Als der Euro Stoxx 50 zurückkam

Im Juni fassen sich Anleger ein Herz und kaufen Aktien-ETFs/Gold-Produkte ebenfalls gefragt/Der Morningstar ETF-Absatzbericht. 

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Wohl selten ist der Unterschied zwischen Anlegern, die klassische Investmentfonds kaufen und ETF-Investoren so klar zutage getreten wie im abgelaufenen Monat: Während aktiv verwaltete Fonds unverändert im Juni unter der Risikoaversion der Anleger litten und die Absatzbilanz auch zur Jahresmitte tiefrot ausgefallen ist, haben ETF-Anleger viel stärker – und schneller - auf die Erholung der Aktienmärkte reagiert. Wie die Morningstar ETF-Absatzzahlen zeigen, konnten Aktien-ETFs im Juni mit 1,12 Milliarden Euro relativ hohe Zuflüsse verbuchen, ebenso wie Rohstoff-Produkte, die 1,33 Milliarden Euro netto einsammeln konnten. Dagegen mussten Bond-ETFs erstmals in diesem Jahr Abflüsse hinnehmen. Auch alternative Index-Produkte sahen leichte Abflüsse, wie aus der unteren Tabelle hervorgeht.


Tabelle: Im Juni punkten Rohstoffe und Aktien; 2012 sind Bonds top 



Absatz in Millionen Euro, Zahlen in Klammern=Abflüsse, Stand: 30.6., Quelle: Morningstar Direct.


Ein Blick auf die am meisten gefragte Produktgruppe der Rohstoff-ETFs und –ETCs zeigt, dass hinter den Zuflüssen ausschließlich eine Edelmetall- bzw. Gold-Story steckt. Außer Gold-ETFs und –ETCs mussten alle anderen Rohstoff-Kategorien im Juni sogar Abflüsse hinnehmen. Dabei profitierte vor allem der Marktführer in dieser Anlageklasse, ETF Securities. Die Briten, die ansonsten wenig Fortune mit Aktien-Produkten haben und bereits etliche Aktien-ETFs vom Markt nehmen mussten, konnten im Juni 655 Million Euro an Nettozuflüssen in Gold-ETCs verbuchen. Dabei gingen 442 Millionen bzw. 292 Millionen Euro in den ETFS Physical Gold bzw. den ETFS Gold Bullion Securities. Auch die Schweizer ZKB konnte durch das wiedergefundene Interesse an Gold profitieren. Insgesamt platzierten Anleger 282 Millionen Euro bei den Gold-Fonds der ZKB. 


Im Gegensatz zum offenbar gelungenen Timing bei Aktien-ETFs kauften Anleger Gold-Produkte in einen leicht fallenden Markt hinein: Der Goldpreis war im Juni leicht rückläufig. Dies gilt für die gesamte Zeit seit Anfang März: seitdem sackte der Preis der Feinunze Gold von zeitweilig knapp 1.800 US-Dollar auf rund 1.590 US-Dollar per Mitte Juli.


Zur Jahresmitte mauserten sich Bond-ETFs zu den Anlegerfavoriten der ersten Jahreshälfte: 2,92 Milliarden Euro flossen in diese Produkte in den ersten 6 Monaten, mehr als in jede andere ETF-Kategorie. Rohstoff-ETFs - auch hier wiederum vor allem Goldprodukte - folgten mit großem Abstand auf Platz 2 mit Zuflüssen von 1,86 Milliarden Euro. 


Eine erstaunliche Trendumkehr zeigte sich im Juni bei Eurozonen-Aktien und deutschen Standardwerten. Vor allem der Turn-around bei ETFs, die den Euro Stoxx 50 Index abbilden, war erstaunlich: Mit Zuflüssen von 647 Millionen Euro konnten Eurozonen-Aktien-ETFs erstmals in diesem Jahr nennenswerte Zuflüsse erzielen. Selbst der bis dato schwer gebeutelte Lyxor Euro Stoxx 50 konnte Netto-Neuinvestitionen verbuchen. Ein Blick auf das Bild von vor einem Jahr zeigt allerdings, wie schwer Lyxor unter der Eurokrise zu leiden hatte: Das verwaltete Vermögen im europaweit größten Euro Stoxx 50 ETF schmolz seit Juni 2011 von 5,46 Milliarden auf 3,86 Milliarden Euro zusammen. 


Gefragt waren im Juni auch globale Standardwerte-ETF, vor allem ETFs auf den MSCI World, sowie ETFs auf den französischen CAC 40 und DAX. Die Absatzbilanz der beiden letzteren ETF-Gruppen bleibt in den diesem Jahr indes tiefrot. Verkauft wurden im Juni indes Global Emerging Markets Aktien sowie China- und Asien (ex Japan)-ETFs. 


Tabelle: Bei Aktien punkten im Juni Europa-ETFs - Schwellenländer werden verkauft



Absatz in Millionen Euro, Zahlen in Klammern=Abflüsse, Stand: 30.6., Quelle: Morningstar Direct. 


Auch wenn der bis dato positive Absatztrend 2012 bei Bond-ETFs im vergangenen Monat gebrochen wurde, deuten die Zuflüsse bei einzelnen Kategorien im Juni auf eine gewisse Kontinuität: Gekauft wurden für die Rendite Schwellenländer- und Unternehmensanleihen-Bonds und für die Sicherheit US-Dollar-Inflationsschutz- und britische Staatsanleihen, wie aus der Tabelle hervorgeht. 


Tabelle: Bonds für die Sicherheit, Bonds für die Rendite



Absatz in Millionen Euro, Zahlen in Klammern=Abflüsse, Stand: 30.6., Quelle: Morningstar Direct. 


Die Einzelfonds-Ebene illustriert die großen Absatztrends des ersten Halbjahres: Unternehmensanleihen, Gold, Emerging Markets Bonds, aber auch exotische ETFs wie das Volatilitätsprodukt von Source Nomura waren die Zugpferde im ETF-Vertrieb. Allerdings musste der Source Nomura Voltage Mid-Term im Juni Abflüsse hinnehmen, was angesichts der freundlichen Aktienmärkte nicht verwunderlich ist. 


Ungeachtet der Zuflüsse in Euro-Stoxx-50 und Dax-ETFs im Juni bleibt die Absatzbilanz bei Euroland-Aktien zum Halbjahr negativ, wie ein Blick auf den unteren Bereich der Tabelle zeigt. 


Tabelle: Die ETFs und ETCs mit den höchsten Zuflüssen im ersten Halbjahr 






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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich