcher ETF ist „sicherer“: ein ETF, der seinen Swap mit 105% Staatsanleihen überbesichert oder ein ETF, der zu 120% auf Standardwerte setzt? Wie bei allen Ratings sollten Investoren genau verstehen, wie diese erstellt werden, um die Aussagekraft beurteilen zu können.


Apropos Wertpapierleihe: Marktführer iShares hat kürzlich die Quote an Wertpapieren, die aus ihren ETFs verliehen werden können, auf 50% beschränkt. Diese Regelung geht auf das Verlangen von Investoren zurück, hatte iShares zur Begründung mitgeteilt. Offenkundig zeigen sich einige Anleger über die durch die Wertpapierleihe entstehenden Kontrahentenrisiken besorgt. ETFlab hatte einen ähnlichen Schritt bereits im vergangenen Jahr unternommen. Im Zuge der sich zuspitzenden Finanzkrise hatte der ETF-Anbieter der Sparkassen im Oktober 2011 die Wertpapierleihe bei allen sechs ETFs auf die Deutsche Börse EUROGOV Germany-Indizes auf 50% begrenzt. Im Dezember 2011 wurde die Wertpapierleihe für diese ETFs dann vorläufig komplett eingestellt.


Wie diese Woche bekannt wurde, verliert der gröβte Anbieter für Rohtsoff-ETPs, ETF Securities, seinen Chef für Deutschland und Österreich. Im beidseitigen Einvernehmen hat man sich von Nigel Longley nach vier Jahren Betriebszugehörigkeit getrennt. 


ETF Markt – Neuemissionen


Wie bereits in einer unserer vorherigen Ausgaben angekündigt, hat diese Woche die UBS 66 ihrer in Irland bzw. Luxembourg domizilierten ETFs an der Londoner Stock Exchange listen lassen. 


PIMCO hat diese Woche in Zusammenarbeit mit Source den PIMCO German Government Bond Index Source ETF an der Deutschen Börse gelistet. Mit diesem ETF können Anleger an der Wertentwicklung deutscher Staatsanleihen teilnehmen. Die Anleihen müssen eine Restlaufzeit von mindestens einem Jahr sowie ein ausstehendes Volumen von mindestens zwei Milliarden Euro haben.


Julius Bär ist diese Woche in das Geschäft mit aktiven ETFs eingestiegen. Die Schweizer Bank hat vier so genannte Smart Equity ETFs an der Deutschen Börse gelistet. Die ETFs sind die ersten physischen aktiven Aktien-ETFs in Europa. Bis jetzt wurden aktive Aktien-ETFs nur als Swap-basierte Produkte auf den Markt gebracht. Generell ist der Turnover bei aktiven Produkten recht hoch. Ein aktiver Investmentfonds kann ohne weiteres 100% seines Portfolios im Jahr umschichten. Dies bringt natürlich relativ hohe Handelskosten mit sich. Bei synthetischen ETFs, welche einen aktiven Index abbilden, fallen diese Zusatzkosten nicht direkt an, haben also generell einen Kostenvorteil. Die ETFs von Julius Bär investieren jeweils in bis zu 200 Aktien und verzichten auf den Einsatz von Derivaten wie Swaps, Futures und Optionen. Auch die Wertpapierleihe ist nicht gestattet. Die ETFs vereinen zudem zwei verschieden Stratgien – Trendfolge und den Value-Ansatz.


Auch Lyxor hat zwei neue ETFs an der Börse in Paris gelistet. Der LYXOR ETF SMARTIX EURO iSTOXX 50 Equal Risk bildet den eingangs erwähnten iSTOXX 50 Equal Risk Index ab. Auch der zweite ETF bildet einen Strategieindex ab. Der Lyxor ETF MSCI WORLD Risk Weighted bietet Investoren Zugang zur Wertentwicklung des MSCI World Index, jedoch mit einer anderen Gewichtung. Anstatt der üblichen Gewichtung anhand der Marktkapitalisierung ist dieser Index nach der Volatilität der Aktien gewichtet; volatilere (sprich: riskantere) Aktien sind niedriger gewichtet als Aktien mit einer niedrigen Volatilität.




ETF Markt – Gewinner und Verlierer


Wie auch in der vergangenen Woche sind auch in dieser Woche Rohstoffe die großen Gewinner am Markt. Insbesondere Getreide leidet weiterhin unter den Wetterbedingungen. Es gab einen nassen und wechselhaften Frühling, niedrige Temperaturen und wenig Sonne für den dritten Monat in Folge, was die Preise treibt.

Auf der Verliererseite sind diese Woche Edelmetalle;  insbesondere Palladium hat unter schlechten Konjunkturdaten gelitten. Der US-Einkaufsmanagerindex letzte Woche enttäuschte und auch Chinas Wirtschaft schwächelt. Dennoch zeigt sich der Automarkt in den US und China weiterhin robust. Die Autoindustrie hat 2011 ca. 60% der Palladiumnachfrage ausgemacht. 

 



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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.