Die Highlights der Indexwoche: ETF Times

Die ESMA hat diese Woche die endgültigen Richtlinien für ETFs veröffentlicht; große Überraschungen gab es jedoch nicht / Die Morningstar ETF-Kolumne.

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neugelisteten Indexprodukte.

ETF Markt
Die langerwarteten Richtlinien der ESMA für ETFs und weitere Fonds wurden diese Woche veröffentlicht. Im Großen und Ganzen gab es keine wirklichen Überraschungen, da die Ergebnisse mehr oder weniger erwartet worden waren. Wir werden uns daher nur den drei Highlights widmen, die insbesondere für Investoren interessant sind.

1.    Einnahmen aus der Wertpapierleihe
In Zukunft müssen Fonds die gesamten Einnahmen aus der Wertpapierleihe, abzüglich Kosten, an die Investoren weiterreichen. Dies ist ein sehr willkommener Schritt, da durch die Wertpapierleihe ein zusätzliches Risiko entsteht. In der Vergangenheit trugen Investoren 100% des Risikos, erhielten aber nicht 100% der Einnahmen. Dies wird sich in Zukunft ändern und ist daher ein Gewinn für die Anleger, die sich auf hoffentlich bessere Renditen freuen können. Den Fondsgesellschaften wird jedoch eine ganze Stange Geld entgehen.

2.    Indextransparenz
Die ESMA verlangt zukünftig von den Indexanbietern mehr Transparenz in Bezug auf die Berechnung und Zusammensetzung derjenigen Indizes, welche von ETFs und anderen UCITS-Fonds abgebildet werden. Den Nutzen höherer Transparenz habe ich bereits Anfang des Jahres in dem Artikel „In Sachen Transparenz müssen Indexanbieter nachziehen“ diskutiert. Auch dieser Schritt ist im Sinne des Anlegerschutzes.

3.    Kennzeichnung
In Zukunft müssen UCITs-ETFs als solche klar erkennbar sein und „UCITS ETF“ als Kennzeichnung führen. ETPs, die nicht den UCITS-Richtlinien entsprechen, dürfen weder die Bezeichnung „ETF“ noch “UCITS Exchange-Traded Funds” benutzen. Aufgrund der aktuellen „Buchstabensuppe“, was die Produktbezeichnungen angeht, macht dies durchaus Sinn und ist damit zu begrüßen. In unserer Artikelserie können Investoren sich die „Buchstabensuppe“ bei Exchange Traded Products im Detail erklären lassen.

Insgesamt sind wir bei Morningstar mit den neuen Richtlinien zufrieden. Sie befinden sich im Großen und Ganzen im Einklang mit unserer Stellungnahme vom März 2012, wo wir uns zu dem letzten Entwurf der ESMA geäußert hatten.
 
Um beim Thema Indizes zu bleiben: Mit der Veröffentlichung des S&P GIVI China A-Share Index, setzt S&P Dow Jones die Indexflut fort. Dieser Index ist der erste seiner Art und kombiniert geringere Volatilität mit einer alternativen Gewichtungsmethode, die Aktien anhand ihres berechneten intrinsischen Wertes und nicht nach deren Marktkapitalisierung gewichtet. Ziel ist es, Investoren einen besseren risikoadjustierten Marktzugang zu chinesischen A-Aktien zu ermöglichen.

Wir haben in letzter Zeit oft kritisch hinterfragt, ob diese Indexflut für Investoren überhaupt sinnvoll ist. Da passt es gut, dass Vanguard diese Woche einen Researchbericht zu diesem Thema veröffentlicht hat. In der Studie hat Vanguard neue Gewichtungsmethoden untersucht und ihre historische Rückrechnung mit der Live-Performance verglichen. Der US-Anbieter kritisiert, dass viele Indizes heutzutage nicht als sinnvolles Tool zur Messung der Wertentwicklung bestimmter Märkte aufgelegt werden, sondern vielmehr als Marketinginstrumente für ETFs. Dies geht in dieselbe Richtung wie die Kritik, die ich in der Vergangenheit oft selbst diesbezüglich geäußert habe. Laut Vanguard schlagen die neuen Gewichtungsmethoden in der Rückrechnung 87% des US-Marktes. Sobald diese Indizes jedoch live gehen, sind es lediglich noch 51%. In den 5 Jahren bevor die Indizes auf den Markt gekommen sind, konnten diese ein Alpha bzw. Smart Beta von ca. 10% generieren. In den 5 Jahren der Live-Performance lag das Alpha durchschnittlich bei -1%. Anlagestrategien werden meist anhand historischer Daten entwickelt. Ein Smart Beta von 10% bei der Rückrechnung ist daher wenig überraschend, da dies die Zielsetzung bei der Entwicklung neuer Gewichtungsmethoden ist: Finde eine Anlagestrategie, die hohe Zusatzerträge mit vergleichbarem, bzw. geringerem Risiko erwirtschaften kann bzw. konnte.

Schaut man sich aber die letzten Jahrzehnte genauer an, stellt man schnell fest, dass sich die Dynamik der Märkte stark verändert hat. Was also vor 10 Jahren noch eine erfolgreiche Anlagestrategie darstellte, muss heute nicht mehr zwangsläufig funktionieren. Daher ist die schlechte Live-Performance, zumindest für mich, wenig verwunderlich. Investoren sollten bei Indizes also immer genauer hinterfragen, warum die Strategie in der Vergangenheit gut funktioniert hat und ob diese Eigenschaften heute weiterhin Bestand haben. Durch die steigende Integration und den vollelektronischen Handel, werden die Märkte zunehmend effizienter, was es schwierig macht, Alpha zu erzielen.

Um beim Thema Vanguard zu bleiben: Wir hatten bereits vor einigen Wochen erwähnt, dass Vanguard mit ihren sehr günstigen Produkten versucht, den europäischen Markt von hinten aufzurollen. Eine Umfrage des Wiesbadener Beratungsunternehmens MC4MS und der Universität Mainz dürften dem US-Anbieter jedoch nicht allzu viel Mut in ihren Anstrengungen machen. Der Studie zur Folge wechseln zwar 70% der Privatanleger regelmäßig den Anbieter, aber bei nur 42% stehen niedrige Managementgebühren im Vordergrund. Sprich, solange Vanguard es nicht schafft eine weitverbreitete, anerkannte Marke in Europa zu etablieren, wird sich der Anbieter schwer tun, Marktanteile im großen Stil zu erwerben. 

Die britische Regierung veröffentlichte diese Woche ein Gutachten, das vor Indexprodukten warnt. Darin heißt es, dass Indexprodukte zwar viele Wertpapiere beinhalten, was jedoch nicht zwangsläufig bedeutet, dass es sich dabei um diversifizierte Portfolios handelt. Beispielsweise können Sektoren oder bestimmte Regionen innerhalb eines Index unverhältnismäßig hoch gewichtet sein. Indizes, die eine Gewichtung anhand von Fundamentaldaten vornehmen, lösen diese Problematik auch nur teilweise, da diese Methode selbst mit einer Reihe von Problemen behaftet ist. Viele Gewichtungsmethoden können zu Konzentrationen führen. Beispielsweise gewichtet der PowerShares FTSE RAFI Emerging Markets Finanz- und Energiewerte höher als der iShares MSCI Emerging Markets. In der Tat ist Diversifikation jedoch das A und O der Kapitalanlage und Investoren sollten nicht einfach darauf vertrauen, dass Indizes ausreichend diversifiziert sind. Hier sind die Anleger selbst gefragt und müssen ihre Hausaufgaben machen. Was alles bei der Indexkonstruktion zu beachten ist, können sie hier nachlesen.

ETF Markt – Neuemissionen

Marktführer iShares war diese Woche wieder sehr aktiv und hat neun ETFs an der Deutschen Börse gelistet. Zum einen hat iShares acht Anleihen-ETFs zugelassen, welche Anlegern erstmals die Möglichkeit geben, gezielt an der Wertentwicklung von in Euro denominierten Staatsanleihen einzelner Länder der Eurozone zu partizipieren. Innerhalb der einzelnen länderspezifischen Indizes sind die Anleihen gleichmäßig über die verschiedenen Laufzeiten verteilt.

Desweiteren hat iShares den ETF „iShares Morningstar $ Emerging Markets Corporate Bond“ in Frankfurt auf das Parket gebracht. Investoren erhalten hierdurch Zugriff auf in US-Dollar denominierte Unternehmensanleihen der Schwellenländer. Zurzeit setzt sich der Index aus Anleihen von Unternehmen mit Sitz in Afrika, Asien (ohne Japan), Lateinamerika, Naher Osten und Osteuropa zusammen.

Der französische ETF-Anbieter Amundi hat diese Woche zwei seiner ETFs an der London Stock Exchange gelistet. Mit dem „Amundi ETF MSCI World Energy“ können Investoren an der Wertentwicklung von circa 100 Unternehmen weltweit aus dem Energiesektor teilnehmen. Der „Amundi ETF MSCI World Financials“ bietet Investoren hingegen den Zugang zu ungefähr 300 Unternehmen aus dem globalen Finanzsektor.



ETF Markt – Gewinner und Verlierer


Insgesamt sehen wir diese Woche ein sehr gemischtes Bild ohne wirklich klaren erkennbaren Trend. Dies lag sicherlich zum einen an den generell volatilen Märkten. Zu Beginn der Woche belasteten die immer lauter werdenden Spekulationen um einen Euroaustritt Griechenlands und die Zuspitzung der Schuldenkrise in Spanien die Börsen. Zudem hat Moody’s zu Wochenbeginn den Ausblick für Deutschland, die Niederlande und Luxemburg auf „Negativ“ gesetzt und droht mit einer Herabstufung. In der zweiten Wochenhälfte konnten dann Kommentare der EZB wieder für etwas Kauffreude sorgen. Am Donnerstag erklärte EZB-Präsident Mario Draghi, dass die Zentralbank zu allem bereit sei, um die Gemeinschaftswährung zu schützen. Die Aktienmärkte nahmen dies freudig auf und verbuchten ihren besten Tag seit fast einem Monat. Der Bankensektor stieg alleine gestern um 4,2%. Auf der anderen Seite haben einige schlechte Wirtschaftsdaten Rohstoffe, insbesondere Industriemetalle, in dieser Woche belastet.


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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.

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