Alternativ gewichtete Indizes sind teurer

Bei den Handelskosten für Produkte auf alternativ gewichtete Indizes müssen Investoren weitaus tiefer in die Tasche greifen. Zwar kann Ossiam mit einem durchschnittlichen ETF auf einen Index, der anhand der Marktkapitalisierung gewichtet ist, mithalten. Im Vergleich zum günstigsten ETF liegt der Anbieter jedoch weit abgeschlagen / Der wöchentliche ETF-Spread-Bericht. 

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ETFs sind günstig, aber nur dann, wenn man die Feinheiten im Handel beachtet. Zum Selbstverständnis der ETF-Branche gehört es, Investoren einen günstigen Zugang zu Risikoquellen zu verschaffen. Die ausgewiesenen Kosten sind im Vergleich zu denen aktiv verwalteter Fonds günstig. Während bei Aktienfonds im Schnitt Gesamtkostenquoten (TER) von 1,8 % jährlich anfallen, liegen die Kosten von Aktien-ETFs im Schnitt europaweit bei 0,46%.

Allerdings sind die TERs nur ein Teil des Bildes. Bei ETFs kommen Handelskosten hinzu, die im Gegensatz zum Ausgabeaufschlag von aktiven Fonds je nach Produkt, Zeit und Handelsplatz stark schwanken können. Insofern gibt die TER nicht das gesamte Bild der Kosten eines ETFs wider. Vor allem die Handelskosten eines ETFs können ins Kontor schlagen (lesen Sie h

ier mehr zum Thema "Kosten für ETF-Anleger").

Der Spread ist die Spanne zwischen An- und Verkauf eines Produkts, die sowohl im börslichen als auch im außerbörslichen Handel entsteht (Lesen Sie hier, wie die Handelsspannen bei ETFs zustande kommen). Um Anlegern einen besseren Überblick zu ermöglichen, berichten wir jede Woche über die Handelskosten einer ausgewählten ETF-Kategorie. Dabei prüfen wir den durchschnittlichen Spread, der an den vorangegangenen 5 Handelstagen angefallen ist. Der durchschnittliche Spread an den 5 Tagen setzt sich aus tausenden von Datenpunkten zusammen und bildet das Sortierkriterium unseres wöchentlichen Rankings. Bei der Auswahl entscheiden wir uns für den Börsenplatz in Europa mit den günstigsten Handelskonditionen.

In der Vergangenheit haben Index-Anbieter und auch ETF-Anbieter immer wieder mit Produkten auf sich aufmerksam gemacht, denen eine alternative Gewichtung zugrunde liegt. Wir haben den Nutzen dieser Produkte für Investoren oft hinterfragt und auch Vanguard hatte zu diesem Thema bereits eine Studie veröffentlicht. Doch neben der Rendite und den Managementgebühren spielen ja bekanntlich die Spreads ebenfalls eine große Rolle. Diese Woche schauen wir uns also Spreads von ETFs auf alternativ gewichtete Indizes für europäische Standardwerte an und vergleichen diese mit den Durchschnittsspreads für ETFs, die sich der üblichen Gewichtung nach der Marktkapitalisierung behelfen.
Der durchschnittliche, anhand der Marktkapitalisierung gewichtete ETF, kostet 30 Basispunkte und wies in der Handelswoche vom 1. Bis 7. August einen Spread von 16 Basispunkten auf.
Der günstigste ETF auf alternativ gewichtete Indizes ist der Ossiam ETF STOXX Europe 600 Equally Weighted Index mit einem durchschnittlichen Spread von ebenfalls 16 Basispunkten und einer TER von 35 Basispunkten. Ossiam liegt mit ihrem Spread damit im Mittelmaß, ist aber überdurchschnittlich teuer. Der günstigste ETF auf einen traditionell nach der Marktkapitalisierung gewichteten Index weist einen Spread von lediglich 2 Basispunkten auf und liegt damit weit unter dem Produkt von Ossiam. Auch bei den Kosten ist das günstigste konventionelle Produkt mit 15 Basispunkten weitaus preiswerter zu bekommen als der ETF von Ossiam.
 

 
Die übrigen Anbieter zeigen mit Spreads von bis zu 40 Basispunkten wesentlich teurere Produkte auf. Ossiam belegt dabei mit ihrem Ossiam ETF Europe Minimum Variance ETF den zweiten Platz mit einem Spread von 35 Basispunkten und einer TER von 65 Basispunkten; ist damit also wesentlich teurer. Schlusslicht bildet der Lyxor ETF FTSE RAFI Europe ETF mit einem Spread von 40 Basispunkten und einer TER von 60 Basispunkten.

Die höheren Spreadkosten lassen sich teilweise dadurch erklären, dass es für Market Maker etwas schwieriger sein dürfte, sich adäquat abzusichern. Im Vergleich zu einem gängigen Index, wie z.B. dem Euro STOXX 50 Index, gibt es für die zugrundeliegenden alternativ gewichteten Indizes keinen Futuresmarkt, daher ist das Hedging etwas schwieriger bzw. teurer, was sich im Spread widerspiegelt. Zudem sind ist der Lyxor ETF FTSE RAFI Europe ETF mit einem verwalteten Vermögen von unter 10 Millionen Euro relativ klein.

Der STOXX Europe 600 Equally Weighted Index nimmt sich den STOXX Europe 600 Index als Grundlage und gewichtet alle Indexkomponenten gleich. Dies hat zur Folge, dass Finanzwerte bei Ossiam höher gewichtet sind, Konsumgüter jedoch geringer. Außerdem ist Großbritannien im STOXX Europe 600 Equally Weighted geringer gewichtet, wohingegen Frankreich ähnlich stark in beiden Indizes vertreten ist.

Auch dem iSTOXX Europe Minimum Variance Index dient der STOXX Europe 600 Index als Ausgangspunkt. Hierbei werden jedoch nur die 300 liquidesten Aktien ausgewählt und derart gewichtet, dass der Index eine möglichst geringe Volatilität aufweist. Der entstehende Index gewichtet Finanzwerte, im Vergleich zum STOXX Europe 600 Index, stark unter und Verbrauchsgüter und Verbrauchsservices werden dagegen übergewichtet. Auf Länderebene werden bei unserem alternativen Index Großbritannien und die Schweiz stark übergewichtet, wohingegen Frankreich nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

Der FTSE-RAFI Europe Index gewichtet seine Indexkomponenten anhand des Fünfjahresdurchschnitts der fundamentalen Kriterien Buchwert, Erlöse, Cash-Flow und Dividendenzahlungen. Auch bei dieser Gewichtungsmethode werden Finanz- und Energiewerte leicht übergewichtet. Großbritannien wird hingegen im Vergleich zum STOXX Europe 600 Index leicht untergewichtet.

Neben den generellen Vor- und Nachteilen der verschiedenen Gewichtungsmethoden sollten sich Investoren also zudem über die unterschiedlichen Sektor- und Ländergewichtungen im Klaren sein, damit es am Ende keine unerwarteten Überraschungen gibt.


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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.